Fußball

Rangnick-Assistent Cinel statt Struber bei Salzburg: Überzeugend wirkt das nicht

Nach drei sieglosen Spielen, zu denen das Scheitern im Semifinale des Uniqa-Cups gegen Sturm Graz gehörte und eine 1:3-Niederlage beim LASK,  durch die der Dreipunktevorsprung auf Sturm verloren ging, zeigte Serienmeister Red Bull Salzburg Nerven, entschloss sich trotzt Tabellenführung erstmals seit neun Jahren während der Saison zum Trainerwechsel, erstmals sechs Runden vor Schluss: Auf Gerhard Struber, der zu Saisonbeginn einsprang, als Matthias Jaissle zwei Tage vor der ersten Runde für viele Millionen nach Saudiarabien zu Al Ahli wechselte, folgte nach 34 Spielen, von denen er 20 gewann, Onur Cinel. Der 38 jährige, in Essen geborene Deutsch-Türke war von 2021 bis 2023 Trainer bei Schalkes U 17, mit der er einmal Meister wurde, ist seit Juni 2022 Assistent von Österreichs Teamchef Ralf Rangnick, seit einem Jahr auch Trainer bei Salzburgs Kooperationsklub Liefering in der zweiten Liga. Dieses Engagement soll er auch Rangnicks Vermittlung zu verdanken haben.

Freitag in Linz behauptete Salzburgs Sportchef Bernard Seonbuchner noch, Struber sei messerscharf unterwegs, aber das reichte doch nicht. Sonntagabend erfuhr Struber von Geschäftsführer Stephan Reiter und Seonbuchner, mit sofortiger Wirkung beurlaubt zu sein. Weil in der Mannschaft viel mehr Potenzial steckt als sie in den letzten drei Partien seit dem 1:0-Sieg über Sturm in Graz zeigte. Die Negativwende führte bei Reiter und Seonbuchner zur Überzeugung, dass mit Struber der elfte Titel in Serie nicht geschafft wird und ließ sie handeln. Unter dem Motto, die Mannschaft ist keine totale Einheit, Struber erreicht sie nicht mehr. Den Eindruck konnte man durchaus haben, nur dürften daran auch die Spieler einen großen Anteil haben. Weil sich einige zu sehr mit möglichen Transfers im Sommer beschäftigen.

Als Reiter und Seonbuchner Montagmittag auf einem Medientermin Cinel als ausgewiesenen Fachmann und ideale Besetzung, weil er sofort verfügbar war, präsentierten, wirkte zumindest die zweite Behauptung nicht wirklich überzeugend. Da hatte man das Gefühl, dass bei Salzburg durch den Wechsel von Christoph Freund zu Bayern München im letzten September doch ein Vakuum entstand. War es wirklich so überzeugend, was Cinel bei Liefering schaffte? Im Herbst reichte es mit drei Siegen, fünf Unentschieden, aber sieben Niederlagen nur zu Rang 13, heuer gelang mit sechs Siegen (darunter letzten Freitag das 2:0 gegen den überlegenen Tabellenführer GAK),  je einem Unentschieden und einer Niederlage der Vorstoß auf Rang acht. In der Youth League gewann Salzburg unter Cinel die Gruppe ohne Niederlage gegen Inter Mailand, Benfica Lissabon und Real Sociedad, verlor im Achtelfinale gegen Nantes trotz Heimvorteil 0:1.

Cinel ist nur für die letzten sechs Runden eingeplant, danach kehrt er wieder zu Liefering zurück. Das nährt Zweifel an der idealen Besetzung. Für die nächste Saison gibt es Spekulationen um den Dänen Bo Svensson, der von 2019 bis Dezember 2020 Liefering trainierte, damals von Freund aus dem Vertrag als Nachwuchstrainer bei Mainz herausgekauft wurde, dann aber auch eine siebenstellige Ablöse brachte, als er im Jänner 2021 als Cheftrainer zu Mainz zurückkehrte. Dort schaffte er zweimal den Klassenerhalt, warf aber diese Saison nach neun Runden oder insgesamt 104 Spielen das Handtuch. Cinel wird bei Liefering bis Saisonende durch Österreichs Ex-Teamspieler Daniel Beichler vertreten, der bisher in der Akademie erfolgreich tätig war, mit der U 18 diese Saison alle 17 Spiele gewann. Cinels Debüt als Salzburg-Trainer steigt Samstag daheim gegen Austria Klagenfurt, dann folgt das „Retourspiel“ in Kärnten und der Kampf um Platz eins gegen Sturm. Sollte er Salzburg erfolgreich zur Titelverteidigung führen, dann wäre erstmals ein Meistertrainer aus der Bundesliga Assistent des Teamchefs. Alles ist möglich …

Foto: Red Bull Salzburg.

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