Nicht nur mit einer Fan-Choreografie feierte Dänemark Montag Abend im Parken-Stadion von Kopenhagen die Erinnerung an den Europameister-Titel vor 30 Jahren in Schweden. Auch die eindrucksvolle Leistung beim 2:0 gegen Österreich zeigte, dass in der Mannschaft Potenzial für ähnliche Sternstunden steckt. Wie das Semifinale der letzten Europameisterschaft bewies. Bei Österreich blieben hingegen doch Zweifel zurück, ob die Lobeshymnen nach den ersten drei Partien der Ära von Ralf Rangnick wirklich der Realität entsprachen. Selbst nach dem 0:2 waren manche Kommentare im Vergleich zu den Kritiken im Oktober nach einem 0.1 bei den Dänen geradezu euphorisch. Damals bestanden Zweifel an einer erfolgreichen Zukunft, diesmal nicht. Wäre das auch bei einem österreichischen Teamchef so oder bedeutet das eine Verneigung vor dem Ruf Rangnicks als „Fußballprofessor“?
Ein Österreicher hätte sich für die Nominierung von Valentino Lazaro als Linksverteidiger garantiert viel Kritik gefallen lassen müssen. Für Rangnicks Fehlgriff gab es Verständnis. Die Frage, warum Christoph Baumgartner (Bild oben) in den vier Nations League-Partien nur 18 Minuten beim 3:0 in Kroatien und die erste Hälfte bei der Heimniederlage gegen Dänemark spielen durfte, wurde überhaupt nicht gestellt. Baumgartner sorgte, seit er beim Team dabei ist, in den meisten seiner 21 Länderspiele über zwei Jahre für kreative Momente. Montag fehlten sie völlig. Ob so wirklich die Stärken der Mannschaft gefördert werden, wie es Helge Payer im ORF-Studio behauptete, ob es so wirklich aufwärts geht?
Auf die meisten Einsatzminuten kamen in den vier Partien Xaver Schlager, Konrad Laimer, Nicolas Seiwald und Marcel Sabitzer. Dreimal über die volle Distanz und jeweils noch eine Hälfte. Macht für jeden 415 Minuten. Schlager stand als einiger viermal in der Startelf. Alle vier sind aggressive und zweikampfstarke Laufmaschinen, zu deren Stärken aber nicht die Kreativität gehört. Viermal spielten auch Marko Arnautovic und Michael Gregoritsch. Arnautovic insgesamt 179 Minuten, Gregoritsch 141. Auf keinen Einsatz kam außer dem dritten Tormann Martin Fraisl auch Hannes Wolf. Den Rangnick bei der Kader-Bekanntgabe als Variante für den „wing-back“ auf der linken Seite genannt hatte, weil er diese Position auch bei Swansea hatte. Probiert hat es Rangnick nicht. Wolf soll zu verhalten trainiert haben.
Im September wird sich gegen Weltmeister Frankreich und Vizeweltmeister Kroatien zeigen, wohin die Reise geht. Am 22. September kann Österreich Frankreich im Stade de France von Paris mit einem Sensationssieg zum Abstieg verurteilen. Das würde weltweit für Schlagzeilen sorgen, das Image von Rangnick nochmals bestätigen. Bei einer Niederlage könnte hingegen der Abstieg drohen, selbst bei einem Heimsieg gegen Kroatien zum Abschluss. In Paris wird Kevin Danso wegen einer Gelbsperre fehlen. Es mag stimmen, dass der Innenverteidiger bisher zu den Gewinnern untern Rangnick zählte. Aber in jedem Spiel die gelbe Karte zu sehen, stellt alles ein bisschen infrage.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.