Sechs Samstag-Spiele in der deutschen Bundesliga. In allen sorgten Österreicher für Gesprächsstoff. Besonders Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt durch das 1:1 (0:1) vor 75.000 Zuschauern im Spitzenspiel bei Bayern München und Karim Onisiwo (Bild oben) der beim Mainzer 5:2 (3:0) gegen Bochum an allen fünf Treffern beteiligt war, drei erzielte. Sein erster Dreierpack in seinem sechsten Jahr, in seinem 185. Spiel bei Mainz. Christopher Trimmel kam mit Union Berlin durch das 2:0 (0:0) im Hauptstadtderby gegen Hertha bis auf einen Punkt an Bayern heran. Michael Gregoritsch und Philipp Lienhart trafen für Freiburg beim 3:1 (2:1) gegen Augsburg, Hannes Wolf setzte beim ersten Auswärtssieg von Mönchengladbach den Abschluss zum 4:1 (2:0) bei Hoffenheim. Damit gab insgesamt sechs Österreicher-Tore. Marco Friedl stoppte mit Werder Bremen etwas unerwartet die Siegesserie von Landsmann Patrick Wimmer mit Wolfsberg. Wenn auch mithilfe eines mehr als umstrittenen Handelfmeters, durch den beim 2:1 (1:0) das erste von zwei Tore von Deutschlands Teamstürmer Niclas Füllkrug fiel.
Glasner sorgte dafür, dass es bei Bayern eine englische Horror-Woche gab. Mit dreimal 1:1, ohne Sieg, da macht sich Krisenstimmung beim deutschen Meister breit. Das Unentschieden hatte Österreichs Ex-Teamspieler Martin Stranzl mit der Erfahrung seiner 258 Bundesligaspiele im Tipp-Spiel von „Sport Bild“ exakt vorausgesagt. Ebenso die Siege von Freiburg, Mainz, seine Ex-Teams Mönchengladbach und von Werder Bremen. Nur mit dem Unentschieden im Berlin-Derby lag er falsch. Die Frankfurter Fans feierten das Unentschieden wie einen Sieg. Glasner, der in seiner Coaching Zone sehr impulsiv agierte, fand das Remis okay: „Wir haben den Punkt verdient, können damit sehr gut leben!“ Frankfurt agierte so kompakt, ließ den überlegenen Bayern, denen zündende Ideen fehlten, kaum Torchancen. Glasner hatte das 4-1-4-1 der Bayern erwartet, stellte seine Mannschaft sehr gut darauf ein. Der Franzose Randal Kolo Muani glich nach 68 Minuten Bayerns Führung durch Leroy Sane aus. Marcel Sabitzer wurde bei Bayern erst in der 90. Minute für den kroatischen Verteidiger Josip Stanisic eingetauscht. „Es nervt brutal“, gab Routinier Thomas Müller zu, „wir müssen unsere Wutmaschine anwerfen. Aber wir haben schließlich gegen keine Laufkundschaft gespielt, Frankfurt hat sich als Spitzenmannschaft profiliert!“ Die Spannung im deutschen Titelkampf ist plötzlich da: Bayern liegt nur einen Punkt vor Union Berlin, zwei vor RB Leipzig, vier vor Freiburg, fünf vor Eintracht Frankfurt. Sonntag könnte Dortmund mit einem Sieg in Leverkusen den Rückstand zu Bayern auf drei Punkte reduzieren.
Trimmel bleibt mit Union Berlin nach dem vierten Derby-Sieg in Folge erster Bayern-Jäger. Die Führung fiel nach bewährtem Muster: Ein ruhender Ball von Trimmel, der holländische Innenverteidiger Danilo Doekhi trifft per Kopf. So fielen eine Woche zuvor beim 3:1 gegen Hoffenheim zwei Treffer nach Trimmels Eckbällen, gegen Hertha das 1:0 nach einem Freistoß des Ex-Rapidlers. Beim geschlagenen Stadtrivalen kam es nach der Niederlage zum großen Knall: Geschäftsführung und Aufsichtsrat beschlossen einstimmig die Trennung von Sportchef Fredy Bobic nach nur eineinhalb Jahren. Zuvor hatte Bobic bei Eintracht Frankfurt gemeinsam mit Adi Hütter den Höhenflug eingeleitet. Hertha hatte ihn um 2,5 Millionen Euro aus dem Vertrag bei Frankfurt herausgekauft. Letzte Saison gelang Herthas Rettung nur via Relegation, jetzt nur Vorletzter. Dennoch kam das Ende für Bobic unerwartet.
Leipzig hat nach dem 2:1 (1:0) gegen Stuttgart, bei dem Xaver Schlager begann, Konrad Laimer als Joker kam, vier Punkte mehr geholt als Bayern geholt, seit Marco Rose Trainer ist. Den macht der Ausfall des Spaniers Dani Olmo, der mit einem Muskelfaserriss wochenlang fehlen wird, aber Sorgen. Freiburg feierte den ersten Sieg in diesem Jahr auch dank seiner Österreicher: Michael Gregoritsch traf aus unmöglichem Winkel mit links gegen seinen Ex-Klub zur Führung. Sein siebentes Saisontor. Das erste erzielte er beim Hinspiel in Augsburg. Innenverteidiger Philipp Lienhart trug sich mit dem Kopftor zum 3:1 diese Saison erstmals in die Schützenliste ein. Hannes Wolf wurde bei Gladbachs Sieg in Hoffenheim nach 86 Minuten auf den Rasen, bejubelte fünf später sein erstes Saisontor. Er traf aus kurzer Distanz. Danach wurde noch Stefan Lainer eingewechselt. Christoph Baumgartner bereitete Hoffenheims Tor per Kopf vor. Er läuft schon acht Spiele einem Sieg nach.
Die Sternstunde des 30 jährigen Onisiwo, der erste Dreierpack eines Österreichs in der Bundesliga seit 2. Dezember 2012 (damals Marko Arnautovic für Werder Bremen) verhinderte, dass Mainz nach sechs Spielen ohne Sieg in die Gefahrenzone abrutschte. Beim 1:0 nach 57 Sekunden hatte er ebenso die Füße im Spiel wie beim 2:0. Dann traf er zum 3:0 und 4:0 und sorgte im Finish mit einem Volleykracher unter die Latte sozusagen für das Sahnehäubchen zum Abschluss: „Ich bin froh, dass ich das jetzt einmal zusammengebracht habe!“ Toreschießen gehört normal nicht zu den Stärken von Onisiwo. An diesem Samstag war alles anders. Zuvor vier Tore in 17 Spielen, dann drei in nur 59 Minuten. Damit sind es jetzt sieben. So viele wie Frankfurts Star Kolo Mouani. Eine Art Belohnung für den Riesenaufwand, den Onisiwo immer betreibt. Auch wenn es einen Unterschied gibt: Kolo Mouani hat noch zehn Assists, Onisiwo „nur“ vier. Patrick Wimmer musste nach sechs Siegen hintereinander hingegen wieder eine Wolfsburger Niederlage begründen: „Wir setzten den Gegner zu wenig unter Druck, konnten keine Chancen kreieren“, übte er nach dem 1:2 in Bremen Selbstkritik.
Foto: FSV Mainz 05.