Fußball

Stocker ist der Udo Jürgens der Bundesliga

Die Bundesliga setzt im Zeichen des Neubeginns nach einer Reform samt Umstrukturierung der Führungsgremien auf Erfahrung. So könnte  man die Wahl des 66jährigen Wacker Innsbruck-Präsidenten Gerhard Stocker (Bild oben) zum neuen Chef des Aufsichtsrats deuten, die doch überraschend kam. Oder steckt da ein anderes Kalkül dahinter? Der erfolgreiche Unternehmer wurde bereits vor fünf Jahren von der Liga als Ehrenmitglied verabschiedet. Mit der Rückkehr an die Spitze des Tiroler Traditionsklubs vor einem Jahr und dem Aufstieg wurde das Rad der Zeit nochmals zurückgedreht. Schon von 2006 bis 2013 hatte Stocker zum Aufsichtsrat gehört. Als Vertreter der zweiten Division. Jetzt ist er der Udo Jürgens der Liga. Gemäß dessen Megahit, wonach mit 66 Jahren das Leben erst so richtig anfängt.

Stocker und die von ihm 1974 gegründete Firma Stasto, die sich auf Industriearmaturen spezialisierte, das ist bis heute eine große Erfolgsstory.  Stocker, der aus Wattens stammt, legte das operative Geschäft bereits 2003  in die Hände von Sohn Christian, ist aber weiterhin Gesellschafter. 2003 stieg er nach dem Konkurs  des Meisters Wacker Innsbruck  mutig als Retter in die Fußballszene ein. Vorerst war eine Spielgemeinschaft mit Wattens, nach einer Saison marschierte Innsbruck wieder alleine. Er führte den Klub von der Regionalliga West bis in die Bundesliga, übernahm dabei einige Ausfallshaftungen, trat 2008 nach dem Abstieg ab, blieb im Aufsichtsrat der Liga.  Bis 2013. Aber Stocker ist einer, der niemals nie sagt. Letztes Jahr bei Wacker Innsbruck, jetzt im Aufsichtsrat der Liga.

Bei seinem Verein lebt Stocker nach der Devise, sich nichts mehr vorschreiben zu lassen. Dies mit Manager Alfred Hörtnagl abzustimmen, dürfte keine einfache Angelegenheit sein. In Tirol ortete Stocker mit dem Aufstieg eine Aufbruchstimmung, bei der alle an einem Strang ziehen. Seine Vision ist unter anderem ein neues Trainingszentrum, das nicht unbedingt in Innsbruck liegen muss, Und in der Liga? Er will mit den Kollegen vom Aufsichtsrat, seinem Stellvertreter Siegfried Gruber vom LASK, mit Salzburg-Anwalt Volker Viechtbauer, den Präsidenten von Sturm Graz und Admira, Christian Jauk und Philipp Thonhauser sowie der neuen Vertreterin der zweiten Liga, Wattens-Präsidentin Diana Langes Swarovski, und dem erfahrenen Kapfenberg-Chef Franz Fuchs allen mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit der österreichischen Fußballszene zu mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung helfen. Schöne Ziele, für die es nach Stockers Ansicht Mut, Qualität, Akzeptanz und viele Fans in den Stadien braucht. Von dem angepeilten Zuschauerschnitt mit 10.000 pro Spiel ist ja die Liga noch sehr, sehr weit entfernt.

In der Aussendung der Bundesliga zu Stockers Wahl kann man aber deutlich den Hinweis herauslesen, dass die wichtigen Entscheidungen nicht im Aufschtsrat, sondern bei den Vorständen Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits liegen werden. Denn darin wird auf die vorwiegende Aufsichts-und Kontrollfunktion des Gremiums hingewiesen, auf die strategische Ausrichtung, in die sich der Aufsichtsrat einbringen soll oder darf. Fragt sich nur wie weit. In Tirol ist jedenfalls die Freunde groß, erstmals zwei Vertreter im Aufsichtsrat der Liga, in dem Wien nicht mehr vertreten ist  zu haben. Wobei die im heiligen Land Tirol  selbst erbitterte Konkurrenten sind. Denn die ehrgeizige ÖFB-Botschafterin Diana Langes sagte ja Stocker den Kampf an, will mit Wattens unbedingt Wacker Innsbruck als Nummer eins im Andreas Hofer-Land ablösen. Die Reaktion in Wien? Rapids Präsident Michael Krammer meinte schon vor Stockers Wahl, sollte der neue Aufsichtsrat daran gehen, das Paket mit der neuen Verteilung der TV-Gelder aufschnüren zu wollen, um wieder alle Klubs zu gleichen Teilen daran teilhaben zu lassen, werde es eine entsprechende Reaktion aus Hütteldorf geben.

 

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