Fußball

Trotz Rückzieher in einer glücklichen Phase

Die Einladung  des Springer-Verlags nach Berlin zum Dinner mit Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch Abend musste Peter Stöger zum Unterschied von seinem Kollegen Ralph Hasenhüttl ausschlagen. Von Leipzig in die Hauptstadt ist´s nicht so weit wie von Dortmund. Ausserdem spielt die Borussia bereits Freitag, RB Leipzig erst Samstag. Daher konnte Borussias Vorstandschef Hans Joachim Watzke beim Dinner Kurz nur vor seinem Landsmann die besten Grüße ausrichten. Der kam erst Donnerstag Abend mit seiner Mannschaft zum Match gegen Hertha nach Berlin, als der Kanzler bereits wieder abgeflogen war. Stöger begleiteten neue Schlagzeilen (siehe oben): Weil er den beim Rückrundenstart gegen Wolfsburg aus dem Kader eliminierten Torjäger Pierre Emerick Aubameyang zunächst wieder begnadigte und ihn am Freitag Abend im Olympiastadion in der Startelf bringen wollte. Das kündigte er Mittwoch Abend bereits am Telefon an. Womit er wieder einmal bestätigte, kein nachtragender Mensch zu sein. Aber 24 Stunden später war schon wieder alles anders.

Er verlor in der letzten Sonntag ausgebrochenen Hektik um den launischen Topstar nicht seine Gelassenheit. Montag die Aussprache mit dem Afrikaner, in der Stöger von ihm hörte, dass es ihm leid tut, die Mannschaftssitzung am Tag vor dem Wolfsburg-Spiel  vergessen zu haben. Und danach sah Stöger eine Reaktion: „Er hat wirklich gut trainiert. Kein Grund also, auf ihn zu verzichten.“ Im Prinzip kommen beide miteinander ganz gut aus. Stöger begrüßt ihn beim Training stets mit dem Satz „schön, dass du noch da bist“. Was Aubamyang ein Lachen entlockt. Er hat sich bereits im Dezember genau über seinen neuen Trainer aus Wien erkundigt. Stöger weiß auch bei wem: Bei Kölns früherem Torjäger Anthony Modeste, der Aubameyang nur das beste erzählte. Der aber mit einem lustlosen Abschusstraining am Donnerstag wieder Bedenken hervorrief, nicht bei der Sache zu sein. Daher ließ ihn Stöger doch in Dortmund.

Alle seit Sonntag kursierenden Transferspekulationen interessieren Stöger nur am Rande. Aubameyang könnte um 70 Millionen Euro nach London zu Arsenal wechseln, wenn der chilenische Torjäger Alexis Sanchez noch im Jänner, ein halbes Jahr vor Vertragsende, zu Jose Mourinho und Manchester United übersiedelt. Dafür fordert Arsenal 40 Millionen (!). Für diesen Fall hätte Dortmund schon einen Aubameyang-Nachfolger im Visier, den 24jährigen belgischen Teamstürmer Michy Batshuaysi, der bei Meister Chelsea nicht an seinem Landsmann Eden Hazard und dem Spanier Alvaro Morata vorbei kommt. Dass der Aubameyang-Einsatz in Berlin ein 70 Millionen-Risiko bedeuten könnte falls sich der dabei verletzen sollte, war für den Trainer kein Thema und ihm eigentlich egal. Denn es geht um den Champions League-Platz. Und da sagte Stöger in einem dreiseitigen Interview mit „SportBild“, für das er sich eine Stunde Zeit nahm, zu Recht, es gäbe keine zwei Meinungen, dass man mit dem BVB in die Champions League kommen sollte. Und weiter: „Mein Anspruch ist es immer, erfolgreich zu sein. Ich bin hier in einer richtig glücklichen Phase.“ Denn anstatt nach dem Ende in Köln nichts zu tun, trainiert er vorerst sechs Monate Borussia Dortmund. Einen, wie er es nochmals bekräftigte, Top-15-Klub-in Europa.

Der laut den Tipp 3-Quoten (siehe unten) in Berlin als Favorit gilt. Obwohl Hertha mit Stögers Landsmann Valentino Lazaro nach dem 0:1 in Stuttgart unter Zugzwang steht, um noch im Rennen um die Europacup-Plätze zu bleiben. Stöger könnte bereits seinen neuen, 21,5 Millionen teuren Innenverteidiger aus der Schweiz, den 22-jährigen Manuel Akanji bringen. Das dürfte er aber nicht tun, obwohl die ersten Trainingseindrücke positiv waren: „Vor allem ist er geerdet. Und das tut uns gut“, sagte Stöger in die Sky-Kameras und musste selbst über seinen Sager in den Tagen der Aufregungen um Aubameyangs Extratouren lachen. Donnerstag verging es ihm wieder etwas. Ohne Aubameyng gewann Dortmund noch kein Spiel. Ob es Freitag in Berlin gelingt?

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