Toni Polster erzielte zwischen 1993 und 1998 für den 1. FC Köln in 168 Spielen 88 Tore. Donnerstag sorgten sowohl sein Ex-Klub als auch er für Aufsehen. Köln als Vorletzter der Bundesliga mit einem Trainerwechsel, Polster (Bild) in Wien mit einer Klage, die es bisher nicht gab. Der Rekordtorschütze von Österreichs Team forderte via Landesgericht für Zivilrechtssachen vom ÖFB die Anerkennung von drei Länderspielen und drei Toren, bemüht dazu den renommierten Wiener Rechtsanwalt Manfred Ainedter, der unter anderem auch Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser vor Gericht vertritt und die Grazer Kanzlei Haslinger/Nagele. Der ÖFB muss innerhalb von vier Wochen die Klage beantworten. In Wahrheit hat der inzwischen 59 jährige Polster diesen Sturmlauf nicht notwendig, ist das unter seiner Würde. Jedem, der Polster schätzt, so wie der Autor, muss es eigentlich weh tun. Er will statt offiziellen 44 Toren in 95 Länderspielen künftig 47 in 98 aufscheinen. Ganz glaubwürdig wirkt es nicht, dass es ihm nicht um Platz eins in der Torschützenliste des Teams geht. Die „Angst“ vor Marko Arnautovic, der bisher 36 Tore erzielte, scheint derzeit aber alles andere als begründet zu sein.
Gestritten wird um das 6:0 gegen Liechtenstein in Vaduz am 7. Juni 1984 mit einem Polster-Tor, um das 3:1 gegen Tunesien drei Jahre später in Tunis mit zwei Treffern von ihm und das 1:3 gegen Marokko 1988, bei dem er leer ausging. Alle drei Partien fanden rund um Trainingslager statt. Das gegen Liechtenstein unter Teamchef Erich Hof, gegen Tunesien unter Branko Elsner, das gegen Marokko unter Josef Hickersberger im Rahmen eines Turniers in Monaco. Auch wenn man bei allen drei Spielen dabei war, fällt es schwer, sich zu erinnern, ob damals vor Anpfiff die Nationalhymnen, wie bei offiziellen Länderspielen üblich, gespielt wurden. Vom Match in Vaduz blieb vor allem der Crash von Heribert Weber in Erinnerung, der danach kurz bewusstlos war und im ersten Schreck den damaligen Teamarzt Ossi Schwinger fragte, ob er sterben müsste. 1988 verlor Österreich drei Tage nach der Niederlage gegen Marokko auch gegen die Schweiz. Das 1:2 wird in der Länderspielstatistik des ÖFB geführt.
Der Unterschied zur heutigen Zeit: Damals mussten Legionäre nicht immer abgestellt werden. Sondern nur für einige Spiele im Jahr, meist für fünf. Polster war bei der Niederlage gegen Marokko Legionär bei Torino. Es war damals ein Grund für inoffizielle Länderspiele, um die Legionäre für die wichtigere im Rahmen von Qualifikation für Europa- und Weltmeisterschaften zur Verfügung zu haben. Außerdem ging es sicher auch um Abstellgebühren und Prämien, die sich der ÖFB mit der „Tarnung“ ersparte. Zudem kann man mit Niederlagen leichter leben, wenn sie nicht in einem offiziellen Länderspiel passieren.
Noch ein Blick zum 1. FC Köln: Das Ende von Steffen Baumgart als Trainer von Florian Kainz und Dejan Ljubicic erinnert an das von Peter Stöger und seinen Assistenten Manfred Schmid nach vier erfolgreichen Saisonen im Dezember 2017. Damals war Köln nach 14 sieglosen Runden mit nur drei Punkten Letzter. Bei Baumgart waren es nach 16 Runden zehn Punkte. Vor zwei Jahren gab es Gespräche um Stögers Rückkehr, den Job bekam aber Baumgart. Er war bei den Fans ähnlich populär wie die zwei Österreicher. Stöger hörte mit einem 2:2 bei Schalke auf, Baumgart nach dem 0:2 bei Union Berlin. Donnerstag flog er dennoch wie geplant zum Weihnachtsurlaub nach Salzburg, Für Köln gingen die schlechten Nachrichten weiter: Der internationale Sportgerichtshof in Lausanne bestätigte die Transfersperre der Kölner für die nächsten zwei Übertrittszeiten im Winter und Sommer. Damit dürfte auch der Klubwechsel von Ljubicic kein Thema mehr sein. Bei Borussia Dortmund darf der umstrittene Trainer Edin Terzic hingegen weiter machen.
Foto: ServusTV/Manuel Seeger.