Fußball

Mit Al Ahli ist Marcel Koller ein Triple-Pharao in der Wüste

Vor einem Jahr hatten sowohl Peter Stöger als auch Marcel Koller das Angebot, bei Ägyptens Rekordmeister Al Ahli Kairo einzusteigen. Stöger sagte aus privaten Gründen ab, Österreichs Ex-Teamchef aus der Schweiz übersiedelte hingegen in die ägyptische Hauptstadt, unterschrieb bis 2024, nahm als Assistenten unter anderem Landsmann Harry Gämperle, der zu Adi Hütters Trainerteam gehörte, als er mit Young Boys Bern Meister wurde, mit. Ein Jahr später ist der 62 jährige Koller sozusagen der Triple-Pharao in der Wüste: Den Supercup gewonnen, die afrikanische Champions League und zwei Runden vor Schluss auch den Meistertitel. Obwohl Al Ahli drei Spiele weniger als der Zweite, Stadtrivale Pyramidis, ausgetragen hat, beträgt der Vorsprung acht Punkte. Unter Koller hat Al Ahli keines seiner 29 Ligaspiele verloren. Die alle unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden müssen. Die Reaktion auf landesweite Probleme mit zu fanatischen Fans.

In Kollers Kader stehen nur vier Legionäre. Einer aus Mali, einer aus Tunesien, ein Brasilianer, der in Europa vier Monate bei Istra in Kroatien gespielt hatte sowie als Bekanntester der südafrikanische Stürmer Percy Tau, der zuvor auch in Englands Premier League bei Brighton unter Vertrag gestanden war. 2017 hatte Koller nach sechs Jahren als österreichischer Teamchef  aufgehört. Nach verpasstem Ticket für die WM 2018, zuvor erstmals gelungener Qualifikation für die EM-Endrunde. Als ungeschlagener  Gruppensieger vor Russland und Schweden. 2016 in Frankreich gelang aber  weder gegen Ungarn in Bordeaux (0:2) noch gegen den späteren Europameister Portugal (0:0) und Island (1:2) in Paris ein Sieg. Zwischen Teamchef und Al Ahli gab es von 2018 bis 2020  das Kapitel FC Basel. Mit seinem Assistenten aus Teamchefzeiten, dem aktuellen Dornbirn-Trainer Thomas Janeschitz. Basel wurde 2019 Cupsieger, belegte in der Super League die Plätze zwei und drei. Danach wurden Koller die internen Reibereien zu viel, er hörte auf. Mit seinen Nachfolgern lief es schlechter.

In Kairo hat er eine Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann. Und besondere Erlebnis. Wie das Supercupfinale gegen Pyramidis vor 44.000 Zuschauern in Abu Dhabi, das in der Verlängerung 1:0 gewonnen wurde. Oder das entscheidende zweite Spiel im Champions League-Finalduell bei Wydad Casablanca vor 60.000 Zuschauern. Al Ahli schaffte nach dem 2:1-Heimsieg ein 1:1, gewann zum elften Mal die Champions League, im Stadion herrschte ein Höllenlarm. Der Koller an seine aktiven Zeiten bei Grasshoppers Zürich erinnerte. An ein Spiel bei Dynamo Kiew vor 100.000 Zuschauern. Frei bewegen kann sich Koller in Kairo kaum. Die Leute erkennen ihn, Autos hupen, bleiben stehen, Leute steigen aus, wollen ein Foto mit ihm. Al Ahli stellte ihm einen Fahrer rund um die Uhr zur Verfügung. Den hektischen, unberechenbaren Verkehr in Kairo kann eigentlich kein Europäer bewältigen.

„Von 100 Millionen Ägyptern sind 80 Millionen Al Ahli-Fans“, behauptet Koller, „und auch sehr fordernd!“ Dank seiner Erfahrung kann er locker damit umgehen. In Wien hatte er nach dem geschafften EM-Ticket im Frühjahr 2016 vom damaligen Bürgermeister Michael Häupl das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt erhalten. Ob in Kairo ähnliches bevorsteht? In den zwei Saisonen vor Koller war Al Ahli nicht Meister. Jetzt wird der 43. Titel gefeiert!

 

Foto: Al Ahli.

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