Fußball

Wenn Torhüter im Elferschießen zu WM-Helden werden, ist das kein gutes Zeichen!

Wer am zweiten Tag der Weltmeisterschaft prophezeite, das 3:3 zwischen Portugal und Spanien mit der großen Show der drei Tore von Cristiano Ronaldo könnte schon das beste und attraktivste Spiel der  Weltmeisterschaft gewesen sein, der wurde bis zum Ende des Achtelfinales nicht widerlegt. Es gab gelegentliche Glanzlichter wie vom 19jährigen Kylian Mbappe bei Frankreichs 4:3 gegen Argentinien, Highlights wie der belgische Konter zum Sieg über Japan in nur 12,3 Sekunden, Deutschlands spätes Tor gegen Schweden, eine Supersensation mit dem deutschen Scheitern gegen Südkorea, die Überraschung durch Russland gegen Spanien, die im Veranstalterland für einen Freudentaumel sorgte, aber keine  mitreißenden Matches, die in Erinnerung bleiben werden. Neymar sorgt immer wieder für Diskussionen. Aber nicht nur wegen seiner Klasse oder der Frage, ob  er dieses Jahr Ronaldo als Weltfußballer ablösen könnte. Sogar brasilianische Spieler prophezeien, dass es in Paris zwischen ihm und seinem neuen Trainer Thomas Tuchel, in Deutschland dafür bekannt, keine Kompromisse oder gar Extrawürste zu dulden, nur seine Meinung gelten zu lassen, zum großen Krach kommen wird.

Im Achtelfinale lieferten vier Torhüter für ihren  Superreaktionen und Heldentaten im Elfmeterschießen die größten Schlagzeilen.Und das ist, bei allem Respekt, vor ihnen, kein gutes Zeichen für das Niveau der Weltmeisterschaften. Den Anfang machte Russlands Igor Akinfejew, dann folgen der Däne Kaspar Schmeichel und der Kroate Danijel Subasic, die jeweils drei  Penaltys hielten. Schmeichel aber einen schon in der Verlängerung. Und daher kam nur Subasic weiter. Ähnlich war es zum Abschluss in Moskau bei Kolumbien-England: David Ospina und Jordan Pickford hielten je  einen Elfmeter, aber geredet wurde nur von Pickfords linker Hand, an der Kolumbien Carlos Bacca (Bild oben) scheiterte. Weil Pickford damit im siebenten Anlauf Englands jahrzehntelangen Elferfluch beendete, den ersten englischen WM-Sieg im Elferschießen, damit den ersten Aufstieg ins Viertelfinale seit 2006 möglich machte.

1990 scheiterte England bei der  WM im Semifinale gegen Deutschland an Turin. Zunächst 1:1, dann 3:4 nach Penaltys. Stuart Pearce und Chris Waddle hießen Englands Unglücksraben.

1996 gelang nicht die Revanche bei der Europameisterschaft im eigenen Land. Semifinale in Wembley, nach zehn Schützen stand es 5:5. Den elften Penalty vergab Englands jetziger Teamchef Gareth Southgate, dann traf Andreas Möller zum 6:5 für Deutschland.

1998 schied England im WM-Achtelfinale gegen Argentinien in Marseille nach Penaltyschießen aus. Paul Ince und Dave Batty trafen nicht. Southgate spielte, schoss aber keinen Elfer.

2004 stand es zwischen Portugal und England nach 120 Minuten im Estadio da Luz von Lissabon 2:2. Also musste im Viertelfinale der  Europameisterschaft wieder die Elfmeterentscheidung her. David Beckham vergab den ersten für England, Darius Vassell den letzten, ehe Portugals Tormann Ricardo zum 6:5 für Portugal. Wieder ein Penaltydrama.

2006 folgte das nächste. Wieder gegen Porugal, diesmal im WM-Viertelfinale von Gelsenkirchen. Mit Frank Lampard, Steven Gerrard und Jamie Carragaher trafen gleich drei Englädner nicht, Portugal gewann 3:1. Bei dieser WM schied auch Kolumbiens Teamchef Jose Pekerman nach Elferschießen aus. Allerdings mit Argentinien im Berliner Viertelfinale gegen Deutschland. Mittwoch Abend sah Pekerman im Spartak-Stadion von Moskau gar nicht hin, wenn seine Spieler ihre Elfer schossen.

2012 das bis Mittwoch letzte englische K.o. im Viertelfinale der Europameisterschaft in Kiew gegen Italien: 120 Minuten kein Tor, dann versagten in der Entscheidung Ashley Young und Ashley Cole.

2016 ließ Souhgate sseit März bei den Zusammenkünften Elfmeterschießen trainieren. Gibt es mit Kapitän Harry Kane einen, der es  beherrscht, Strafstöße zu verwandeln. Drei seiner sechs Tore fielen durch Elfmeter, auch das gegen Kolumbien. Und als erster englischer Schütze in der Penaltyentscheidung traf er genau ins Eck. Aber alles schien nichts zu nützen Nach sechs Schützen führte Kolumbien nach Jordan Henderons Scheitern an Opsina 3:2. Doch dann zeigten die Südamerikaner Neeven. Matheus Uribe an die Latte, Kieran Trippier glich aus. Bacca scheiterte daran, dass Pikford noch die linke Hand hochriss. Dann hatte Dier das Glück, dass Ospina seinen Schuss vom Elferpunkt nur berühren konnte, nicht mehr. England außer sich, Pickford der große Held. Für ihn auch in seinem erst achte Länderspiel eine Vergangenheitsbewältigung: Ein Jahr zuvor scheiterte er im Semifinale der U 21-Europameisterschaft im polnischen Tychy an Deutschland im Elfmeterschießen. Nach seiner Heldentat von Moskau fragt keiner mehr,ob Pickford die 28,5 Millionen Euro wert ist, die Everton vor einem Jahr an Absteiger Sunderland für ihn bezahlte. Die höchste Transfersumme, die es je für einen englischen Goalie gab.

Freitag geht´s mit dem Viertelfinale weiter. Zunächst Frankreich-Uruguay und der große Schlager Brasilien-Belgien, der so ein  Spektakel bieten könnte, von dem man noch lange reden wird, Samstag dann England-Schweden und zum Abschluss Russland-Kroatien. In den vier Partien braucht die Weltmeisterschaft mehr als Schlagzeilen durch Torhüter in Elfmeterdramen.

 

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