Fußball

So beherrschte und demütigte Österreich Deutschland noch nie

Österreichs U 21 beendete Diesntag das Jahr in Ried mit einem 0:0 gegen Montenegro, das Nationalteam am Dienstagabend mit einem rauschenden Fußballfest, das historische Dimensionen hat. So beherrschte und demütigte Österreichs Deutschland zuvor noch nie wie beim 2:0 (1:0) vor 46.000 Zuschauern im ausverkauften Happel-Stadion. Nicht einmal beim 4:1 (1:0) bei der Eröffnung des überdachten Stadions vor 37 Jahren. Die Parallelen zwischen beiden Partien: 1986 wurde Deutschlands Kapitän Lothar Matthäus beim Stand von 1:2 nach 63 Minuten ausgeschlossen, Dienstag Leroy Sane bei 0:1 nach 49 Minuten. Deutschland bekam nie Zugriff auf Match und Gegner, kam nur zu zwei gefährlichen Aktionen. Daher fragten sich nachher viele: Lag Deutschlands desolater Auftritt an Österreichs Stärke? Egal, wie man das sieht, es kann Österreichs Leistung nicht schmälern.

„Nein, Nein, Nagelsmann“, titelte „Bild“ in Balkenlettern in Richtung, des deutschen Teamchefs. Julian Nagelsmann entschloss sich wieder zur Dreierkette. Aber alle drei Innenverteidiger, egal ob Jonathan Tah, Routiniers Mats Hummels und Antonio Rüdiger wirkten überfordert. Österreichs Duo im Abwehrzentrum mit dem herausragenden Kapitän David Akaba und Philipp Lienhart wäre für Deutschland ein Quantensprung in Sachen Qualität. Nagelsmann setzte erneut Kai Havertz an der linken Außenbahn ein, ließ im Vergleich zur Türkei-Pleite Joshua Kimmich und Jungstar Florian Wirtz auf der Bank. Österreichs einzige Änderungen gegenüber dem 2:0 in Estland: Philipp Mwene Linksverteidiger statt Max Wöber, weil er besser zu Sane passte, Das sollt eine Rolle spielen. Von Beginn an wirkte Österreich besser organisiert und strukturierter, aggressiver, kampfstärker, mit Konrad Laimer, Nicolas Seiwald, Xaver Schlager und Marcel Sabitzer laufstärker. Kurzum, in allen Belangen besser, ohne einen schwachen Punkt. Unnötige und gefährliche Ballverluste hatte nur Deutschland.

Schon vor dem Führungstor nach 29 Minuten gab es Sitzer zur Führung, die ungenützt blieben. Das Tor war sozusagen perfektes Umschalten. Michael Gregoritsch lenkte einen Pass von Seiwald aus der eigenen Hälfte per Kopf in den Lauf von Christoph Baumgartner, der bediente Marcel Sabitzer, der Dortmund-Legionär traf zwischen den Beinen von Tah ins kurze Eck. Torhüter Kevin Trapp sah beim 17. Tor von Sabitzer für Österreich alles andere als gut aus. Bei Deutschland kam zur zweiten Hälfte Bayern-Ikone Thomas Müller für den wirkungslosen Nicolas Füllkrug, es änderte sich nichts. Weil Deutschland ab der 49. Minute nur noch mit zehn Mann spielte: Sane ließ sich nach einem Foul an Mwene zu einer Tätlichkeit hinreißen, als ihm der Mainz-Legionär etwas hautnah die Meinung geigte, an die Schulter griff. Über die rote Karte gab es keine Diskussion. Nagelsmann reagierte prompt, stellte auf Viererabwehr um, brachte nach 61 Minuten Kimmich. Auch das blieb ohne Effekt. Österreich beherrschte Spiel und Gegner, traf nach 73 Minuten noch einmal. Gregoritsch verlängerte einen Alaba-Pass in den Lauf von Baumgartner, der Hummels davonlief, den Ball über Trapp hob. Perfekt. Riesenjubel, für Baumgartner war es sein zweites Highlight im Prater innerhalb von fünf Monaten: Im Juni der Doppelpack zum 2:0 gegen Schweden, Dienstag ein Supertor gegen Deutschland plus Assist.

„Wäre es perfekt gewesen, hätte es einen höheren Sieg gegeben“, bemerkte Teamchef Ralf Rangnick. Und hatte damit recht. Auch Debütant Max Entrup hätte bei seinem Kurzdebüt über sieben Minuten auch noch einen Treffer erzielen können. Österreich hat jedenfalls sieben Monate vor dem EM-Start eine bessere Mannschaft als Deutschland. Ob sich das bis zum 14. Juni, dem Tag der EM-Eröffnung noch ändern wird? Kaum zu glauben. Auch wenn Ex-Teamkapitän Julian Baumgartlinger, der bei seinem Abschied vor dem Spie umjubelt wurde, glaubte, ohne rote Kate von Sane wäre das Match nach der Pause nicht so eindeutig verloren. Ratlosigkeit bemerkte man an den betretenen Mienen der deutschen Gäste. Etwa von Ex-DFB-Präsident Reinhard Grindel, der nachher am Tisch von Wolfsberg-Präsident Dietmar Riegler saß. Oder von Austrias Meistermacher Christoph Daum, der Baumgartners Leistung herausstrich. Das Fazit von Nagelsmann: „Wir sind am Rasen nicht die Einheit wie außerhalb des Platzes, strotzen nicht vor Selbstvertrauen!“ Daher besiegte die deutsche Bundesliga in Rot-Weiß-Rot Deutschland. Rangnick bot erneut neun Deutschland-Legionäre in der Startelf auf. „So ein Abend tut ganz Österreich gut“, hieß ein treffender Sager von Xaver Schlager. Das merkte man auch an den Gesängen aus der Fankurve: „Oh wie it das schön“ und „Deutschland wir kommen“. Für die Verlierer gab es hlhnische „auf Wiedersehen“-Rufe!

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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