Fußball

Keiner verliert so selten wie Hütter: Adi und seine Euro-Adler

Von allen 16 Viertelfinalisten in Champions und Europa League hat nur einer in diesem Jahr nicht verloren: Eintracht Frankfurt mit seinem österreichischen Trainer Adi Hütter. Da jagt eine Jubelszene die andere. Zuletzt Samstag in Gelsenkirchen nach dem glücklichen Sieg gegen Schalke (Bild oben). Der Vorarlberger schafft Bestmarken am laufenden Band: 15 Spiele hintereinander wie seit Jahresbeginn war die Eintracht zuvor noch nie ungeschlagen, er ist mit einem Schnitt von 1,95 Punkten der erfolgreichste Trainer der Klubgeschichte. Mit seiner Art, auf Dialog zu setzen, dem richtigen Gefühl,  bei wem er wann was sagen und besprechen muss. wenig auffällige Spieler wieder aufzubauen, hatte er bisher überall, wo er war, Erfolg. Egal ob Grödig, Red Bull Salzburg, Young Boy Bern oder Frankfurt. Nur 92 der 404 Spiele im Profibereich verlor Hütter bisher in seiner Karriere, das sind 22,8 Prozent. Liverpools Trainerguru Jürgen Klopp hat in seiner erfolgreichen Laufbahn eine Niederlagenquote von 24,9 Prozent. In der deutschen Bundesliga kommt keiner von Hütters Kollegen auf einen so niedrigen Wert wie er. Hütters Geheimnis: „Es geht um die Frage: Wie kann ich gewinnen? Nicht darum, wie verliere ich nicht.“ Offenbar gelang es ihm so, seiner Mannschaft zu vermitteln, jedes Spiel gewinnen zu können.

Auch das am Donnerstag Abend im Viertelfinale der Europa League bei Pougals Tabellenführer Benfica Lissabon im Estadio da Luz. Da jagt Frankfurt den Europa League-Rekord von Atletico Madrid, 15 Spiele hintereinander nicht zu verlieren, kann ihn einstellen. Die euphorischen Fans der Eintracht, die Hütter und seine Spieler derzeit als unbesiegbare Euro-Adler feiern, schon vom Endspiel in Baku träumen, werden auch in Portugals Hauptstadt für  Gänsehautatmosphäre sorgen. 13.000 waren im Achtelfinale beim Sieg und Aufstieg gegen Inter in Mailand, für das Estadio da Luz mit einem Fassungsraum von 64.000 Zuschauern bekam Eintracht offiziell nur 3200 Karten, die sofort weg waren. Hütter ist fast überzeugt, dass doppelt so viele im Stadion sein werden, irgendwie Mittel und Wege fanden, sich Tickets zu besorgen. Für eine seiner Stützen wird es ein besonderes Spiel: Für den 21jährigen Torjäger Luka Jovic. 17 Tore und sechs Assists in der Bundesliga, siebenmal in der Europa League getroffen. Hütter bezeichnet ihn als Tormaschine. Mit 18 war Jovic im Winter 2016 von Roter Stern Belgrad zu  Benfica gewechselt, dort schaffte er es nur in die zweite Mannschaft. Das hat er nicht vergessen. 2017 kam Hütters Vorgänger Niko Kovac auf die Idee, Jovic von Benfica auszuleihen. Das ging zum Spottpreis von 200.000 Euro. Überdies handelte Eintrachts Sportchef Fredi Bobic die günstige Option aus, ihn heuer um sieben Millionen kaufen zu können. Das wird geschehen. Denn Jovic steht inzwischen bei Topklubs in Spanien, Italien und England am Radar. Insider glauben, Eintracht könnte ihn im Sommer um 80 Millionen verkaufen: „Wenn das passiert, hätten wir vieles sehr gut gemacht, geradezu optimal“, behauptet Hütter. Etwas beunruhigend für Österreich: Der Klasse-Torjäger wird am 17.Juni mit Serbien Gegner von Österreichs U 21 beim ersten Spiel der EM-Endrunde in Triest sein.

Einen wie Jovic gibt es auch bei Benfica: Das ist der Schweizer Teamstürmer Haris Seferovic, 2017 bei Eintracht, also ein Jahr vor Hütter, nicht mehr benötigt. Auch der 27jährige kann es Donnerstag seinem Ex-Klub zeigen. Das soll ein Österreicher verhindern: Martin Hinteregger, den Hütter als wesentlichen Faktor für Eintrachts Höhenflug sieht, der für mehr Stabilität in der Defensive sorgt. Darum war Hütter erleichtert, als ihm der Kärntner bereits einen Tag nach dem Samstag beim 2:1 erlittenen Bruch des Mittelarms signalisierte: „Kein Problem, ich spiel mit einer Schiene.“ Wird live via RTL und DAZN zu sehen sein.

Bei den Wettquoten kommt die Eintracht in der Europa League erst auf Platz fünf hinter Topfavorit Chelsea, Salzburg-Bezwinger Napoli, Arsenal und Valencia. Auf Chelsea mit seinem Topstar Eden Hazard würden Hütters Euro-Adler im Semifinale treffen, wenn sie Benfica eliminieren. Auch da wäre für ihn nur die Frage, wie kann ich gewinnen, vorrangig. Trotz Hazard. Letzten Montag verzauberte er an der Stamford Bridge beim 2:0 gegen West Ham mit einem atemberaubenden Solo zum Führungstor alle. Auch Marko Arnautovic. Der bat den Belgier bereits in der Halbzeit, noch am Rasen beim  Gang zu den Kabinen, zum Leiberltausch. Dem robusten Hinteregger käme so etwas sicher nicht in den Sinn.

Foto: © Eintracht Frankfurt Media.

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