Fußball

Bei den Schiedsrichtern geht es drunter und drüber

Vor zwei Wochen schrieb die „Kleine Zeitung“ unter dem Titel „Zwischen Misstönen und Fehlentscheidungen“ über ein Unbehagen in der Schiedsrichterszene. Damals war der aktuelle Anlass das 1:0 von Red Bull Salzburg gegen Sturm Graz, als Referee Dieter Muckenhammer zwei Handselfer für die Grazer auf Intervention des VAR Harald Lechner nach dem „on field review“ zurückgenommen hatte. In der Woche darauf folgte eine Aussendung des ÖFB, in denen Andreas Fellinger, eine Art Schiedsrichtermanager und VAR-Instruktor, die Entscheidungen als vollkommen richtig darstellte. Die interne Einschätzung unter den 17 Unparteiischen, die in der Bundesliga pfeifen, sah hingegen anders aus.  Sonntag hinterließ ein offenes, ehrliches Sky-Interview des in Graz lebenden Referee Christian-Petru Ciochirca nach Austrias 1:2-Heimniederlage gegen Salzburg (Bild oben) den Eindruck, dass es derzeit auch unter den Unparteiischen drunter und drüber geht.  Er machte dem VAR, im konkreten Fall Rene Eisner, Vorwürfe, eingegriffen zuhaben, ohne dass eine klare, offensichtliche Fehlentscheidung passiert war. Es ging um den Elfmeterpfiff von Ciochirca für den Tabellenführer, den Eisner revidierte. Als Ciochirca nach dem Spiel die Bilder sah, beharrte er darauf, richtig entscheiden zu haben. Weil das Foul auf der Strafraumlinie passierte, die zum Strafraum gehört.  Statt Elfer gab es einen Freistoß, nach dem der Referee falsch auf Eckball für Salzburg entschied, nach dem die Austria das 0:1 kassierte.

Ciochirca gab seinen Fehler zu, was ihn ehrt, sprach von einem Problem mit den Bewertungen, hielt andere Richtlinien als die aktuellen für sinnvoll. Es geht um den „On Field Review“. Gibt es einen, muss der Schiedsrichter einen Abzug von 0,5 Punkten für seine Leistung in Kauf nehmen. Wegen einer falschen Wahrnehmung. Das ist aber keine österreichische Erfindung, sondern gehört zum internationalen, von FIFA und UEFA ausgegebenen VAR-Reglement. Der Schiedsrichter darf nicht selbst entscheiden, ob er in die Videoarea geht, um eine Szene nochmals zu sehen.  Das kann nur nach dem „Befehl“ aus dem VAR-Zentrum geschehen.  Das scheint sich aber, siehe Sky-Interview, noch nicht bei allen herumgesprochen zu haben. Spricht wiederum für die fehlende interne Kommunikation, die viele anprangern.

Für die Bundesliga-Schiedsrichter ist der Elite-Ausschuss der Schiedsrichterkommission des ÖFB zuständig. Ausschuss-Vorsitzender ist Wiens Verbandspräsident Robert Sedlacek, der auch zur Schiedsrichterkommission gehört, sein Stellvertreter Konrad Plautz, der ehemalige Spitzenreferee aus Tirol. Der letzte österreichische Unparteiische, der bei einem internationalen Topevent (Europameisterschaft 2008) zum Zug gekommen war. Zur Kommission gehören noch Gerhard Gerstenmayer, Wolfgang Sowa und Thomas Steiner. Gerstenmayer ist für das Regelwerk zuständig, Sowa für die Beobachtungen, Steiner für die Besetzung der Spiele. Die wahrscheinlich heikelste Aufgabe. Derzeit erfahren die Schiedsrichter erst zwei Tage vor den Spielen, wo sie zum Einsatz kommen werden. Grund dafür: Es soll einen „Maulwurf“ geben, der manchen Medien rasch die Besetzung zuspielt, sobald sie bekannt ist.

Bis auf Plautz kommen die Mitglieder des Elite-Ausschuss aus dem Osten.  Daher gibt es intern den „Verdacht“ und Vorwürfe, die nicht offen ausgesprochen werden, dass die Schiedsrichter aus dem Osten bevorzugt behandelt werden. Das sorgt für zwei Lager. Natürlich gibt es auch eine finanzielle Seite. Für ein Bundesligaspiel wird der Schiedsrichter mit 1350 Euro brutto entlohnt, für einen Einsatz im VAR-Zentrum Meidling mit 810. Kommt ein Schiedsrichter über eine Saison auf 15 Spiele, bedeutet das rund 20.000 Euro brutto.  In den bisherigen 27 Runden hatten zehn der 17 Bundesliga-Referees zehn Einsätze oder mehr. 13 ist der aktuelle Höchstwert.

Foto: Sky Sport Austria.

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