Fußball

Ein Wunderkind wird schön langsam erwachsen: Thierno Ballo

Als der Sensationsvierte Hartberg letzten Samstag mit dem 2:1 in Altach der vielleicht entscheidende Sieg gelang, um in der Meisterrunde um einen Europacup-Platz zu spielen, war für Markus Schopp der Plafond nicht erreicht: „Wir haben vor uns den LASK mit einem Punkt mehr. Das erklärte Ziel muss es sein, vor dem LASK zu stehen!“ Bemerkenswert, Hartberg will Dritter werden. Schopp ist auf jeden Fall ein Trainer, dem es gelingt, Spieler zu entwickeln. Auch wenn sie wie Max Entrup schon 26 sind. Ähnliches kann man auch von Peter Pacult behaupten, der knapp davor steht, mit Austria Klagenfurt nach dem Aufstieg zum dritten Mal hintereinander unter die ersten sechs zu kommen. Bei ihm sind es aktuell zwei, die bei seinem Ex-Klub Rapid keine Perspektive sahen: Der 22 jährige Nicolas Binder, der nach überstanden Adduktorenverletzung derzeit zur ersten Wahl gehört, und Sky Aaron Schwarz, der am 20. März 20 Jahre jung wird. Beim 2:0 gegen Blau Weiß Linz gelang ihm als Nachfolger des verletzten Sinan Karweina sein erster Doppelpack in der Bundesliga. Zuvor traf er nur einmal. Ausgerechnet beim 3:2-Auswärtssieg über Rapid zum 3:1.

Spieler entwickeln kann auch Manfred Schmid. Das zeigte er schon bei der Austria (Matthias Braunöder, Muharem Huskovic), das gelingt ihm auch bei Wolfsberg. Bei Mohamed Bamba , der in einem halben Jahr zum Rekordtransfer wurde. Außerdem bei Augustine Boakye, derzeit vor allem mit dem 22 jährigenThierno Ballo (Bild). 2016 hatte der damalige ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner stolz Ballo als „Wunderkind“ präsentiert. Damals war es ihm gelungen, den in Abidjan, der Heimat seines Vaters geborenen und in Linz aufgewachsenen Ballo zu überzeugen, für Österreich zu spielen. Damals war Ballo bei Viktoria Köln, der Wechsel von London zu Chelsea war bereits beschlossene Sache. In London schaffte er es bei den „Blues“ bis in die U 23, aber nicht weiter. Er trainierte einige Male mit den Stars, nicht mehr. Daher übersiedelte er im Sommer 2021 auf Leihbasis zu Rapid. Dort war nach dem Wechsel von Yusuf Demir zu Barcelona ein Platz frei. Nach wenig begeisternden 13 Einsätzen in Grün-Weiß war Schluss, auch weil Demir aus Barcelona wieder retour kam. Wieder ein halbes Jahr Chelsea, dann zu Wolfsberg. Als dort Schmid im Februar 2023 auf Robin Dutt als Trainer folgte, begann Ballo langsam, aber sicher aufzublühen. Die Statistik beweist es: Letzte Saison bei 27 Einsätzen sechs Tore und zwei Assists, in der laufenden sind es in 16 Runden bereits acht Tore und drei Assists.

„Er ist nicht umsonst aufgrund seines Talents zu Chelsea gegangen. Dann gab es Probleme. Als ich gekommen bin, war er sehr down“, erzählt Schmid im „Sky“-Interview“, „wir haben versucht, ihn aufzurichten. Er hatte einige schwer zu verkraftende Dinge in seinem Privatleben, kam aber drauf, dass der Trainer für ihn nicht verantwortlich ist. Sondern er selbst hart arbeiten muss. Die Qualität hat er, um ein richtiger Top-Spieler zu werden“. Das Wunderkind wird offenbar schön langsam erwachsen. Ab der U15 durchlief er sämtliche österreichische Nachwuchsteams, für die U 21 von Werner Gregoritsch absolvierte er seit 2021 bisher 14 Partien, war zuletzt auch beim sensationellen 2:0 gegen Frankreich im Einsatz. Da ist die EM-Qualifikation das Ziel. Macht Ballo so weiter, könnte vielleicht im Herbst sein Debüt in der Nationalmannschaft folgen.

Foto: Gepa/Admiral.

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