Fußball

28 Spieler für vier Siege: Was Foda in sieben Monaten gelang

Das neue Team-Maskottchen, der Adler Ostar-RICHI, hat einen erfolgreichen Einstand hinter sich. Mit dem 1:0 (1:0) gegen Russland , dem sechsten Sieg hintereinander, wächst die Gefahr von zu großer Euphorie. Wie man Teamchef Franco Foda, der Donnerstag Mittag mit  seinem Team von Innsbruck nach Klagenfurt flog, um die Reisestrapazen am Saisonende zu minimieren, kennt, wird er bis Samstag, bis zum Duell gegen Weltmeister Deutschland, dem verbal vehement entgegensteuern. Aber sollte wieder ein positives Resultat folgen, dann wird  auch Foda „machtlos“ sein.

Am 14. November hatte seine Ära mit dem 2:1 gegen Uruguay in Wien begonnen.  In den bisherigen fünf Monaten hat er abgesehen von vier Siegen, davon die letzten drei ohne Gegentor, noch etwas viel wichtigeres geschafft: Er hat den Teamkader verbreitert. Und zwar so gut, dass anders als in der Ära seines Vorgängers Marcel Koller auch Ausfälle von Stützen kaschiert werden können. Koller reklamierte zwar erst Dienstag bei seiner Präsentation als ORF-Kommentator bei der WM in Wien für sich, noch den Umbruch eingeleitet zu haben. Aber nicht böse sein, es gibt schon Spieler, die aktuell eine wichtigere Rolle spielen als noch bei ihm oder noch gar nicht dabei waren. Das beste Beispiel: Peter Zulj. Beim 4:0 in Luxemburg neun Minuten im Einsatz, Mittwoch von Beginn an und gleich eine Zentralfigur. Bei Foda haben die Spieler aus Österreichs Bundesliga das Gefühl, nicht weniger zu zählen als die Legionäre. Bei Koller war das nicht so.

Nur ein Blick zurück: Die Verletzung von Zlatko Junuzovic im ersten Spiel der Europameisterschaft führte vor zwei Jahren zu großen Problemen, Fehlbesetzungen, falschen Rollen für David Alaba. Das Karriereende von Christian Fuchs sorgte auf seiner Position des linken Verteidigers für schlimme Irritationen. Inzwischen haben Junuzovic und Martin Harnik im letzten Herbst ihre Teamkarrieren beendet, ist der zuvor gesetzte Marc Janko kein großes Thema mehr. Aber trotzdem läuft es. Die Beispiele vom Russland-Spiel: Kein Bruch im Spiel, als Kapitän Julian Baumgartlinger nach überstandener Knieverletzung nicht fit für 90 Minuten war.  Mit Florian Grillitsch statt ihm kam kein Bruch ins Spiel. Auch Alabas Rückenprobleme und der Ausfall von Andreas Ulmer sorgten links  für keine großen Sorgen. „Ersatz“ Alessandro Schöpf sorgte für das Siegestor.

28 Spieler, davon neun aus der heimischen Liga, setzte Foda in seinen vier Partien ein. Sieben kamen immer zum Einsatz, egal ob in der Startelf oder als Joker: Marko Arnautovic, Baumgartlinger, Guido Burgstaller, Grillitsch, Florian Kainz, Louis Schaub und Schöpf. Und immer gelang es, Mannschaften zu präsentieren, die variabel agierten, worauf Foda mit seinen Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics großen Wert legen. Egal, ob mit Dreierkette oder Viererabwehr, eigentlich beginnt immer nur eine Spitze. Aber die „Halbräume“ dahinter, Mittwoch zwischen Arnautovic  und den zentralen Mittelfeldspielern, müssen immer besetzt sein. Das gelingt so variabel, dass es schwer fällt, eine fixe Aufstellung zu erkennen. Gegen Russland besetzten Stefan Lainer und Schöpf den Raum an den Flanken, agierte Kainz nicht wie gewohnt über links, sondern halbrechts, Schaub über halblinks. Viele sahen den künftigen Köln-Legionär in seinen 45 Minuten farblos, Foda hingegen nicht. Weil sich Schaub zwischen den Linien, wie es der Teamchef nannte, gut bewegte, eine Anspielstation war. Nicht weg zu diskutieren ist die Tatsache, das in der Foda-Ära das Team schwerer auszurechen ist als vorher.

Alles wartet auf das Nachbarsduell in Klagenfurt. Auch Fußball-Deutschland. Wegen des großen WM-Tests für Kapitän Manuel Neuer, das erste Match des Weltklassekeepers seit letzten September, nach seinem dritten Mttellfußknochenbruch. Im deutschen Camp in Südtirol bewies er in zwei Tests unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wieder gerüstet zu sein. Mittwoch setzte ihn Teamchef Jogi Löw in der U20 gegen das Team ein. Es gab keinen Anlass zur Sorge. Bei allem Aufbruchstimmung um Österreichs Siegesserie:  Es steht noch die Probe aufs Exempel aus, was nach einer Niederlage passiert, ob dann die Harmonie auch so passt wie nach Siegen. Die „Gefahr“ ist  vorhanden, dass man dies entweder gegen Deutschland oder Brasilien „testen“ kann. Denn auch Foda ist überzeugt: „Einer unserer Gegner wird am 15. Juli in Moskau Weltmeister.“ Dann sitzt er auf der Tribüne.

 

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