Seit letzten Samstag, zwei Wochen nach dem Aufstieg mit Österreichs Eishockey-Team in Kiew, beobachtet Roger Bader in Köln, was ihn mit seiner Mannschaft 2018 in Dänemark bei der Rückkehr in die A-WM erwartet. Sieben Spiele der USA, von Russland, Schweden, Deutschland, Lettland, Dänemark, der Slowakei und Italien sah er bisher, dazu einige Trainings. Einer der 275 Teilnehmer am International Coaching-Symposium gewesen zu sein, war sozusagen noch die Draufgabe. Dort zählte auch Alpo Suhonen, dessen Vertrag als Sportchef in Österreich ausläuft, zu den Vortrageden, der seine Reformidee (nur mehr 14 Teilnehmer an der A-WM, aber zehn statt sechs in der Gruppe B) erläuterte. Wird das angenommen, wäre es sicher kein Vorteil für Österreich.
Donnerstag sitzt Bader bei den Kölner Viertelfinalpartien USA-Finnland und Kanada-Deutschland (in Paris spielen Russland-Tschechien und Schweiz-Schweden) auf der Tribüne, Samstag bei den zwei Semifinale, Sonntag beim Spiel um Platz drei und dem großen Finale. Also bei insgesamt 13 Matches. Was er bisher sah, überraschte den Schweizer nicht: „Dass hier das Niveau über dem, das wir in Kiew gezeigt haben, liegt, das wusste ich schon vorher. Wir müssen uns für nächstes Jahr schon noch einiges erarbeiten.“ Vor allem, was Tempo und Intensität betrifft. Uwe Krupp, der frühere deutsche Stanley Cup-Siegeer und ehemalige Teamchef, betonte am Coaching Symposium, das wichtigste für den Erfolg sei ein funktionierenden Teamwork. Das hatte Österreich in Kiew. Aber das alleine wird nicht reichen.
Bader registrierte das Forcieren der jungen Spieler. Speziell bei den USA und Russland, wobei die Amerikaner im direkten Duell vor seinen Augen nach dreimaligem Rückstand mit 5:3 das bessere Ende, sprich den Gruppensieg, für sich hatten, sich den Flug nach Paris zum Viertelfinale ersparten. Der junge Weg wird so wie bisher auch der von Bader bleiben, wobei er auch auf routinierte personelle Reserven setzt. Die Spieler, die heuer zum Teil verletzt waren wie etwa NHL-Legionär Michael Raffl oder aus den verschiedensten Gründen nicht zur Verfügung standen. Wie die KAC-Gebrüder Geier oder Michel Grabner, weil er mit den New York Rangers im NHL-Play-off spielte oder Thomas Vanek wegen dessen ungeklärter Zukunft. Fünf Mitspieler von Raffl sieht Bader Donnerstag im Dress von Favorit Kanada gegen Deutschland: die Stürmer Brayden Schenn, Travis Konecny, Sean Couturier, Wayne Simmonds und Claude Giroux. Raffls Trainer Dave Hekstol ist Assistent von Headcoach Jon Cooper. Die Philadelphia-Lastigkeit bei Kanada ist kein Zufall: Ron Hextall, der General Manager der Flyers, zeichnet heuer für Kanadas Team, das auch laut tipp3-Quoten (siehe unten) klarer Favorit auf die Titelverteidigung ist, verantwortlich.
Für Bader ist es kein Zufall, dass mit Slowenien und Italien die zwei Mannschaften wieder absteigen mussten, die auch aufgestiegen sind. Passierte nämlich bereits zum neunten Mal hintereinander. Auch Österreich etwa 2015 in Prag, 2013 in Helsinki oder 2011 in der Slowakei. Der letzte Aufsteiger, der es schaffte,oben zu bleiben, war 2008 Frankreich. Und schon jetzt fragt sich der Schweizer, wie Österreich nächstes Jahr mit dieser Tradition brechen soll. Er sieht die größte Chance in der sechswöchigen Vorbereitung, selbst wenn da nicht alle von Beginn dabei sein können: „Wir haben heuer die vier Wochen gut genützt, sonst hätten wir in Kiew nicht im zweiten Teil der WM zusetzen können. Das muss uns nächstes Jahr noch besser gelingen.“ Spielen wird Österreich nicht in Kopenhagen, sondern in der drei Autostunden entfernten 50.000 Einwohner-Stadt Herning in Jütland, der Heimat des dänischen Rekordmeisters. Die Dänen suchten sich als Veranstalter Herning und die 15.000 Zuschauer fassende „Jykse Bank Boxen“ als ihren Spielort aus, werden vermutlich Österreich erster Gegner sein: „Sie hatten in Köln trotz Sieg über Deutschland nicht gerade eine überzeugende WM“, urteilte Bader, „allerdings fehlten die Legionäre aus der NHL. Die werden bei der Heim-WM sicher dabei sein.“