Meister und Vizemeister, Tabellenführer und erster Verfolger, am Sonntag zu Gast in Kärnten: Zunächst am Nachmittag Sturm Graz in Wolfsberg, danach genau 68,1 Kilometer entfernt Red Bull Salzburg im Wörthersee-Stadion beim Sensationsvierten Austria Klagenfurt, der so wie Salzburg in neun Runden nur einmal verloren hat. Die Kärntner Bundesligisten mit ihren Wiener Trainern Manfred Schmid und Peter Pacult übertrafen bisher anders als die Wiener Großklubs die Erwartungen. Auch Sonntag? In Wolfsberg lebt die Hoffnung auf das afrikanische Offensivduo mit Mo Bamba und Augustin Boakye, das zuletzt für den 2:1-Heimsieg über den LASK sorgte. Gelingt ähnliches auch gegen Sturm? Dann würden die Grazer ihre weiße Weste, die sie noch als einzige der Liga, haben verlieren. „Auf den Spuren von Didier Drogba und Toure“ schrieb die „Kleine Zeitung“ über Bamba. Wieo das?
Bamba ist so wie Drogba ein Ivorer. Drogba, der berühmteste Stürmer der Elfenbeinküste, der auch in England bei Chelsea für große Erfolge, etwa im Münchener Finale gegen Bayern zum Triumph in der Champions League sorgte. Bamba möchte sich via Wolfsberg für ein Engagement in England, am liebsten bei Chelsea, empfehlen. Er stammt aus der Stadt Bouake. So wie Yaya und Kolo Toure. Yaya spielt bei Barcelona und Manchester City, Kolo auch bei Arsenal und Liverpool. Große Vergleiche nach fünf Toren in neun Runden. Sturms Trainer Christian Ilzer vertraut weniger auf die Statistik (Sturm gewann fünf der letzten sechs Spiele in Wolfsberg), sondern mehr auf das richtig gute Gefühl, das die Grazer seit Donnerstag und dem 1:0 in der Europa League bei Polens Meister Rakow Tschenstochau haben: „Das macht mit einem etwas im Kopf!“
Was machte das 0:2 gegen Real Sociedad am letzten Dienstag mit den Köpfen der Salzburger? Trainer Gerhard Struber kündigte an, fünf Tage nach der Niederlage frische Kräfte zu bringen. Die große Rotation gab es auch nach dem 2:0 gegen Benfica Lissabon, aber die endete mit der 0:1-Pleite gegen Blau Weiß Linz. Anzunehmen, dass sie diesmal etwas kleiner sein wird. Klagenfurt veranstaltet ab 12 Uhr Mittag vor dem Stadion in Zusammenarbeit mit der Privatbrauerei Hirt ein Oktoberfest – aber offenbar zieht das bei den Fans nicht. Bis Freitag waren nur 2500 Karten für das Gastspiel des Meister verkauft. Ob das auch an der Konkurrenz durch Eishockey liegt? Eine Stunden vor dem Anpfiff beginnt das Heimspiel des KAC gegen Asiago.
Klagenfurts Trumpf wird erneut das starke Teamwork sein, auf das Pacult seine Mannschaft eingeschworen hat. Eigentlich unglaublich, was er alles schafft: Torjäger Markus Pink wechselte im Februar nach China, der von Rapid als „Nachfolger“ geholte Nicolas Binder fehlte monatelang wegen einer Adduktorenverletzung. Sorgt eben ein anderer für Tore. Im Moment Sinan Karweina, der die Schützenliste anführt: „Die einfachsten Dinge sind oft die besten“, bemerkte Pacult vielsagend. Vor zwei Jahren, in der Saison nach dem Aufstieg gelang es Klagenfurt einmal, Salzburg zu schocken, dem Meister die erste Saisonniederlage zuzufügen. Passierte am 27. November 2021 mit dem 2:1-Sieg. Seit damals hat Klagenfurt in drei Heimspielen gegen die Bullen kein Tor erzielt – 0:6, 0:1, 0:3. Gibt es jedoch wieder einen Außeneitersieg, dann könnte der KärntnerSonntag für einen Führungswechsel sorgen. Von Salzburg zu Sturm.
