Die Wiener Austria hat in der Qualifikationsgruppe weiter die Unentschieden-Seuche am Fuß. Nach dem 1:1 in Altach und dem 0:0 gegen Blau Weiß Linz verhinderten gegen das Schlusslicht Austria Lustenau nur Schiedsrichter Stefan Ebner und VAR Daniel Pfister eine zweite Nullnummer. Ein von ihnen konstruierter Elfmeter, den selbst Austrias Trainer Michael Wimmer als „Witz“ bezeichnete, reichte zwar zur Führung nach 59Minuten, aber nicht für drei Punkte gegen die offensiv völlig harmlosen Vorarlberger. Weil der von Wimmer nach 70 Minuten eingewechselte Romeo Vucic sieben später bei einer missglückten Abwehraktion im eigenen Strafraum Lukas Fridrikas traf, gab es aus dem Nichts auch Elfmeter für Lustenau, den Fridrikas zu seinem ersten Tor seit Juli 2023 verwandelte. Der Frust war am Ende im Gesicht von Wimmer zu sehen, von der Fan-Tribüne kamen „wir wollen die Austria sehen“-Sprechchöre. Die gereizte interne Stimmung bleibt prolongiert. Kommenden Freitag erfährt die Austria, ob sie die Lizenz für die nächste Saison diesmal zum Unterschied von den letzten zwei Jahren in erster Instanz bekommt. Das wäre dann ein Sieg, der am Rasen schon dreimal hintereinander nicht gelang.
Entgegen allen Ankündigungen von Wimmer, etwas Neues, auch in der Spielanlage zu versuchen, war nicht viel anderes als bei der Enttäuschung gegen Blau Weiß Linz zu sehen. Etwas torgefährlicher war die Austria schon, bei einem Kopfball von Andreas Gruber an die Stange war nach einer Viertelstunde auch Pech dabei. Auch wenn die Austria klar dominierte, wirkte alles irgendwie einfallslos. Eine Mannschaft, die seit Jänner 2023 vor allem auf das Spiel gegen den Ball eingeschworen wurde, kann nicht in kurzer Zeit mit dem Ball eine dominante werden. Und das müsste Austria sein, um der Favoritenrolle in der Qualifikationsgruppe gerecht zu werden. Noch kann der Europacup-Platz geschafft werden, aber Wimmer muss über die Bücher gehen. Mit Manuel Polster fehlte der schnellste Spieler im Kader, ohne dass er verletzt war. Hingegen saßen zwei Innenverteidiger und ein Außendecker auf der Bank. Auch dabei passt etwas nicht. Nachher wurde bekannt, dass Polster zu spät zum Treffpunkt vor dem Spiel kam. Nicht seine erste Disziplinlosigkeit.
Diesmal fehlte das Argument wie eine Runde zuvor, das Unentschieden spreche für die Moral, weil es mit zehn Mann erkämpft wurde. Samstag war es elf gegen elf, gab es einen Elfmeter für Austria, der für Lustenaus Trainer Andreas Heraf „in tausend Jahren keiner war“. Im Kopfballduell gegen Reinhold Ranftl stützte sich der Brasilianer Paterson Chato etwas auf. Eigentlich eine „normale“ Zweikampfszene im Strafraum. So sah es zunächst auch Ebner, gab Eckball. Doch Pfister erkannte eine schwere Fehlentscheidung, die es garantiert nicht war, schickte Ebner zum On Field Review. Und der änderte rätselhafterweise seine Meinung. Im „Sky“-Interview verteidigte Ebner seine Entscheidung, sprach von einer rücksichtslosen Attacke. Aber ohne das Geschenk für Austria hätte wahrscheinlich auch der Letzte keinen Elfmeter bekommen, kein Tor erzielt. Denn bei 0:0 wäre es Heraf sicher nicht in den Sinn gekommen, etwas mehr zu riskieren, die starre Defensivhaltung aufzugeben und Offensivspieler einzutauschen. Der Punkt ist für Lustenau vor dem Vorarlberg-Derby gegen Altach vorerst zwar zu viel zum Sterben, aber sicher zu wenig, um groß auf den Klassenerhalt hoffen zu können. Bitter, dass Innenverteidiger Luca Meisl mit Verdacht auf Kreuzbandriss auf der Tragbahre in die Kabine getragen werden musste. Sein älterer Bruder Matteo, der auf Austrias Ersatzbank saß, sprach ihm Mut zu.
Austria blieb trotz 1:1 auf Platz eins der Qualifikationsgruppe, da Wolfsberg bei Blau Weiß Linz über ein 0:0 nicht hinauskam, zweimal nur die Latte traf, insgesamt in dieser Saison bei 16 Aluminiumtreffern hält und ebenfalls in den drei Runden, in denen von insgesamt neun Spielen acht mit einem Unentschieden endeten, keinen Sieg feierte. In dieser Runde fielen nur zwei Treffer, Aufsteiger Blau Weiß hat in den letzten elf Partien nicht gewonnen. Austria hat einen Punkt Vorsprung, kommenden Samstag gibt es in Wolfsberg das Duell um Rang eins, bei dem Austrias Kapitän Manfred Fischer und Bayern-Leihgabe Frans Kraetzig gesperrt sind.
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