Die Sportchefs und Trainer der zwölf Bundesligaklubs wählten in der traditionellen Umfrage der Austria Presse Agentur David Alaba zu Österreichs Fußballer des Jahres. Zum dritten Mal hintereinander, insgesamt zum neunten Mal. Nach seinem dritten Triumph in der Champions League und seinem ersten Meistertitel in Spanien mit Real Madrid eine logische Auszeichnung. Platz zwei ging an Marko Arnautovic, den dritten teilten sich Konrad Laimer und Gernot Trauner. Alaba stand sozusagen auch einer der ersten Spieler für einen Trends, der momentan quer durch Europa auffällt: Die Eltern als Karriereplaner. Bei Alaba war es vor allem Vater George. Der unter anderem vor zwei Jahren den israelischen Berater Pini Zahavi an Bord holte, um den Wechsel von Bayern zu Real Madrid über die Bühne zu bringen. Sehr zum Ärger der Bayern-Chefetage, die aber inzwischen zugibt, in Sachen Alaba nicht klug gehandelt zu haben. Als Alaba im Sommer 2021 in Madrid präsentiert wurde, waren am Foto mit Reals Präsidenten Fiorentino Perez auch Mutter, Vater, Schwester Rose May, seine Lebenspartnerin Shalimar und Sohn Zion.
Einen Vater als Karriereplaner lernte auch Salzburgs Sportchef Christoph Freund kennen. Da ging es um Torjäger Erling Haaland. Kaum sorgte der Norweger im Herbst 2019 für Tore am Fließband, war sein Vater Alf-Inge, der früher in England bei Leeds (zusammen mit Rapids Talentemanager Martin Hiden) und bei Manchester City gespielt hatte, gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Berater Mino Raiola unterwegs, um in Deutschland und England den Klub für den nächsten Schritt zu finden. Im Jänner 2020 zog Haaland die Ausstiegsklausel, wechselte für festgelegte 20 Millionen Euro zu Borussia Dortmund. Dort wiederholte sich nach eineinhalb Jahren das „Spiel“ trotz laufendem Vertrag: Vater und Berater auf Verhandlungstour in Spanien, Italien und England. Dank Ausstiegsklausel ging es letzten Sommer um 60 Millionen zu Meister Manchester City, der den Goalgetter bis 2027 unter Vertrag nahm. Doch Haaland Senior hielt sich mit Andeutungen nicht zurück, sein Sohn wolle in allen europäischen Ligen Titeln holen. Alf-Inge trifft die Entscheidungen, Raiolas Erbin Rafaela Pimenta kümmert sich um die Vertragsangelegenheiten.
Am meisten holte bisher die Mutter von Kylian Mbappe für ihren Sohn heraus. Mit 630 Millionen für drei Saisonen bei Paris St. Germain hält Fayza Lamari den Rekord. Für die Karriere von Mbappe gründete die Familie ein eigenes Unternehmen, die Mama ist Geschäftsführern, der Vater erster Ansprechpartner in sportlichen Fragen. Beim englischen Jungstar Jude Bellingham, der einen Marktwert von 100 Millionen Euro hat, entscheiden die Eltern Denise und Mark gemeinsam mit dem Sohn, der Borussia Dortmund im Sommer fast sicher verlassen wird. Als Transfersumme sind 150 Millionen im Gespräch. Denise und Mark Bellingham verhandeln mit Real Madrid, mit dem FC Liverpool, sind für Dortmunds Boss Hans Joachim Watzke die einzigen Ansprechpartner. Als Familienfreund gibt Berater Mark Benett Tipps bei der Gestaltung der Verträge. Bei Leverkusens Jungstar Florian Wirtz lenken Vater Hans Joachim und Mutter Karin die Karriereplanung. Bayerns Jungstar Jamal Musiala steht seine Mutter Carolin in allen Fragen zur Seite, sie traf sich zuletzt auch mit Bayerns Sportchef Hasan Salihamidzic.
Beispiele aus Österreich? Der Vater von Florian Grillitsch brachte im letzten Sommer keinen Abschluss zustande, daher kehrte Grillitsch zu seinem erste Berater Thomas Böhm zurück, der ihn zu Ajax Amsterdam vermittelte, wo er bisher keinen Stammplatz erkämpfen konnte. In den letzten Tagen machte Berndt Querfeld, der Vater von Rapids Innenverteidiger, der Dienstag seinen 19. Geburtstag feierte, der Vereinsführung Vorwürfe, fand das grün-weiße Angebot für einen Vierjahresvertrag nicht gut genug. Im ÖFB-Magazin „Corner“ sagte Leopold Querfeld: „Mit 18 schon Stammspieler in der Bundesliga bei Rapid zu sein, das ist schon auch etwas, wovon ich als Kind geträumt habe.“ Inzwischen haben sich die Träume des Talents offenbar geändert.
Foto: Real Madrid.