Fußball

Richtig, richtig gut: Alle Achtung Wolfsberg! Erster Heimsieg, erster Aufstieg und 2,65 Millionen

Donnerstag um 22.50 Uhr erreichte der Jubel im nebligen Klagenfurter Wörthersee-Stadion Rekordausmaße. Da war mit dem ersten Heimsieg des Wolfsberger  AC in der Europa League, dem 1:0 (0:0) gegen Feyenoord Rotterdam der größte Erfolg in der Klubgeschichte perfekt. Der erste Aufstieg in die k.o.-Phase eines Europacupbewerbs, den bei der  Auslosung vor drei Monaten keiner erwarten durfte, Geschichte geschrieben. Der größte Außenseiter in der Gruppe schaffte es, aufzukommen. Wer hätte den Kärntner vor drei Monaten vor der  Auslosung zugetraut, Feyenoord zweimal zu schlagen, gegen ZSKA Moskau ungeschlagen zu bleiben, auswärts 1:0 zu gewinnen? Nur die kühnsten Optimisten. Wolfsbergs Aufstieg ist ein Meilenstein für einen sogenannten kleinen Klub aus dem Lavanttal, der zeigte: Mit viel Herz und Zusammenhalt ist alles möglich. Auch Riesen über den Kopf zu wachsen. Für Feyenoord und ZSKA Moskau wird es ebenso unfassbar sein an Wolfsberg gescheitert zu sein wie für Rapid gegen Molde den Kürzeren gezogen zu haben.  Didi Kühbauer war vor fünf Jahren  der Trainer, der Wolfsberg erstmals auf einen Europacupplatz geführt hatte. Vier Jahre später erreichte Wolfsberg mit Ex-Rapidler Ferdinand Feldhofer als Trainer  die k.o.-Runde der Europa League, Kühbauer mit Rapid nicht. Geschichten, die der Fußball schreibt.

Feldhofer, der viel Wissen und Leidenschaft vereint, schlug nach dem Abpfiff die Hände vors Gesicht, schaute kurz in den Nachthimmel, ballte die Fäuste zum Jubel, ging zu Feyenoord Trainer Dick Advocaat. Verbeugte sich vor dem 73 jährigen. Wirkte fast wie eine Entschuldigung, dass er für das letzte Europacupspiel in Advocaats Trainerkarriere gesorgt hatte. Die Marschroute, Feyenoord den Ball zu überlassen, ging auf. Am Ende hatte Wolfsberg zwar nur 33 Prozent Ballbesitz, aber das erreicht, was Feldhofer wollte. Für das Goldtor sorgte der serbische U 21-Teamstürmer Dejan Joveljic, die Leihgabe von Adi Hütters Eintracht Frankfurt, schon nach 31 Minuten nach Vorarbeit von Youngster Matthäus Taferner per Kopf (Bild oben).  Danach hätte Feyenoord zwei Tore schießen müssen, um Wolfsbergs Aufstieg zu verhindern. In der zweiten Hälfte, in der Feldhofer nach 61 Minuten mit Nemanja Rnic einen dritten Innenverteidiger brachte und damit Beton anrührte, kam Feyenoord erst in der 79. Minute zum ersten  Torschuss. Bevor es eine Chance zum Ausgleich gab, hatte Kapitän Michael Liendl das 2:0 am Fuss.

Über die Passqualität der Partie sollte man besser nicht nachdenken. Am Ende zählte nur der Aufstieg mit Riesenjubel. Wolfsberg verdiente bisher in der Europa League durch drei Siegesprämien, ein Unentschieden, den Aufstieg als Zweiter und das „Startgeld“ im Sechzehntelfinale  stolze 2,65 Millionen Euro. Das ist in schweren Corona-Zeiten geradezu ein finanzieller Segen. „So einen Coup wird uns nicht so schnell einer nachmachen“, behauptete Trainer Alexander Kofler. Niemand konnte Liendl widersprechen, als er meint: „Wir haben das verdient“. Nachher stürmten die Aufsteiger den Pressekonferenz-Raum, feierten dort ihren Trainer ab, als er den historischen Erfolg kommentierte. Wolfsberg ist bei der Auflosung im gleichen Topf wie Red Bull Salzburg, kann mit Ausnahme von Dinamo Zagreb die gleichen Gegner bekommen. Beide haben im ersten Spiel am 18. Februar Heimvorteil.

Auch der LASK feierte zum bereits vorher feststehenden Abschied von der Europa League einen Sieg. 3:1 (1:0) bei  Bulgariens Meister Ludogorez Razgrad nach 0:1, von der 56. bis zur 67. Minute erzielten Philipp Wiesinger, Rene Renner aus dem zweiten Elfmeter und der Däne Mads Madsen die Tore. Thomas Goiginger vergab knapp vor der Pause einen Elfmeter. Der dritte Sieg gelang ohne Kapitän Gernot Trauner, der aus privaten Gründen in Linz geblieben war, ohne den verletzten Peter Michorl. Das brachte die Abschiedsprämie von 520.000 Euro. Auch nicht schlecht. Aber mit zehn Punkten ausgeschieden zu sein, bedeutet ein Ärgernis. Wolfsberg stieg mit zehn auf.

Foto: UEFA.

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