Fußball

Canadi und der Grund zum Feiern! Foda fliegt zu Hinterseer

Fußball-Deutschland hat seit Dienstag Abend nur ein Thema: Den von „Bild“ auf Seite eins in Balkenlettern verkündeten Rückzug von Uli Hoeneß als Bayern-Präsident und Chef des Aufsichtsrats. Nach 40 Jahren bei Bayern will er demnach im November nicht mehr kandidieren, sondern  seinen Stellvertreter im Aufsichtsrat, den ehemaligen Adidas-Bos Herbert Heiner an seine Stelle hieven. Bei Bayern schlug die Meldung in Kansas City vor dem letzten Spiel der US-Tournee, dem 1:0 gegen Milan, wie eine Bombe ein. „Ein Schock, auf den ich nicht vorbereitet war“, gestand David Alaba, „Bayern ohne ihn ist für mich schwer vorstellbar.“Das einzige, was zur Hoeneß-Meldung fehlt, ist die Bestätigung durch ihn. Das einzige, was der 67jährige Hoeneß dazu sagte: Er werde erst am 29.August vor dem Aufsichtsrat reden.

Angesichts der Hoeneß-Bebens verkommt der Start in die zweite Liga am Freitag mit dem Absteigerduell zwischen dem VfB Stuttgart, der mit 37 Millionen Euro das höchste Budget der Liga hat und Hannover 96 zur Nebensache. Mit Sasa Kalajdzic wird einer der 21 österreichischen Spieler in dieser Liga nach der Operation seines „zerstörten“ Knies am Mittwoch noch in der Augsburger Klinik liegen statt am Stuttgarter Rasen zu spielen. Riesenpech für den 22jährigen. Die „Ösi-Hochburg“ in der zweiten Liga ist der 1. FC Nürnberg: Mit Georg Margreitter, Nikola Dovedan, Lukas Jäger und Andreas Lukse vier Spieler, mit Damir Canadi (Bild oben)  der einzige rot-weiß-rote Trainer der zweiten Liga. Die Fans verlangen den sofortigen Wiederaufstieg,  Sportvorstand Robert Palikuca und der von ihm geholte Canadi stellte einen Zweijahresplan auf. Die Devise hörte man von Canadi auch während seiner  sechs Monate bei Rapid: „Raus aus der Komfortzone.“ Auf Nürnberg umgelegt, heißt das: Trotz nur drei Siegen in der Abstiegssaison standen die Spieler selten im Mittelpunkt der Kritik. Canadis Credo. „Für Niederlagen muss man eine Mannschaft nicht loben.“

Er kennt die Liga noch nicht, vielleicht ein kleiner Nachteil: „Die ersten drei Plätze werden die von allen als Favoriten gehandelten Klub wie der Hamburger SV, Stuttgart, Hannover und wir unter sich ausmachen. Hoffentlich haben wir am Ende einen Grund zum Feiern“, heißt seine Prognose. Experten sehen in Nürnberg eher den ersten Verfolger von  Stuttgart, Hamburg und Hannover, aber in der Außenseiterrolle hat Canadi immer schon einiges geschafft. In der Vorbereitung kam fünf Tage nach dem 1:2 gegen Rapid in Hütteldorf das Beste zum Schluss, ein 1:1 gegen Frankreichs Meister Paris St. Germain: „Ein paar Mechanismen sind schon reingekommen“, erkannte Canadi gute Defensivarbeit, „aber mir hat etwas der Mut nach vorne gefehlt.“ Pech, dass der Holländer Virgil Misidjan, den Rapid nie unter Kontrolle bekam, sich im Training das Kreuzband riss. Für ihn kam als Neuzugang Nummer neun Iuri Medeiros von Sporting Lissabon für rund zwei Millionen Euro.

Die erste Hürde für Nürnberg heißt Samstag Dynamo Dresden. In Sachsen warten 30.000 emotionelle, laute Fans auf den Favoriten. Dresdens drei Österreicher, der von Wacker Innsbruck zurückgekehrte Sascha Horvath, das vom Tiroler Absteiger geholte Mittelfeldtalent Matthäus Taferner und Patrick Möschl dürften keinen Platz in der Startelf haben. Da halfen Horvath auch seine starken Leistungen bei der U21-EM offenbar nicht, Dynamo gilt als eine Art Wundertüte der Liga: Alles kann passieren.

Der Österreicher, für den der Aufstieg quasi Pflicht ist, heißt Lukas Hinterseer, die neue Hoffnung des Hamburger SV auf Tore, Nach den zwei verpassten Anläufen zum Aufstieg des Traditionsklubs verspürt der 28jährige schon den typischen HSV-Druck: „Die Erwartungen in Hamburg sind hoch.“ Der 28jährige Tiroler konnte auch  im Trainingslager in seinem Heimatort Kitzbühel Trainer Dieter Hecking überzeugen, ist als Spitze gesetzt, kam auch in den Mannschaftsrat: „Es gibt in Hamburg einen neuen Mix, der auch mir gut tut!“ Sonntag kommt zum fraglichen Österreicher-Duell gegen Darmstadt Österreichs Teamchef Franco Foda in die Hansestadt.  Fraglich deshalb, weil Darmstadts Neuer Mathias Honsak an einer Sprunggelenksverletzung laboriert. Ein Teamcomeback ist  gemeinsam mit Hamburg Aufstieg Hinterseers großes Ziel.

Darmstadt ist einer der drei Österreicher-Klubs, der auf die Rolle des Hechts im Karpfenteich beim Kampf um die Aufstiegsplätze hofft. Die anderen sind Bochum mit Dominik Baumgartner und Arminia Bielefeld mit Manuel Prietl. Bei Bielefeld zählen ein Ex-Salzburger (Reinhold Yabo) und ein Ex_Rapidelr (Brian Behrendt) zu den Stützen. Für die anderen Österreicher gibt es nur eine Devise: Nicht absteigen.  Das gilt für Dominik Wydra und Philipp Zulechenr bei Erzgebirge Aue,  bei den Aufsteigern Karlsruhe und Osnabrück für Christoph Kobald, Marco Djuricin, Lukas Grozurek sowie Kevin Friesenbichler und Lukas Gugganig. Auch für Ex-FAC-Tormann Martin Fraisl als neue Nummer eins bei Sandhausen. Dort hat mit Stefan Kulovits einer der „ewigen“ Lieblinge des Rapid-Fanblocks mit 36 Jahren eine Doppelrolle: Sowohl Stand By-Profi als auch Mitglied des Trainerteams. Kulovits hat eine klare Priorität: Immer spielen!

Foto: 1.FC Nürnberg Media.

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