18 Minuten lang, von der 59. bis zur 77., durfte Oliver Glasner auf seinen zweiten Sieg in seinem zweiten Spiel als Trainer von Crystal Palace, in seinem ersten Londoner Derby hoffen. Doch dann wurde innerhalb von drei Minuten aus der 1:0-Führung gegen Tottenham ein 1:2-Rückstand, am Ende lernte Glasner erstmals in der Premier League das Gefühl des Verlierers kennen, musste nach dem 1:3 (0:0) seinem australischen Kollegen, Ange Postecoglu, gratulieren. Es war Glasners zweite Niederlage im Tottenham-Stadium an der White Hart Lane. Die erste kassierte er im Oktober 2022 mit Eintracht Frankfurt in der Champions League. Damals wurde aus einer 1:0-Führung ein 2:3.
Von der damaligen Tottenham-Mannschaft, die der Italiener Antonio Conte trainierte, begannen Samstag noch vier Mann. Glasner stand im Vergleich zu seinem siegreichen Debüt am letzten Montag ein Offensivspieler mehr zur Verfügung. Eberechi Eze, der schon zweimal für England spielte, sorgte in der 57. Minute aus einem Freistoß, den er selbst herausholte, für die Führung entgegen dem Spielverlauf. Tottenham hatte mehr als 70 Prozent Ballbesitz, Crystal Palace war gut organisiert, verteidigte tief, stand meist mit acht Mann vor dem eigenen Strafraum, ließ wenig zu. Aber das war nicht der Fußball, den Glasners Mannschaften normal spielen. Aber er schien erfolgreich zu sein. Als Eze nach einem Monat Verletzungspause in der 65. Minute ausgetauscht wurde, führte Crystal Palace noch. Bis der dänische Innenverteidiger Joachim Andersen den Ball in Strafraumnähe an Tottenhams Joker, Brennan Johnson, verlor. Den Pass des walisischen Teamstürmers verwertete Timo Werner zum Ausgleich. Das erste Tor der Leipzig-Leihgabe für Tottenham. Drei Minuten später geriet Crystal Palace nach einem Outeinwurf in Rückstand: Auf den folgte eine Flanke, im Zentrum verlor Kapitän Joel Ward das Kopfballduell gegen Tottenhams argentinischen Innenverteidiger Cristian Romero. So drehte Tottenham das Spiel. Der Versuch von Crystal Palace, in die Offensive zu kommen, endete mit einem Kontertor durch Tottenhams Kapitän Heung Min Son. Der Südkoreaner hatte auch 2022 bei Tottenhams Sieg gegen Frankfurt getroffen.
„Vor dem Ausgleich dachte ich schon, wir können gewinnen“, gestand Glasner, der vor zwei Wochen Tottenham bei der Heimniederlage gegen Wolverhampton beobachtet hatte, „um Tottenham auswärts zu besiegen, muss man 90 Minuten nahezu perfekt spielen. Uns gelang das nur knapp 70. Das ist unser Status quo.“ Außerdem brauche man mehr Ruhe und Selbstvertrauen in Ballbesitz: „Daran werden wir arbeiten!“ Nächste Runde wartet auf Crystal Palace im Selhurst Park wieder ein Pflichtsieg: Gegen Luton, den Drittletzten, der auf dem ersten Abstiegsplatz steht. Tabellenführer Liverpool gewann in Nottingham durch ein Kopftor von Darwin Nunez in der 99. Minute 1:0.
Foto: Crystal Palace.
