Fußball

Spitzenklasse nicht gefragt: Kann Salzburg seine Philosophie ändern?

Marc Janko gilt seit seiner aktiven Zeiten als guter Red Bull-Kenner, auf den Boss Didi Mateschitz stets große Stück hielt, auch als er nicht mehr für Salzburg Tore erzielte. Wenn Janko Mittwoch Abend eine Stunde vor Mitternacht im Sky-Studio nach dem 0:2 gegen Atletico Madrid behauptete, europäische Spitzenklasse gehöre nicht zur Philosophie Salzburgs, dann wusste er, wovon er redet. Der Klub profilierte sich in den letzten Jahren als eine der besten Bühnen in Europa für Trainer (Marco Rose) und großteils selbst entwickelten Spieler am Weg in große Ligen. Wie Stefan Lainer, Valentino Lazaro, die gemeinsam mit Rose in Madrid Mönchengladbachs ersten Aufstieg ins Achtelfinale seit 43 Jahren bejubelten, Xaver Schlager, Konrad Laimer, Sadio Mane, Naby Keita, Dayot Upamecano, Munas Dabbur, Erling Haaland und noch einige mehr. Mit ein Grund, dass es Salzburg heuer „nur“ zum dritten Mal hintereinander in die k.o.-Phase der Europa League schaffte, zum zweiten Mal über Platz drei in der Königsklasse.

Damit stellt sich bei Salzburg die Philosophiefrage: Muss man die ändern, um künfti zur Spitzenklasse zu gehören? Selbst wenn sich Salzburgs Chefetage mit Sportchef Christoph Freund, Trainer Jesse Marsch (Bild oben) und Geschäftsfürher Stephan Reiter in Absprache mit Mateschitz dazu entschließen sollten, bleibt offen, ob das gelingen kann. Denn all die Spieler, die inzwischen in Deutschland oder England von sich reden machen, die wechselten nicht in erster Linie wegen des Klubs, sondern wegen der zu wenig attraktiven und herausfordernden Liga. An der wird sich nichts ändern. Finanziell ist Salzburgs Kassa inzwischen so gut gefüllt, dass es noch Luft nach oben gäbe, wenn man es darauf anlegen würde, einen Spieler unbedingt zu halten. Das würde aber nicht zur aktuellen Philosophie passen. Ob man die korrigiert, um in der Champions League die Spitzenklasse nicht nur fordern zu können, sondern sie auch zu bezwingen? Man darf das eher bezweifeln.

Der nächste Abgang steht mit Dominik Szoboszlai bevor. Nächsten Dienstag wird man wissen, ob der Ungar von der Ausstiegsklausel Gebrauch macht oder nicht. Den Nachfolger hat Freund mit dem 20 jährigen Amerikaner Brenden Aaronson um 5,1 Millionen Euro Ablöse von Philadelphia Union bereits verpflichtet. Aaronsons Marktwert steht laut „Transfermarkt“ sogar bei acht Millionen Euro. Er erzielte Mittwoch in seinem zweiten Länderspiel für die USA, beim 6:0 gegen El Salvador in Fort Lauderdale, sein erstes Tor im Teamdress.  Der an Hartberg verliehene Nigerianer Samson Tijani könnte im Sommer ein Thema werden. Der Fokus lieg vorerst auf dem Duell um Platz eins in der Bundesliga am Sonntag gegen Tabellenführer LASK sowie Montag auf die Auslosung des Sechzehntelfinals. Salzburg kommt nicht n den Topf mit den zwölf Gruppensiegern der Europa League, weil drei Punkte fehlten, um zu den besten vier Dritten der Champions League zu gehören. Das sind  Manchester United (neun Punkte), der FC Brügge, Schachtjor Donezk (je acht) und Ajax Amsterdam (sieben).

Der russische Klub Krasnodar holte fünf Punkte, Dynamo Kiew wie Salzburg vier, weniger nur Olympiakos Piräus (drei). Marsch machte für die schwache Punkteausbeute auch die Tatsache verantwortlich, dass Salzburg auf die zwei besten Torhüter der Welt traf, auf Bayerns Manuel Neuer und den Slowenen Jan Oblak von Atletico Madrid.  Dem muss man entgegenhalten, dass Salzburg Gelegenheiten nicht nützte, bei denen auch der beste Tormann der Welt mit der tollsten Reaktion keine Chance mehr haben dürfte, den Ball zu halten. Die Torausbeute muss besser werden, die Defensive stabiler, damit Salzburg 2021 in der Europa League nicht wie letzte Saison schon an der ersten Hürde (damals Adi Hütters Eintracht Frankfurt) scheitert, sondern an die Erfolge der Ära Rose (2018 das Semifinale) anschließen kann. Obwohl einer der vier besten Dritten schon der Gegner im Sechzehntelfinale sein könnte. Oder einer der zwölf Gruppensieger. Das sind Arsenal, AS Roma, Milan, Hoffenheim, Dinamo Zagreb, Bayer Leverkusen (mit 4:0 gegen Slavia Prag Platz eins erobert, bei dem Aleksandar Dragovic durchspielte, Julian Baumgartlinger bis zur 62.Minute), PSV Eindhoven mit Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt, Leicester mit Ex-Teamkapitän Christian Fuchs, Englands Tabellenführer Tottenham und Napoli. Auf die Italiener würde Salzburg bereits zum dritten Mal seit 2018 treffen.

Foto: Red Bull Salzburg.

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