Fußball

Foda spricht von Finalspiel: „Der Trainer ist immer für alles verantwortlich!“

Ein Zeichen setzen! Die Devise, die Österreichs U 21-Teamchef Werner Gregoritsch für das EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan in Ried (ab 18 Uhr live in ORF Sport plus ausgab, gilt noch viel mehr für das Nationalteam 165 Minuten später im Happel-Stadion gegen Schottland (live in ORF 1). Auch wenn die direkte WM-Qualifikation nicht mehr zu schaffen ist, gilt es im ersten Heimspiel nach der Europameisterschaft vor allem zu beweisen, dass die Mannschaft intakt ist. Woran es nach dem 2:5 in Israel starke Zweifel gibt. Die Kulisse wird nicht so würdig wie im Juni nach der Europameisterschaft erhofft: 48.000 Zuschauer dürften nach der  3 G-Regel auf den Tribünen sitzen, bis Montag waren  nur knapp 15.000 Karten verkauft. Die Möglichkeit, sich ab 15.30 Uhr im Impfbus der Stadt Wien vor dem Happel-Stadion impfen zu lassen, wird nicht der große Anreiz sein, das Match vor Ort zu sehen.

Teamchef Franco Foda sprach von einem Finalspiel: „Wir sind durchaus in der Lage, das zu gewinnen!“ Etwas anderes wäre auch schlimm. Denn die Schotten sind keine Mannschaft mit besonderer Klasse. Das zeigten die Niederlagen bei der  Europameisterschaft im Hampden Park von Glasgow gegen Tschechien und Kroatien (0:2, 1:3) und letzten Samstag am gleichen Ort das magere 1:0 gegen Moldau. Durch den Aufstieg von Norwich in die Premiere League kamen  von den 16 Spielern, die Teamchef Steve Clarke, dessen Vertrag bis 2024 verlängert wurde, einsetzte, die Hälfte von Klubs aus der  höchsten englischen Klasse. Darunter Che Adams von Ralph Hasenhüttls FC Southampton. Herausragend Liverpools Linksverteidiger John Robertson,  dazu John McGinn von Aston Villa, der vor zwei Wochen einen positiven Corona-Test hatte, aber Samstag wieder im Einsatz war. Er war im März gegen Österreich in Glasgow der Schütze des spektakulären Ausgleichs zum 2:2. Zu beachten ist auch der 20 jährige Mittelfeldspieler  Billy Gilmour, der bei Schottlands bestem Spiel bei der Europameisterschaft, dem 0:0 gegen England in Wembley, herausragte. Zwei Tage später hatte er einen positiven Corona-Test. Letzte Saison spielte Gilmour in Chelseas U 23 zusammen mit Neo-Rapidler Thierno Ballo, jetzt ist er an Norwich verliehen.

Das 0:0 von Wembley bewies, das Schottland auch gegen Harry Kane, Raheem Sterling etc. gut verteidigen kann. Offensivspieler dieser Klasse hat Österreich nicht, die kann Foda nicht herbeizaubern. Also wird es ein hartes Stück Arbeit, um das nötige Zeichen setzen zu können. Ein Zeichen wäre es auch, wenn Foda sich nicht nach dem schottischen System mit drei Innenverteidigern, dem 3-4-1-2 richtet, sondern vorrangig die eigenen Möglichkeiten forciert. So wie er es Montag ankündigte: „Vom System her ist bei uns alles möglich“. Er sprach von einigen Veränderungen in der Startelf. Florian Grillitsch ist doch nicht gesperrt und daher in der „Verlosung“.  Wenn Foda robuste Typen bringt, um den Schotten im Zweikampf Paroli zu bieten, etwa Stefan Ilsanker im Mittelfeld, wird das sicher bei einigen für Kopfschütteln sorgen.

Vor sechs Monaten in  Glasgow stand der Frankfurt-Legionär in der Startelf. Ebenso Alexander Schlager im Tor, Stefan Lainer, Xaver Schlager, Sasa Kalajdzic und Adrian Grbic. Der gehört jetzt nicht zum Kader. Lainer, Xaver Schlager und Kalajdzic fallen leider verletzt aus. Der Zweimeter-Riese Kalajdzic, der beim 2:2 seine ersten Tore im Teamdress erzielte (Bild oben), wäre gegen die robusten schottischen Innenverteidiger Jack Hendry (FC Brügge),  Grant Hanley (Norwich) und Kieran Tierney (Arsenal) normal Fixstarter, würde er nicht nach einer Operation an der rechten Schulter den Arm in der Schlinge tragen.

Es wird also sechs Veränderungen in der Startelf gegenüber dem 2:2 geben.  Foda wird auch daran gemessen werden, ob er dabei ein glücklicheres Händchen hat als mit den fünf Umstellungen vor der Pleite in Haifa, für die einigen noch immer die Erklärung fehlt. Wie der durchaus bodenständige Konrad Laimer zugab: „Wir hätten das Match locker gewinnen können, schafften das aber nicht. Und keiner weiß so richtig, wieso das nicht gelang.“ Sollte ähnliches auch Dienstag Abend passieren, werden sicher noch mehr als bisher behaupten, dass der Teamchef die Mannschaft nicht erreicht. Das weiß Foda: „Denn der Trainer ist immer für alles verantwortlich!“ Also muss auch er sich „steigern“.

Jetzt ist es bereits durchaus legitim, sich Gedanken über die Play offs im März 2022 zu machen.  In dem spielen die zehn Gruppenzweiten. Das wären Stand jetzt Portugal mit Cristiano Ronaldo, Schweden, die Schweiz, Finnland, Tschechien, Israel, Holland mit seinem neuen Teamchef Louis van Gaal, Kroatien, Polen sowie Armenien. Dazu kommen die zwei besten Gruppensieger aus der letzten Nations League, die in der Qualifikation Platz eins oder zwei belegten. Dazu würde Österreich derzeit gehören. Diese zwölf Teams spielen um drei WM-Plätze. In einer Art Glückstopf. Es werden sechs Paarungen gelost, ebenso wer das Heimrecht hat. Denn es gibt kein Hin- und Rückspiel, nur ein Duell. Die sechs Sieger kommen weiter, spielen dann um die Tickets für Katar. Die Qualifikation als Gruppensieger direkt zu schaffen, wäre leichter gewesen.

Foto: UEFA.

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