Mittwoch droht dem FC Barcelona der erste k.o. im Achtelfinale der Champions League seit zehn Jahren, ausser es passiert in Nou Camp nach dem 0:4 bei Paris St.Germain ein mittleres Wunder. Bleibt das wie erwartet aus, dann wankt ein Gigant. Ist es selbst nur ein schwacher Trost, vor dem Erzrivalen Real Madrid in der Primera Division zu liegen. Ein Punkt Vorsprung, allerdings auch ein Spiel mehr. Trainer Luis Enrique beendete alle Spekulationen über das Ende seiner Ära, in dem er letzte Woche seinen Rückzug mit Ende Juni verkündete. Nach drei Saisonen mental leer, sürt keine Kraft mehr für den Job. Da klagte einer, dem es ähnlich erging, in Manchester: „Barcelona hat seinen idealen Trainer verloren“, behauptete Pep Guardiola.
Unter Luis Enrique, den der Ruf des ewigen Grantlers verfolgt, gewann Barcelona 2015 die Champions League, holte 2015 und 2016 in Spanien das Double, gewann 2015 den europäischen Supercup und die Klub-WM. Sieben Titel in drei Jahren. Bevor die für April angekündigten Vertragsgespräche mit Präsident Josep Bartomeu begannen, erklärte sie Luis Enrique für beendet. Das Ausscheiden gegen Paris St.Germain würde eine Art Götterdämmerung bedeuten. Deswegen stünde selbst Lionel Messi utner Beschuss. Die „Messipendencia“, die Abhängigkeit vom Argentinier, zeigte sich auch beim Debakel im Pariser Prinzenpark: Wenn der beste Spieler ausläßt, was selbst bei Messi mitunter vorkommt, wirkt sich das immer auf die Mannschaftsleistung aus. Aber Messi zeigte, dass er mit Kritik umgehen kann: Sieben Tore bei den vier Siegen in der Meisterschaft seit dem schwarzen Abend in Paris. Und laut der Sportzeitung „Marca“ wird er demnächst ein Superangebot von Barcelona zur Vertragsverlängerung bis 2022 bekommen. Sagt er ja, kann er in fünf Jahren 175 Millionen Euro kassieren.
Manche machen Barcelonas Sorgen auch daran fest, dass sich unter Luis Enrique kein Spieler der berühmten Nachwuchsakademie „La Masia“ mehr durchsetzte. Obwohl zwölf in den drei Jahren von ihm die Chance bekamen. Beim mühevollen 2:1 gegen Leganes, das auf das 0:4 in Paris folgte, stand in der 118jährigen Klubgeschichte erstmals nur ein Spanier in der Startelf, nämlich Verteidiger Sergi Roberto. Ausnahmespieler wie Messi, Iniesta, Busquets oder Xavi auszubilden, geht doch nicht so einfach.
Jetzt laufen die Spekulationen, wer auf Luis Enrique folgen könnte, auf Hochtouren. Manche bezeichnen Jürgen Klopp als Top-Kandidat, obwohl beim FC Liverpool es nicht so wie erhofft läuft. Andere berichten vom großen Interesse an Everton-Trainer Ronald Koeman. Weil der Holländer aus seiner Spielerzeit Barcelona genau kennt: In der Ära von Johan Cruyff schoss der Libero Barcelona 1992 in Wembley zum ersten Trumph in der Champions League, besorgte das goldene Tor zum 1:0 gegen Sampdoria Genua im Nachspiel. Auch von Dortmunds Thoamas Tuchel ist die Rede. Aber der versicherte, noch kein Wort spanisch zu können.
Klar, dass auch Messi seine Stimme erhebt, bei der Trainerwahl eine Rolle spielt. Er machte sich für seinen argentinischen Landsmann Jorge Sampaoli stark, derzeit mit dem FC Sevilla ein Barcelona-Rivale im Titelkampf. Aber der Glatzkopf erteilte zumindest offiziell Messis Werben eine Absage. Mit der Versicherung: „Ich bin mit dem Projekt in Sevilla bis zum Tod verbunden“. Sampaoli wird am 13.März erst 57 Jahre alt.