Noch eine Woche bis zum Viertelfinale der Champions League mit den Krachern Bayern München gegen Real Madrid und Juventus Turin gegen FC Barcelona. Der Ärger um die Reform zu Gunsten der großen Klubs ab 2018, die auch zum Nachteil der österreichischen Vereine nicht mehr zu stoppen ist, flammte wieder neu auf. Letzte Woche bei der Generalversammlung der Europäischen Fußballligen (EPFL) im Estadio da Dragao von Porto. Auch bei Christian Ebenbauer, dem Vorstand von Österreichs Bundesliga. Als er die aktuellsten Zahlen sah und hörte, die da im Raum stehen: Mehr als die Hälfte der 16 fix qualifizierten Klubs wird mehr als 100 Millionen Euro kassieren, die andern etwas weniger. Real Madrid hat auf Grund der neuen Klausel für historische Titel auf Grund der Triumphe mit Alfredo di Stefano, Ferenc Puskas, Gento usw. in den Fünfzigerjahren zusätzlich 30 Millionen garantiert. Die „kleineren“ Vereine, denen es gelingt, via Qualifikation den Sprung in die Gruppenphase zu schaffen, werden sich mit Summen zwischen 30 und 40 Millionen zufrieden geben müssen. Die von der Europacup Club Association, der Vereinigung der Spitzenklubs unter Bayern Münchens Vorstand Karl Heinz Rummenigge, zugesagten angeblich so großzügigen Solidaritätszahlungen würden rund tausend Klubs aus den schwächeren Ligen pro Saison nicht mehr als höchstens 40.000 Euro pro Saison zur Nachwuchspflege bringen. Die Schere zwischen arm und reich wird so immer größer und so immer schlechter für den gesamten Fußball. Aber wie ist das „wenigstens“ für die Zeit nach 2021 zu ändern?
Vorerst wurde einmal die Übereinkunft mit Europas Fußballunion UEFA aufgekündigt. In der hatten sich die Ligen verpflichtet, zu den Terminen der Champions und Europa League keine nationalen Bewerbspiele anzusetzen. Das ist hinfällig. Abwarten, ob noch in der laufenden Saisonen künftig an Champions League-Tagen auch Meisterschaft gespielt wird.In Englands Premier League passierte dies bereits. Wie es weiter geht, wird auf einer außerordentlichen EPFL-Generalversammlung festgelegt. Je nachdem, wie die Gespräche zwischen der EPFL-Spitze, sprich der schwedische Präsident Lars Christer Olsson und Generalsekretär Georg Pangl, Ebenbauers Vorgänger, verlaufen. Offiziell zeigt UEFA-Präsident Aleksandr Ceferin Verständnis für die Anliegen. Aber ob der Slowene die Kraftprobe mit den großen Klubs riskiert?
Vorerst warten die Ligen einmal, was Mittwoch am UEFA-Kongress in Helsinki passiert. Dort steht nämlich die Wahl der Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees auf der Tagesordnung. Und da kommen scher einige neue dazu. Statt den „Günstlingen“ des ehemaligen UEFA-Chefs Michel Platini wie dem 71jährigen zypriotischen Vizepräsident Marios Lefkaritis. Neuer Geist durch neue Namen? „Wäre wünschenswert und sehr positiv“, meinte Pangl, der wie Olsson vor Ort sein wird, vorsichtig. In Zeiten, wo man jedes Wort auf die Waagschale legen muss. Die neuen Namen, die etwas bewirken könnten: Schwedens Verbandschef Karl Erik Nilsson, ein ehemaliger Spitzenschiedsrichter und der frühere Juventus-Superstar Zbigniew Boniek, jetzt Verbandschef in Polen. Beim deutschen Präsidenten Reinhard Grindel sind nicht alle davon überzeugt. Der letzte ÖFB-Präsident, der versuchte, ins Exekutivkomitee zu kommen, war Beppo Mauhart. Die Lobby für Rot-Weiß-Rot war zu gering. Und das hat sich seit damals nicht geändert.
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