Fußball

Wimmer und Früchtl das „Vorbild“ für Nagelsmann und Trapp

Vieles wurde in Deutschland nach der schlimmen 0:2-Pleite im Happel-Stadion gegen Österreich sehr kritisch gesehen. „Bild“ fragte sogar nach der zweiten Nagelsmann-Niederlage im vierten Spiel, ob nicht Rudi Völler der bessere Teamchef für die Heim-Europameisterschaft sein könnte. Unter Völler war im ersten Match nach dem Rauswurf von Hansi Flick immerhin ein 1:0 gegen Vize-Welmeister Frankreich gelungen. Dank der deutchen Tugenden, die gegen Österreich so wie drei Tage zuvor gegen die Türkei total vermisst wurden. Fast genussvoll wurde in vielen Medien der Kommentar von Österreichs Jahrhundertspieler, des ORF-Experten Herbert Prohaska, wiedergegeben, der eine Nagelsmann-Aktion  als „erbärmlich“ bezeichnete. Die kurz nach dem Ausschluss von Leroy Sane passierte.

Als Tormann Kevin Trapp nach einer Flugeinlage bei einem Distanzschuss von Bologna-Legionär Stefan Posch, der knapp am Tor vorbeiging, schon bereit für den Abstoß war, aber sich plötzlich auf den Boden setzte und so tat, als sei er am Oberschenkel verletzt. Die TV-Kameras fingen ein, dass der Befehl dazu unter „Trappo, Trappo“-Rufen und eindeutigen Handbewegung von Nagelsmann aus der Caching-Zone kam. Er wollte Zeit gewinnen, um dem Defensivspieler Benjamin Henrichs vor seiner Einwechslung auf einem Zettel noch zu erklären, welche Rolle er spielen, welche andere Postion der zunächst an der linken Außenbahn aufgebotene Kai Havertz übernehmen soll. Henrichs lief dann prompt mit einem Zettel in der Hand auf den Rasen. Ein verletzter Tormann muss anders als die Feldspieler nach der Behandlung am Feld nicht das Spielfeld verlassen. Das nutzte Nagelsmann aus. Auch Trapps vielsagendes Lächeln nach der „Behandlung“ war im Fernsehen zu sehen.

Offenbar handelt es sich bei diesen Aktionen um eine deutsche Unart. Denn die erlebte man am 1. Oktober auch im Wiener Derby zwischen Austria und Rapid. Als Austrias Trainer Michael Wimmer mit deutlichen Zeichen Tormann Christian Früchtl aufforderte, sich auf den Rasen zu setzen, um Zeit zu gewinnen, das 0:0 mit zwei Mann weniger über die Distanz zu bringen. Früchtl befolgte die Anweisung (Bild), sah erst später in der Verlängerung von Schiedsrichter Alexander Harkam wegen Spielverzögerung die gelbe Karte. Das Match endete 0:0, Wimmers Taktik ging also auf, die von Nagelsmann hingegen nicht. Aus einem 0:1 wurde noch ein 0:2. Eine Woche später sperrte die Liga Wimmer wegen Verstoß gegen den Fair-Play-Gedanken für ein Spiel. Allerdings bedingt auf ein halbes Jahr. Also passierte in Wahrheit nichts.  So wie Dienstag. Offenbar durchschaute der slowenische Referee Slavko Vincic die befohlene Schauspieleinlage von Trapp nicht. Daher muss Nagelsmann nur mit dem Spott über eine erbärmliche Aktion.

Foto: Mario Urbantschitsch.

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