Fußball

Kroatien und Spanien heiß auf Titel: Joselu stand bei Stoke im Schatten von Arnautovic

2018 in Russland Vize-Weltmeister, vier Jahre später in Katar WM-Dritter. Ist Sonntag im von deutschen  Referee Felix Zwayer geleiteten Finale der Nations League gegen Spanien die Zeit reif für den ersten Titel der Kroaten? Das wäre ihrem überragenden, großartigen Kapitän, dem 37 jährigen Luka Modric in seinem 166. Länderspiel zu gönnen. 17 Jahre nach seinem Debüt am 1. März 2006 beim 3:2 gegen Argentinien in Basel, bei dem es einen kleinen Österreich-Bezug gab. Teamchef war der leider schon verstorbene Ex-Rapid-Legionär Zlatko Kranjcar, Mitspieler Mario Tokic, von 2001 bis 2009 Legionär in Österreich beim Grazer AK, Austria Wien und Rapid, wo er zur letzten Meistermannschaft gehörte.

Modric hat zudem noch eine Rechnung mit Spanien offen: von der letzten Europameisterschaft. Bei der scheiterten die Kroaten im Achtelfinale nach dramatischen 120 Minuten in Kopenhagen an den Spaniern mit 3:5. In den letzten fünf Minuten der regulären Spielzeit hatten die Kroaten ein 1:3 aufgeholt, in der Nachspielzeit  dann Alvaro Morata  und Mikel Oyarzabal für Spanien getroffen. 15.000 kroatische Fans werden ihre Lieblinge im ausverkauften de Kuip von Rotterdam unterstützen. In Kroatien herrscht Ausnahmezustand, garantiert auch auf der kroatischen Meile im 16. Bezirk von Wien.

Spanien ist ebenfalls gierig auf den Titel. Es wäre der erste seit der Euro 2012 in Polen und der Ukraine. Vor allem wäre dies ein Lebenszeichen nach der enttäuschenden WM, bei der die Spanier im Achtelfinale nach 120 torlosen Minuten gegen Marokko durch ein 0:3 im Elfmeterschießen ausschieden. Worauf Teamchef Luis Enrique den Job quittierte. Nachfolger Luis de la Fuente wurde in den spanischen Medien schon nach zwei Spielen infrage gestellt. Wegen des 0:2 in der EM-Qualifikation gegen Schottland in Glasgow. Der Aufstieg ins Endspiel der Nations League verschaffte ihm etwas Luft. Mit einem Sieg über Kroatien könnte er sich drei Tage vor seinem 62. Geburtstag außer Diskussion stellen.

Das Finale verdanken die Spanier einem 33 jährigen Stürmer, den man dies bis vor kurzem nicht zugetraut hatte: Dem in Stuttgart geborenen Joselu (Bild). Der sich nach seiner „Lernzeit“ in Real Madrids Filiale Castilla in Deutscland von 2012 bis 2015 weder bei Hoffenheim (25 Spiele/5 r), noch bei Eintracht Frankfurt (33/14) oder Hannover 96 (32/10) durchsetzte. Daher nach England zu Stoke wechselte. Dort stand er in der Saison 2015/16 deutlich im Schatten von Marko Arnautovic. Der Österreicher erzielte in 34 Spielen elf Tore, Joselu in 27 nur vier. Auch bei seinen nöchsten Stationen kam er nicht auf Touren. Weder bei La Coruna in Spanien, noch bei Newcastle in England oder bei Alaves in Spanien. Erst der Wechsel zu Espanyol Barcelona im Sommer 2022 machte ihn zum gefürchteten Torjäger. 16 Treffer in 34 Spielen bei einem Verein, der abstieg, können sich sehen lassen. Aktuell gibt es sogar Spekulationen, dass er nächste Saison Mitspieler von David Alaba bei Real Madrid sein könnte. Als Talente spielte er in Reals Filiale, als Oldie vielleicht im weißen Ballett.

Im März ließ de la Fuente Joselu in der EM-Qualifikation gegen Norwegen in Malaga sein Teamdebüt feiern.  Nach 81 Minuten wurde Joselu für Morata eingewechselt, schnürte noch den Doppelpack zum 3:0. In Schottland ging er leer aus. Donnerstag kam er im Semifinale der Nations League nach 84 Minuten wieder statt Morata, brauchte nur vier, um den Siegestreffer zum 2:1 gegen Italien zu erzielen. Drei Tore in drei Länderspielen, ein Traum. Trotzdem wird im Finale Morata beginnen, Joselu nur eingewechselt werden, wenn er gebraucht wird. Kritiker behaupten allerdings, es sei ein Beweis für den verblichenen spielerischen Glanz der „Furia Roja“, wenn ein Spieler wie Joselu am Ende seiner Karriere zum Retter werden muss.

 

 

Foto: UEFA.

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