Fußball

Das erste Spiel mit Zuschauern wird ein Zeichen des Aufbruchs

Wer in Österreich immer noch Geisterspiele vor leeren Tribünen ablehnte, weil die ja eigentlich als eine strenge Bestrafung galten, und nicht daran glauben wollte, dass darin die einzige Chance besteht, die Saison noch irgendwie zu Ende zu spielen, einen Abbruch der Meisterschaft zu verhindern, den belehrten Montag Mittag Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudi Anschober mit ihren Erklärungen und der Behauptung von der Ruhe vor dem Sturm eines besseren. Die Prognose, wonach Spiele mit Publikum wohl als letztes wieder erlaubt werden, ist gar nicht riskant.

Deutschlands souveräner Ligachef Christian Seifert, der seit 15 Jahren den Klubs Rekordumsätze beschert, schwor bereits vor zwei Wochen die Vereine auf die Geisterspiel-Marschroute ein. In Österreich müsste dies  Ligavorstand Christian Ebenbauer im Zuge des ausgerufenen „Stresstests“ für die zwölf Vereine in den nächsten Tagen gelingen. Das Motto besser vor keinen Fans zu spielen als gar nicht, ist bei der aktuellen Situation einfach alternativlos. Egal, ob es Mitte Mai, Anfang Juni oder noch zwei Wochen später es weiter gehen kann.

Noch nie wurde so viel über die Meisterschaft in Weißrussland gesprochen wie in Corona-Zeiten. weil in dem Land zwischen Russland und Polen Staatschef Alexander Lukaschenko den Virus einfach nicht zur Kenntnis nimmt, die Saison so weiter geht wie bisher. Sicher wäre  ohne Corona der 31 jährige Darko Bodul als Ex-Sturm-Spieler sieben Jahre nach seinem Abschied aus Graz und viereinhalb nach dem von Altach als Legionär bei Schachtjor Soligorsk nicht so oft in Österreich medial erwähnt worden wie in den letzten Tagen. Wenn es stimmt, das die weißrussische Liga neue Verträge mit TV-Stationen aus zehn Ländern neu an Land ziehen konnte, weil sie weiter spielt, dann kann einen das  einerseits nur etwas wundern, zeigt aber auch, wie „ausgehungert“ die  TV-Konsumenten auf Live-Ereignisse sind.

Die sehen sie viel lieber als Wiederholungen von Klassikern aus den letzten Jahrzehnten. In Deutschland zeigte die ARD letzten Samstag statt der  „Sportschau“ den deutschen Sieg im Viertelfinale der EM 2016 gegen Italien nach Elfmeterschießen. Weil dieser Tage Deutschland gegen Italien spielen wollte. Egal, was sich die Sender einfallen lassen, um die Zeit ohne Fußball zu überbrücken, vielleicht wären die Einschaltquoten bei Livespielen aus Weißrussland sogar besser. Das bedeutet für die Zeit der Geisterspiele auf Österreich umgelegt: Rechteinhaber „Sky“ darf sich wahrscheinlich sogar auf höhere Quoten als je zuvor freuen. Jede Live-Übertragung wird gefragter sein als sie es in normalen Zeiten gewesen wäre. Egal, um welche Paarung es sich handeln wird.

„Wenn wieder ein Fußballspiel mit Zuschauern stattfinden kann, bedeutet das ein Zeichen des Aufbruchs. Dann haben wir es geschafft“. Diese Prognose stammt vom brillanten Redner Seifert, der manchmal geniale Sätze wie diesen sagt. Der stimmt vollinhaltlich nicht nur für Deutschland, sondern auch für Österreich.

 

Foto: SK Rapid.

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