Die Wiener Austria ist nicht so schlecht, wie sie geredet wird, aber wirklich gut ist es auch noch nicht. Die Feststellung kam letzten Samstag im Sky-Format „Abseits“ von einem deklarierten Violetten, vom ehemaligen Wiener Bürgermeister und dem früheren Kuratoriumsvorsitzende der Austria, Michael Häupl. Der zugab, noch immer mitzufiebern. Interessant, dass Häupl die sportliche Situation auf Platz sieben, die er, freundlich gesagt als durchwachsen bezeichnet, mehr Sorgen macht als die wirtschaftliche: „Solange der Kreditgeber diese positive Grundeinstellung und das ökonomische Vertrauen in die Austria hat, passiert gar nichts.“ Der Kreditgeber ist die Bank Austria. Mit der gab es nicht immer das beste Einvernehmen, Bank Austria-Chef Robert Zadrazil ist ja irgendwie Häupls Nachfolger im Kuratorium.
Als fast offenes Geheimnis gilt inzwischen, dass sich zwischen Präsident Kurt Gollowitzer und der sportlichen Führung die Fronten immer mehr verhärten. Gollowitzer gestand, dass bei Verhandlungen mit möglichen Interessenten am Kauf der Generali-Arena oder Kontakten zu neuen Sponsoren oder Investoren einige Vertraulichkeitserklärungen unterschrieben werden mussten. Daher spricht auch Wirtschaftsvorstand Harald Zagicek nur von Fortschritten in Sachen Stadionimmobilie: „Wir sind auf einem guten Weg“. Da setzt er sich selbst unter Druck, weil bis zum 4. März, bis zur Abgabe der Lizenzunterlagen bei der Bundesliga alles unter Dach und Fach gebracht haben will. Das werden noch zweieinhalb intensive Wochen für Zagicek. Aber wenn er von einem guten Weg spricht, dann kann man fast davon ausgehen, dass nur noch letzte Details zu klären sind.
„Wir werden der Bundesliga klar darlegen, was wir schon getan haben und was unsere Pläne sind“, kündigte Gollowitzer an. Daher glaubt er, dass sich die Austria diesmal freuen wird können, die Lizenz anders als zuletzt schon in erster Instanz zu bekommen. Als Beweis für Häupls Behauptung, dass alles nicht so schlecht ist: „Ich brauche die Herausforderung, ich könnte auch ohne Herausforderung nicht leben. Das ist fordernd“, behauptete Gollowitzer, „Faktum ist, dass sich niemand mehr bei Austria in einer Komfortzone befindet. Wir können uns das nicht leisten und wollen uns das auch gar nicht leisten!“ Das gilt offenbar auch für die sportliche Leitung. Sportvorstand Jürgen Werner sieht es etwas anders: „Wir haben eine klare Trennung zwischen sportlicher und wirtschaftlicher Verantwortung.“ Deshalb prophezeite Werner, dass sich das Verpassen der Meisterrunde auf sportlichen Ebene nicht auswirken würde: „Natürlich werden wir mit dem Präsidenten alles besprechen, aber die Entscheidung wird im sportlichen Bereich getroffen.“
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