Fußball

Trainerfriedhof Ried: Ibertsberger musste nach elf Spielen gehen

Ried „profiliert“ sich als Trainerfriedhof der Bundesliga: Die Ära von Robert Ibertsberger im Innviertel dauerte nur elf Spiele oder dreieinhalb Monate. Zwei Wochen vor dem Finale im Uniqa-Cup gegen Titelverteidiger Red Bull Salzburg in lagenfurt kam es zur nicht nachvollziehbaren Trennung. Zwei Heimniederlagen in der Qualifikationsgruppe gegen Altach und WSG Tirol wurden dem Salzburger zur Verhängnis. Das lässt einerseits darauf schließen, dass Rieds Chefetage die Nerven wegschmiss. Anderseits deutet einiges daraufhin, dass es Ibertsbergers Assistent Christian Heinle an der nötigen Loyalität fehlen ließ. Heinle wurde Ibertsbergers Nachfolger. Er muss zu Präsident Roland Daxl und Sportchef Thomas Reifeltshammer  den besseren Draht haben als Ibertsberger.

Der führte Ried mit Heimsiegen gegen Austria Klagenfurt und Hartberg ins Cupfinale. In der Bundesliga übernahm er Ried auf Rang sechs. Die Bilanz in neun Spielen: Zwei Siege, darunter auswärts im Oberösterreich-Derby gegen den LASK, drei Unentschieden und vier Niederlagen. Der Sprung in die Meistergruppe misslang, weil in der letzten Runde des Grunddurchgangs daheim gegen Sturm Graz mit einem Mann weniger drei Minuten vor Schluss der Ausgleich zum 2:2 kassiert wurde. In der Qualifikationsgruppe liegt Ried nach fünf von zehn Spielen auf Platz drei, vier Punkte vor dem Letzten Hartberg.

Aber trotzdem schrillten die Alarmglocken. Weil die Fans letzten Samstag nach dem unglücklichen 2:3 gegen WSG Tirols in letzter Minuten die Spieler, die zu ihnen kamen, wieder wegschickten. Daxl kam daher zum Entschluss, dass Ried in der jetzigen Situation eine Veränderung brauche, sah darin eine harte Entscheidung. Zu Gunsten von Heinle. Der schon zum zweiten Mal in dieser Saison zum Chef ernannt wurde. Erstmals im September, als Andreas Heraf aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nahm. Als die vorbei war, wollten ihn Daxl und Reifeltshammer nicht mehr. Die eigenwillige Begründung, die man damals hörte: Heraf habe nur ergebnisorientierten Zweckfußball Wert gelegt. Bei Heinle sei hingegen ein spielerischer Aufwärtstrend zu bemerken, eine attraktivere Spielweise.  Heraf wurden also positive Ergebnisse zum Verhängnis. Er übergab Ried auf Platz vier.

Doch Heinle konnte wegen der fehlenden Lizenz nicht auf Dauer Chef bleiben. Daher kam Ibertsberger, musste Heinle wieder in die zweite Reihe als Assistent. Dass beide mitunter Dinge anders sahen, war weder zu übersehen, mitunter auch im Training nicht zu überhören. Im März gehörte Heinle zu den Trainern, die der ÖFB in den Kurs zum UEFA-Pro-Diplom aufnahm. Daher darf er auch einen Bundesligaklub trainieren. Seit Dienstag ist es wieder so weit. Nicht nur für Ibertsberger kam das überraschend: Ich war überzeugt, dass wir die Liga halten und dann Zeit für die nächsten Schritte hätten!“

Daxl und Reifeltshammer müssen wenig Vertrauen in Ibertsberger gesetzt, ihm den Klassenerhalt offenbar nicht zugetraut haben. Bei Heinle verhält sich das anders:  „Ein junger, interessanter Trainer, der sich bereits im Herbst als Cheftrainer bewiesen hat. Mit ihm gehen wir unseren Weg, unabhängig davon, was in den nächsten Monaten geschieht“ behauptete Reifeltshammer. Heinle stammt aus Grieskirchen, gilt in Ried daher als Lokalmatador. Das hilft offenbar.

Aber wie lange? Denn am Rieder Trainerfriedhof kursiert bereits der Name des Trainers, der im Sommer kommen könnte, wenn es mit Heinle nicht so funktioniert, wie man hofft: Dann gilt Philipp Semlic, derzeit bei Lafnitz, als Anwärter auf den heißesten Trainerstuhl in Österreich.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

3

Meist gelesen

Nach oben