Fußball

Arnautovic darf als Teamkapitän kein Thema mehr sein

Julian Baumgartlinger wird wegen seiner Knieverletzung auch im Oktober bei Österreichs ersten Heimspiel gegen Nordirland in der Nations League nicht zur Verfügung stehen. Damit wird sich erneut die  Frage stellen, wer ihn als Teamkapitän vertreten soll. Einer darf dafür kein Thema mehr sein; Marko Arnautovic, der Kapitän beim 0:1 gegen Bosnien. Und nicht nur für dieses Match, sondern nie mehr. Wegen des Nachspiels zur Niederlage von Zenica in den Morgenstunden des Mittwoch in Sarajevo. Es geht dabei gar nicht um die Uhrzeit, sondern um die Tatsache, dass Österreichs Kapitän mit dem der Sieger feierte. Dabei bester Laune war, wie das von Edin Dzeko via Instagram gepostete Foto schon Mittwoch Vormittag zeigte. Das besonders dumme dabei: Der Verlierer macht lachend das Victory-Zeichen. Das geht gar nicht. Das schlug in den sozialen Medien hohe Wellen, verärgerte einige sogar derart, dass sie überzogen den sofortigen Ausschluss von Arnautovic aus der Nationalmannschaft forderten.

Das wäre zwar eine etwas übertriebene Konsequenz, aber ein Kapitän darf nicht so dumm sein, sondern müsste wissen, dass es cleverer ist, mit Dzeko nicht solche Fotos zu machen. Jetzt hat Österreich eine zum Glück viel, viel harmlosere Version der deutschen Fotoaufregung, als im Mai vor der WM Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die England-Legionäre mit türkischen Wurzeln, in London den Recep Erdogan, den nicht überall hoch angesehen Staatspräsident der Türkei trafen und das Bild davon um die Welt ging. Die Wirkung unterschätzten rund um das deutsch Team alle, das Thema  kam immer wieder hoch. Speziell, weil Özil, der nachher bei vielen völlig überzogen als Schuldiger für das WM-Debakel herhalten musste, zwei Monate lang dazu schwieg. Erst dazu redete und das Treffen verteidigte, als er über Twitter auf englisch Ende Juli  seinen Rücktritt aus dem Team erklärte. Arnautovic redete zum positiven Unterschied von Özil schon zwei Tage später darüber, erklärte dies mit einem Abendessen in einem kleinen Restaurant unter Freunden. Das könnte man ja alles noch akzeptieren. Das Problem, das Arnautovic und seine große Fan-Gemeinde nicht erkennen wollen: Sein Victory-Zeichen!

Teamchef Franco Foda zieht sich auf den offiziellen Satz, dass Arnautovic alt genug ist und wissen muss, was er tut, zurück. Und auf die Tatsache, dass der West Ham-Legionär zum Zeitpunkt des Fotos nicht mehr in seiner Verantwortung war. Weil er wie andere Legionäre  nach der Niederlage von Zenica gleich nach Sarajevo fuhr, um dort am nächsten Tag schon um sieben Uhr früh ins Flugzeug Richtung London zu steigen. Ob er direkt vom Abendessen mit Dzeko  auf den Flughafen fuhr, ist eigentlich unerheblich.  Wie die Frage, ob auch andere österreichische Teamspieler mit ihren Bezwingern feierten. Die waren wenigstens so klug, sich dabei nicht fotografieren zu lassen oder dafür zu sorgen, dass die Fotos nicht ins Netz gestellt wurden

Wer Foda ein bisschen kennt, weiß, dass ihn dies mächtig geärgert hat, ohne dass er dies an die große Glocke hängt. So wie es ihm letzte Woche gar nicht gefallen hatte, dass der bei ihm auf Abruf stehende und in die U21 berufene Konrad Laimer absagte, lieber  bei RB Leipzig trainierte und auch ein belangloses Testspiel bestritt. Das machte von den Leipzig-Legionären auch der französische Stürmer Jean Kevin Augustin, der nicht zur U 21 fuhr. Auf Befehl von Leipzig-Trainer Ralf Rangnick, der am Standpunkt steht, die Abstellungspflicht bestehe nur für Nationalmannschaften, nicht für Nachwuchsteams. Weltmeister  Frankreich wandte sich prompt an den Weltverband FIFA, lässt den Fall überprüfen. Reaktionen in Österreich? U21-Teamchef Werner Gregoritsch setzte Sportchef Peter Schöttel von dem Vorfall in Kenntnis. Möglich, dass der abwarten wird, wie die FIFA im Falle von Frankreich entscheidet.

Nach dem Arnautovic-Ärger wird Foda am Samstag Bayern gegen seinen Ex-Klub Leverkusen beobachten, am Sonntag in Hütteldorf beim Wiener Derby sein. In München könnte sich das beobachten auf David Alaba reduzieren. Durchaus möglich, dass Aleksandar Dragovic wie bei Foda in Zenica auch in der Allianz-Arena bei Leverkusens Trainer Heiko Herrlich nicht zum Einsatz kommen wird. Arnautovic wird demnächst in Österreich  im Free-TV zu sehen sein. Das schafft Puls 4 durch einen Deal mit dem Streaming-Dienst DAZN. Puls 4 kann in dieser Saison sechs Spiele aus europäischen Topligen, für die DAZN die Rechte hat, live übertragen. Den Anfang macht am Sonntag, den 23. September, das Londoner Derby zwischen West Ham mit Arnautovic und Chelsea. Damit vergrößert Puls 4 sein „Fußballreich“, zu dem die Europa League gehört und neu auch die Spiele der European Youth League.

 

Foto: FotobyHofer/Diener/Philipp Schalber.

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