Die Absturztragödie der brasilianischen Mannschaft von AF Chapecoense beim Flug zum Finalspiel des Südamerika-Cups in der Nähe von Medellin in Kolumbien erschütterte vergangene Woche die ganze Fußballwelt. Als eine starke Geste wurde Chapecoense zum Sieger des diesjährigen Cups ernannt. Auf Antrag des Finalgegners Nacional Medellin. In Topligen wie Deutschland oder England, die etwas auf sich halten, wurde am Wochenende danach vor dem Anpfiff jedes Spiels mit einer Trauerminute der 59 Opfer der Tragödie, darunter 19 Spieler, gedacht. Österreich? Reagierte auch wie eine Topliga. Sogar noch schneller, da eine Wochentagsrunde am Programm stand. Letzten Mittwoch in der Bundesliga, zwei Tage später in der Ersten Liga. Aber der am selben Tag präsentierte Reformentwurf läßt wenig Hoffnungen auf topligaähnliche Verhältnisse. Trotz aller Beschwörungen, der Reform eine Chance zu geben, weil sie die Möglichkeiten für eine Aufwärtsentwicklung bietet.
Wirklich? Kritische Einwürfe blieben zwar in der Minderheit, waren aber schwer zu entkräften. Etwa der dezente Hinweis von Heribert Weber Sonntag Abend auf „Sky“ dass Zwölferliga und Play-off keine neuen Erfindungen sind, sondern schon probiert wurden. Und dies offenbar kein so großer Erfolg war, sonst wäre man von dem Modell nicht wieder abgekommen. Die Ablehnung der Punkteteilung nach 22 Runden durch ehemalige Spieler auf Grund ihrer Erfahrungen kam erwartet. Das größte Opfer diese Form fand bisher nur am Rande Beachtung: Die neue zweite Liga mit 16 Klubs. Für die gibt´s entscheidend weniger Geld als bisher. Der Internetdienst „90minuten.at“ machte sich die Mühe, die Angaben von Ligavorstand Christian Ebenbauer genau nachzurechnen: Statt wie zuletzt 4,6 Millionen Euro für zehn Klubs als Anteil an den TV-Einnahmen gibt es ab 2018 von der Liga nur einen Fixbetrag von 2,6 Millionen. Die Amateurmannschaften der Bundesligaklubs, sofern sie in der zweiten Liga vertreten sind (drei sind erlaubt) dürfen davon keinen Cent bekommen. Salzburgs Farmklub Liefering ist davon nicht betroffen. Denn der gilt eigenartiger Weise als juristisch eigenständiger Verein.
Die förderungswürdigen Zweitligisten können vorerst mit einem Fixbetrag von 60.000 Euro rechnen. Nochmals mit 60.000, sofern sie genug junge Österreicher unter 22 Jahren spielen lassen. Verbleiben noch 770.000 Euro, die nur für die Vereine vorgesehen sind, die weiterhin die strengen Lizenzauflagen der Liga wie etwa die Rasenheizung erfüllen. Viele werden das nicht sein – mehr als drei kann man sich nach derzeitigem Stand beim besten Willen nicht vorstellen. Keiner darf aber durch die „Lizenz-Förderung“ mehr als 250.000 Euro bekommen. Also wären im besten Fall insgesamt 370.000 Euro für einen Klub in der neuen Sechzehnerliga möglich. Diese und nächste Saison bekommt in der zweiten Liga noch jeder der zehn Klubs 450.000. Die Gegenleistung der Liga für das Minus nach der Reform gleicht einem Danaergeschenk: Jeder Klub kann seine Medienrechte anders als jetzt selbst vermarkten, da es keine Zentralvermarktung mehr geben wird. Damit ersparen sich die Ligamacher ihr Debakel, keinen Generalsponsor für die neue zweite Liga und keinen TV-Partner, der an den Spielen dieses Mischprodukts interessiert wäre, zu finden.
Aber ihre Hände können sie damit nicht in Unschuld waschen. Die neue zweite Liga wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Rohrkrepierer. Und ohne entsprechendem seriösen Unterbau wächst auch die Zwölferliga darüber nicht zum grossen Hit mit steigenden Einnahmen. Wie dann die Reaktion aussehen wird? Schon jetzt nannte Ebenbauer die Bundesliga mit 14 Vereinen als Idealfall. In Wahrheit wäre das aber nichts anderes als eine Annäherung ans fussballerische Mittelalter.