Fußball

Notte magica und Schockstarre: Southgate in der Kritik

Eine „Notte magica“ in Italien, eine magische Nacht, hingegen eien Art Schockstarre in England. Die Reaktionen im Land des neuen Europameisters  und der Verlierer. Rund um das Endspiel in Wembley gab es in London wegen Ausschreitungen, bei denen 19 Polizisten verletzt wurden, 49 Verhaftungen. Die stürmischen Feiern in Italien verliefen ohne große Zwischenfälle. „Troppe bello“, „siamo solo noi“ und „Bonucci e Chiellini il mundo Europa“ hießen Montag die Jubelschlagzeilen in den italienischen Gazetten. Die zusammen 70 jährigen Innenverteidiger als europäische Mauer, das sind nur wir,  schöner geht´s nicht mehr. Als die Europameister Montag früh in Rom landeten, kamen Teamchef Robert Mancini und Kapitän Giorgio Chiellini gemeinsam mit dem Pokal aus dem Flugzeug: „Für solche Spiele braucht man ein heißes Herz und einen kühlen Kopf“, behauptete Chiellini.

Italien hatte beides, war auch der „richtige“ doer verdientere Sieger der unfairsten Europameisterschaft aller Zeiten, was  die Rahmenbedingungen betrifft. Italien hatte nur in den drei „Gruppenspielen“ Heimvorteil in Rom, London in Wembley dazu auch in Achtelfinale, Semifinale und Endspiem also sechsmal. Und dazu durften die Fans aus den Ländern der Gegner (Deutschland, Dänemark, Italien) praktisch nicht nach London.  An Siegesprämien bekam der Europameister 28,25 Millionen Euro, Österreich als unglücklicher Verlierer im Achtelfinale gegen die Squadra Azzura 12,75 Millionen.

Die unschöne  Begleitmusik in England zum Scheitern: Via soziale Medien rassistische Beleidigungen gegen Marcus Rashford, Jaden Sancho und Bukayo Saka wegen der drei vergebenen Elfmeter. Deswegen geriet schon Sonntag Abend Teamchef Gareth Southgate in die Kritik. 25 Jahre nach seinem vergebenen Elfmeter als Spieler, der im EM-Semifinale gegen Deutschland zur Niederlage  im Penaltydrama geführt hatte, gab man ihm wieder die Schuld an einem verlorenen Elfmeterschießen in Wembley. Auch deshalb, weil er Rashford und Sancho in der letzten Minute der Verlängerung zum Elferschießen einwechselte. Im Mainzer ZDF-Studio meinten die deutschen Weltmeister von 21014, Per Mertesacker und Christoph Kramer, man dürfe Spielern, die man zuvor während der Europameisterschaft praktisch links liegen ließ, kaum einsetzte, nicht diese Verantwortung übertragen. Mit diesem Druck umzugehen, könne eben überfordern. Kramer wettete vor dem Elfmeterschießen darauf, dass Rashford und Sancho scheitern werden. Mertesacker meinte sogar, es sei grob fahrlässig von Southgate gewesen, dass mit jedem der drei letzten englischen Elferschützen das Alter geringer wurde. Kapitän Harry Kane fehlten am Finalabend 17 Tage zum 28. Geburtstag, Harry Maguire ist seit März 28, Rashford 23, Sancho 21, Saka 19. Mit ihm litt Mertesacker als Chef der Arsenal-Akademie, aus der Saka kommt, besonders.

Ähnlich wie Mertesacker sahen es auch englische Medien. Southgate übernahm die Verantwortung, meinte aber, er habe die Elfmeterschützer nur aufgrund der Eindrücke im Training, als das Elfmeterschießen geprobt wurde, bestimmt. Aber Elfmeter ohne Fans im Trainingszentrum St. Georges zu verwandeln ist doch etwas ganz anders als unter großem Druck vor 65.000 Zuschauern in Wembley am Ende des Finales einer Europameisterschaft.

Foto: UEFA.

3

Meist gelesen

Nach oben