Der Zwist von Beamten des Sport-und Innenministeriums über die Einbürgerung von Ashley Barnes, mit der Österreichs Chancen auf die Qualifikaton zur Europameisterschaft 2020 steigen sollen, endete mit einem „Sieg“ des Innenministeriums Daher gehörte Mittwoch der „Fall Barnes“ nicht zur Tagesordnung des Ministerrats. Dennoch hoffte ÖFB-Präsident Leo Windtner noch kurz nach 12 Uhr, dass es bis zum Startspiel gegen Polen am 21. März noch klappen wird. 24 Stunden zuvor klang sein Wissenstand über die ganze Causa, die er auch als „menschlich peinlich“ einschätzte,noch anders: Der nächste Ministerrabei dem es um die „außerordentliche“ Verleihung der Staatsbürgerschaft gehe, sei erst im Herbst. Wenn die Hät, lfte der Qualifikation vorbei wäre. Jetzt soll es doch anders funktionieren. Mit Hilfe von H. C. Strache, Vizekanzler und Sportminister in Personalunion. Aber sein Parteifreund, Innenminister Herbert Kickl, zeigte ihm die kalte Schulter.
Als geübter Österreicher musste man schon Skepsis zeigen. Schön von Strache, dass er in die Rolle des „Barnes“-Retters schlüpfen wollte. Es könnten ja auch Überlegungen dahinter stecken, in Sachen Publicity bei den Fußballfans zu punkten. Denn eigentlich gehört Straches Sportministerium zu den Verursachen des Schlamassels. Es war seit acht Monaten mit der „Causa Barnes“ befasst. Und wenn die Tatsache, dass Barnes nie bei einem österreichischen Klub spielte und spielen wird, die Einbürgerung verhinderte, dann lag dieses Kriterium auch schon letzten Juni am Tisch. Dann hätte das Sportministerium dies gleich kundtun müssen statt positive Signale zu senden. Wie zur Bestätigung kam eine Stunde nach der ÖFB-Aussendung mit Windtners Optimismus das endgültige Nein aus dem Innenministerium. Mit dem Zusatz: „Die Kriterien sind nicht alle gleichwertig. Besonders die Erbringung von Leistungen in Österreich und die Einsetzbarkeit im Nationalteam sind einerseits als bereits erbrachte Leistungen und anderseits als zu erwartende außerordentliche Leistungen im Interesse Österreichs von zentraler Bedeutung.“
Und zur weiteren Erklärung: „Frau Netrebko zum Beispiel hat schon jahrelang an der Staatsoper gesungen und damit Leistungen im besonderen Interesse von Österreich erbracht, Sie wurde de facto als österreichische Künstlerin wahrgenommen. Das Kriterium, dass ein Staatsbürgerschaftsbewerber die Leistungen bereits in Österreich erbracht haben muss, ist der wesentliche Punkt. Wenn dies nicht so wäre, könnten weltweit Fremde eingebürgert werden. Daher ist die Ablehnung vom zuständigen Innenministerium aus rechtlich inhaltlich nachvollziehbaren Gründen erfolgt und zu akzeptieren.!“ Punktum. Belehrung auch für den Sportminister und dessen Beamten. Weil die Tore von Barnes in der Premier League für Burnley nie als die eines österreichischen Stürmers wahrgenommen wurden. Aber zu Anna Netrebko fällt einem sofort ein, dass sie mehr als ein Jahrzehnt nach der Einbürgerung noch kein Interview in deutscher Sprache gegeben hat. Windtners Reaktion auf Kickls Tiefschlag ließ mehr als zwei Stunden auf sich warten. Er sprach schwer enttäuscht wieder von einer „politischen Entscheidung“ mit einem Ermessensspielraum. Im Gesetzestext steht kein Wort, welches Kriterium das entscheidende ist. Das alles zeigt: Dem Fußball fehlt entgegen allen Beteuerungen der nötige Stellenwert.
Wer Teamchef Franco Foda einigermaßen kennt, weiß, dass er nicht grenzenlos optimistisch mit einem Barnes-Debüt in der Qualifikation gegen Polen und Israel rechnete, obwohl er damit plante, alles mit Barnes schon abgeklärt hatte. Sondern sich auch den Kopf darüber zerbrach, wer der „Ersatz“ für den 29jährigen Stoßstürmer sein könnte. Den es laut Sportchef Peter Schöttel eigentlich nicht gibt: „Barnes hat ein Element, dass wir bei anderen nicht sehen!“ Das heißt: Er agiert sehr körperbetont, ist ein ständiger Unruheherd, kann mit dem Rücken zum gegnerischen Tor Bälle sichern. Dienstag hatte er beim 0:2 von Burnley im St.James´ Park von Newcastle nicht seinen besten Abend, legte aber trotzdem per Kopf die größte Torchance der Verlierer auf. Barnes vom Stürmertyp am nächsten käme sicher „Malocher“ Guido Burgstaller. Doch den Schalke-Legionär bremst seit Dezember das Verletzungspech.
In der Nations League setzte Foda im Herbst als Sturmspitze außer Burgstaller am öftesten Marko Arnautovic ein, denn auch Michael Gregoritsch und acht Minuten Marc Janko. Gregoritsch wartet im Teamdress noch auf seinen großen Durchbruch, derzeit klappt auch bei Augsburg wenig nach Wunsch. Janko sitzt bei Lugano nur auf der Bank. Arnautovic würde Foda wahrscheinlich lieber links im offensiven Mittelfeld vor David Alaba einsetzen. Letzten Freitag war der Teamchef bei 26 Minuten-Auftritt von Arnautovic im Dress von West Ham beim 3:1 gegen Fulham live in London vor Ort. Da spielte Arnautovic an vorderster Front.
Wo gibt es eine Alternative zu Barnes? Vielleicht in Deutschland. In der Bundesliga wäre es Karim Onisiwo, wenn er bis zur Nominierung des Kaders am 12. März nochmals bei Mainz so jubeln (Bild oben) könnte wie letzten Samstag über seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga beim 3:0 gegen Schalke. Man kann davon ausgehen, dass entweder Foda selbst oder ein Assistent von ihm, Thomas Kristl oder Imre Szabics, bei den nächsten zwei Spielen von Mainz auf der Tribüne sitzen wird. Entweder Samstag in Berlin gegen Hertha BSC und Valentino Lazaro oder eine Woche später in Mainz gegen Mönchengladbach. Mit seinen 1,88 Metern Körpergröße und 85 Kilo kann Onisiwo körperlich schon etwas in die Waagschale werfen, sich aufreiben, wie er es letzten Samstag tat. In der zweiten Liga zeigte in den letzten Wochen Nicola Dovedan bei Heidenheim auf. Einerseits ist er nicht der Typ des Brechers, sondern eher eine hängende Spitze, andererseits auch Realist: „Ich denke, dass eher Spieler aus der ersten Liga zum Zug kommen werden.“