Den 10. Dezember 2016 würde Trainerstar Pep Guardiola wohl liebend gerne aus seinem Gedächtnis streichen. Denn der Samstag bescherte ihm seinen bisher schwärzesten Abend in der Premier League. Mit allem hätte der stolze Spanier wohl gerechnet, nur nicht bereits nach fünf Minuten mit Manchester City beim kriselnden Meister Leicester, der zuvor in fünf Runden nur zwei Punkte geholt, dreimal verloren, zuletzt am 22. Oktober in der Punktejagd gewonnen hatte, 0:2 zurückzuliegen. Nach 20 hieß es 0:3. Eine Demontage, an der Torjäger Jamie Vardy mit den Toren eins und drei beteiligt war – zuvor traf er in zehn Partien nicht. Vardy besorgte nach 78 Minugten auch das 4:0, womit er erst der vierte Spieler ist, dem im blauen Dress der „Foxes“ ein Dreierpack gelang. Auch ein Österreicher war an der schmerzlichen dritten Saisonniederlage von Manchester Cityim Titelkampf beteiligt: Ex-Teamkapitän Christian Fuchs gab sich keine Blöße, hatte den Spanier Jesus Navas, der nach 58 Minuten ausgetauscht wurde, stets im Griff. Die Stimmung unter den 32.312 Zuschauern im King Power Stadium am Filbert Way war wieder so ausgelassen wie am Weg zum sensationellen Meistertitel. Barcelonas erstes Tor aus einem Freistoss von Kolarov war auch der erste Schuss auf Leicester-Tormann Zieler. Und das erst in der 82. Minute. Wenn Chelsea Sonntag wie erwartet West Bromwich daheim an der Stamford Bridge bezwingt, fehlen Manchester City auf den Tabellenführer schon sieben Punkte. Mit Bayern München passierte Guardiola so ein Rückstand nie.
Von Leicesters Mannschaft, die drei Abende zuvor in Porto mit dem blamablen 0:5-Debakel die erste Niederlage in der Champions League kassierte, begann Samstag nur Wes Morgan, der Kapitän aus Jamaika im Abwehrzentrum. Trainer Claudio Ranieri wusste, was er in Portugal tat, um die gefährliche Talfahrt in der Premier League zu stoppen. Leicester liegt trotz 4:2 weiter nur auf Rang 14, vier vom ersten Absteiger entfernt. Sebastian Prödl hat mit Watford in der zweiten Saison nach dem Aufstieg als Siebenter fünf Punkte mehr als Fuchs mit Titelverteidiger Leicester. Prödl konnte schon mehr als fünf Stunden vor Fuchs jubeln. Über einen Heimsieg und sein erstes Saisontor beim 3:2 gegen Everton vor 20.769 Fans an der Vicarage Road, dem Lobeshmynen der vom Innenverteidiger begeisterten Watford-Fans via Twitter folgten. Von einer überragenden Saison des Steirers ist die Rede, davon dass er immer zur rechten Zeit am richtigen Ort steht. Prödl köpfelte nach einem Freistoss des griechischen Linksverteidigers Holebas das 2:1. Der italienische Trainer Walter Mazzari ließ erstmals Spieler aus elf Nationen beginnen: Im Tor der Brasilianer Gomes , in der Abwehr je einer aus Uruguay (Britos), Österreich (Prödl), Kolumbien (Zuniga) und Griechenland (Holebas) im Mittelfeld je ein Franzose (Capoue), Marokkaner (Amrabat), Algerier (Guedioura) und Schweizer (Behrami), die zwei Spitzen aus England (Deeney) und Italien (Okaka). Es funktionierte.
Der dritte Österreicher, der Samstag in der Premier League zum Einsatz kam, hatte nichts zu jubeln. Aber das 1:3 von Marko Arnautovic mit Stoke im Londoner Emirates-Stadium gegen Arsenal entsprach der Papierform. Die Wiedergeburt von Leicester eher nicht. Fuchs: „Wir haben gezeigt, dass wir noch am Leben sind, genug Qualität haben.“ Um auch Pep Guardiola schwere Zeiten zu bereiten.