Fußball

Der neue Totti steht Wolfsberg im Weg

Manor Solomon, sorgte Dienstag Abend im Mailänder Meazza-Stadion in letzter Minute für den 2:1-Sieg von Ukraine-Meister Schachtjor Donezk gegen Atalanta Bergamo. Das erste Tor des 20jährigen in der Champions League freute Israels Sportchef Willi Ruttensteiner und Teamchef Andi Herzog. Sie haben Solomon für das Qualifikationsspiel gegen Österreich in Wien auf der Rechnung. Ebenso würde es Ruttensteiner und Herzog freuen, wenn Shon Weissman Donnerstag Abend in Graz  sein zweites Tor für Wolfsberg in der Europa League erzielt, nach dem Führungstreffer beim 4:0 in Mönchengladbach auch gegen AS Roma trifft. Zuzutrauen ist es dem 23jährigen Israeli beim Kampf um die Tabellenführung der Gruppe J gegen AS Roma, den Fünften in Italiens Serie A mit sieben Punkten auf Tabellenführer Inter Mailand, der vor zwei Wochen Basaksehir Istanbul 4:0 abgefertigt hatte. Wer hätte diese Konstellation vor zwei Wochen möglich gehalten?

Der dreifache italenische Meister Roma wartet seit 2001 unter Fabio Capello auf den nächsten „Scudetto“, verbreitet trotzdem in Graz den Hauch der großen Fußballwelt. Das sieht man schon dran, dass die stolzen Römer darauf verzichten, in Graz zu trainieren. Das machten sie Mittwoch noch in ihrem Trainingszentrum Trigoria. Der Klub, mit dem Herbert Prohaska 1983 Meister geworden war,  mit dem jetzigen Napoli-Trainer Carlo Ancelotti und dem Brasilianer Roberto Falcao ein überragendes Mittelfeld zum ersten Titeltriumph nach 41 Jahren bildete, klagt über fünf Ausfälle. Der von Chelsea gekommene Verteidiger Davide Zappacosta ist zu verkraften, die von Jung-Nationalspieler Lorenzo Pellegrini im zentralen Mittelfeldspieler, der armenischen Arsenal-Leihgabe Henrikh Mkhitaryan sowie der Stürmer Diego Perotti und Cengiz Ünder, ein türkischer Teamspieler, wiegen schwerer. Aber bei Roma gibt´s trotzdem noch genug Qualität. Zur Verstärkung der Defensive bekam der neue Trainer Paulo Fonseca (der Portugiese wurde zuvor mit Schachtjor Donezk dreimal Meister in der Ukraine) mit Pau Lopez, den bisher teuersten Tormann der  Klubgeschichte. 23 Millionen Euro zahlte Roma für den Spanier an Betis Sevilla. Für die Innenverteidigung kam auf Leihbasis der Hüne Chris Smalling von Manchester  United. Vorne bürgt der bosnische Torjäger Edin Dzeko auch mit  33 Jahren noch von Tore, wirbelt mit Justin Kluivert der 20jährige Sohn der Legende von Ajax Amsterdam.

Aber das größte Juwel heißt Nicolo Zaniolo (Bild oben), ist erst 20 Jahre jung. Er unterschrieb bis 2024, kassiert pro Saison zwei Millionen Euro netto. Vor einem Jahr war er von Inter Mailand gekommen. Als ein Tauschobjekt für den Belgier Radja Nainggolan, Zaniolo steigerte auf der Zehner-Position seinen Marktwert in Rom von 4,5 auf nunmehr 40 Millionen Euro, Nainggolan scheiterte in Mailand. Der 19jährige, in der Toskana geborene Zaniolo wurde zum fünften Spieler der italienischen Geschichte der ohne eine Minute Spielzeit in der Serie A eine Teamberufung erhielt. Bei den Roma-Fans avancierte die Nummer 22  bereits zum neuen Francesco Totti. Und das ist wohl eine ehr schweres Erbe. Der ewige Capitano Totti findet sich in dieser Saison nach 30 Jahren in keiner Klub-Funktion.  Sein Protest gegen den amerikanischen Präsidenten James Pallotta. Nicht nur um Totti trauern die „Romanisti“, sondern auch um Daniele de Rossi, der mit 36 nach 17 Jahren bei AS Roma ebenfalls nicht mehr erwünscht war, jetzt für die Boca Juniors in Argentinien spielt.

Aber das ändert nichts daran, dass Roma als Favorit ins Grazer Duell mit Wolfsberg geht, die Kärntner (siehe Quoten unten) ein 4,00-Außenseiter sind. Aber wer in Mönchengladbach so auftrumpfte, der traut sch auch gegen Roma die nächste Überraschung zu: „Wir wollen punkten, ganz klar“, versicherte Kapitän Michael Liendl, für den es ein besonderes Match ist. Europa League in seiner Geburtsstadt Graz, da geht normal nichts drüber. Aber Liendl hätte trotzdem lieber in der Klagenfurter Wörthersee-Arena, die wegen des unsinnigen Baumprojekts nicht zur Verfügung steht, gespielt: „Wir haben eine Superentwicklung hinter uns“, glaubt Liendl, „ich hätte nicht geglaubt, dass nach der letzten Saison noch eine Verbesserung möglich sein wird. Aber wir sind in der Breite besser aufgestellt, defensiv stabiler geworden.“ Das alles soll und wird sich vor den Augen vn Teamchef Franco Foda zeigen. Verteidiger Michael Novak: „Wir hakeln, hakeln, hakeln und werden jetzt dafür auch belohnt“. Trainer Gerhard Struber kündigte einen ähnlichen Matchplan wie bei der Jahrhundertsensation in Mönchengladbach an.

 

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