Fußball

Salzburgs schwere Suche nach Roses Nachfolger

Leider ist es seit Mittwoch kurz nach 13 Uhr Gewissheit: Marco Rose versucht nach sechs Jahren bei Red Bull Salzburg die nächste Herausforderung, wechselt zur neuen Saison zu Mönchengladbach, dem derzeitigen Fünften der deutschen Bundesliga. Eine Entscheidung, die er aus voller Überzeugng traf, obwohl wie er zugab, auch vieles für ein siebentes Jahr bei Salzburg gesprochen hätte. Vor allem eine Entscheidung für die sportlich bessere, attraktivere Liga. Er erspart sich Wolfsberg, Mattersburg, St.Pölten, die Südstadt oder Altach, bekommt dafür Spiele vor einer Kulisse zwischen 30.000 und 80.000 Zuschauern. Rose erhält am Böckelberg einen Dreijahresvertrag, nimmt aus seinem Salzburger Trainerteam Alex Zickler, Rene Maric und Patrick Eibenberger mit: „Er war nicht zu halten“, gestand Sportchef Christoph Freund bei der Bekanntgabe der Entscheidung mit Rose (Bild oben), die Salzburg durch die Ablöse wieder Millionen in die Kassa spült.

Rose machte erstmals mit dem Gewinn der Youth League 2017 auf sich aufmerksam, schaffte in der nächsten Saison souverän den Meistertitel und den umjubelten Aufstieg ins Semifinale der Europa League. Heuer steht  seine Mannschaft vor dem sechsten Titel in Serie und dazu im Klagenfurter Cupfinale gegen Rapid, scheiterte im Achtelfinale der Europa League unglücklich an Napoli. Eine Superbilanz, zu der man auch die Entwicklungen von Spielern wie Duje Caleta-Car, Amadou Haidara, Stefan Lainer, Hannes Wolf, Xaver Schlager und  Munas Dabbur zählen muss. Durch die Verkäufe von Caleta Car im letzten Sommer, Haidara im Winter sowie von Wolf und Dabbur im Sommer verdient Salzburg mehr als 50 Millionen.

Jetzt steht Freund vor der großen, sehr schweren Herausforderung, den richtigen Nachfolger für Rose zu finden. Jenen Trainer, der nicht nur die Mannschaft einen gewaltigen Schritt nach vorne brachte, sondern auch den Klub mit seiner unaufgeregten, geerdeten, dynamischen Art viel sympathischer machte. So gut war das Image der Bullen vor seiner Ära nicht. Ein gleichwertiger Ersatz fällt einem da so schnell gar nicht ein. Vor allem muss eine Grundsatzfrage geklärt sein: Kommt nur einer in Frage, der ähnliche Ideen in Sachen Spielphilosophie wie der Leipziger hat? Oder dürfen es auch andere sein, die etwas Neues bringen? Freunds Aussagen vom Mittwoch deuten eher darauf hin, dass sich Roses Nachfolger konsequent zum eingeschlagenen Weg bekennen muss: „Wir brauchen, einen der zu uns passt.“

Immer wieder schwirrt der Name des 45jährigen Amerikaners Jesse Marsch in Salzburg herum, der von 2015 bis 2018 die Red Bull-Filiale in New York trainierte, einmal Trainer des Jahres in der Major League Soccer war. Seit letzten Sommer arbeitet er bei RB Leipzig als Assistent von Trainer-Sportchef Ralf Rangnick, sass bei beiden Niederlagen in der Europa League beim „El Dosico“ gegen Salzburg, neben ihm auf der Bank. Rangnicks Ideen, sein Konzept, beeinflussen auch vier Jahre nach seinem Abschied noch immer Österreichs Serienmeister. Wenn sein Assistent an die Salzach kommen sollte, steigt in der Fanszene wieder der Argwohn, dass Rangnick noch immer der heimliche Herrscher in Salzburg ist, der ohnehin schon durch den Wintertransfer von Amadou Haidara und den bevorstehenden von Hannes Wolf nach Leipzig Nahrung erhielt.

Sich wieder ins Gespräch brachte der Spanier Oscar Garcia, dessen Rücktritt nach dem Double 2017 den Weg für Rose frei gemacht hatte. Oscar Garcia  konnte  weder in Frankreich bei St.Etienne noch in Griechenland bei Olympiakos Piräus so in die Erfolgsspur finden wie in Salzburg, musste  vorzeitig gehen. Bei St. Etienne nach fünf Monaten, in Athen nach drei. Er lernte das Salzburger Umfeld erst dort so richtig schätzen. Vor zwei Jahren hatte er noch Probleme, sich mit der Marschroute des Klubs abzufinden, sprach wegen der Verkäufe vom Ausbildungsklub Liefering eins und zwei. Das kam gar nicht gut an. Es machte schon 2017 nicht den besten Eindruck, dass Oscar Gracia nach eineinhalb Jahren noch kein Interview in deutscher Sprache geben konnte. Daran würde sich bei einer eventuellen Neuauflage nichts ändern.

Bleibt LASK-Trainer Oliver Glasner, der aus seiner zwei Jahren als Assistent von Roger Schmidt weiß, was in Salzburg gefragt ist, was dort zählt. Freund hat eine hohe Meinung von ihm. Die Spielanlage der Linzer mit hohem Attackieren, Pressing, schnellem Umschalten erinnert an die von Salzburg. Letzten Sonntag sah man beide nach dem Spitzenspiel im Kabinengang von Pasching im vertrauten Gespräch. Das muss aber nichts bedeuten. Glasner hat einen Vertrag beim LASK bis 2022, LASK-Präsident Siegmund Gruber gab sich noch Sonntag überzeugt, dass Glasner ihn erfüllen wird.

Dann wäre noch einer am Markt, der mit Borussia Dortmund letzte Saison im Achtelfinale der Europa League an Salzburg gescheitert war: Peter Stöger. Das Format zur Nachfolge von Rose hätte er. Ebenso  die gleichen Berater von Arena 11 wie Rose, was aber kein Entscheidungskriterium sein wird. Vielleicht sind im Umfeld von Salzburg und Red Bull noch einige wegen der Saison des 26.Mai 2013 auf Stöger böse: Weniger, dass er damals mit Austria mit fünf Punkten Vorsprung auf Salzburg souverän Meister wurde. Sondern dass die Austria in der letzten Runde den Titel mit dem Meisterteller in der Red Bull Arena etwas provokant und ausgelassen feierte.

Freund will sich jedenfalls nicht unter Druck setzen lassen, kündigte an, dass die Trainersuche mindestens drei Wochen dauern werde In Gladbach meinte Sportvorstand Max Eberl zum Engagement von Rose: „Im Fußball gibt es manchmal Chancen, die man ergreifen muss. Es ging die Tür bei Rose auf, bei dem ich glaube, dass wir mit ihm den nächsten Schritt machen können. Das heißt nicht automatisch, dass es direkt besser wird. Aber es wird anders. Es ist an der Zeit, etwas zu verändern“. Das soll Rose schaffen. Eberl versicherte, er hätte Rose statt Dieter Hecking als Trainer für die Veränderung auch geholt, wenn Gladbach derzeit wie nach der Herbstsaison von Platz drei lachen würde. Viele Vorschusslorbeeren.

Foto: FC RED BULL SALZBURG Fotoarchiv.

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