Wer wie ich vom 5.November 1969 an, dem 2:0 gegen Schottland in der Ära von Leopold Stastny, bis zum 2:0 gegen Moldawien unter Marcel Koller am letzten Freitag insgesamt 382 Spiele von Österreichs Team unter 14 Teamchefs live von der Pressetribüne sah, dem bleibt Spiel 147 immer in Erinnerung. Am 5. Juli 1991 in Odense, als Österreich in der Qualifikation für die Europameisterschaft 1992 gegen Dänemark, ein Jahr später in Schweden Sensations-Europameister, 1:2 verlor. Als die Stimmung um das Team schlecht war: Die ersten drei Spiele in der Qualifikation verloren, darunter gleich zum Start die 0:1-Jahrhundertblamage gegen die Färöer in Landskrona, zuvor am 1. Mai hatten die Teamspieler die Arbeit verweigert, was in einem 0:6 gegen Schweden in Stockholm endete. Aber dann gab ein Debütant, dem der in der Kritik stehende Teamchef Alfred Riedl damals aufbot, wieder Hoffnung: Ernst Ogris, damals bei Admira, der drei Jahre jüngere Bruder des etablierten Andi, gelang eines der schönsten, wenn nicht das schönste, das aus diesen 382 Partien in Erinnerung blieb. Er spielte im Angriff neben dem Tiroler Christoph Westerthaler, hinter ihm Peter Stöger und Andi Herzog im Mittelfeld. Österreich lag 0:2 zurück, ehe der „kleine“ Ogris mit einem Seitfallzieher Klassetormann Peter Schmeichel, damals noch nicht bei Manchester United, sondern bei Bröndby Kopenhagen, bezwang. Da applaudierten auch die schwedischen Zuschauer. Der Treffer, auch zum „Tor des Jahres“ gewählt, sorgte für mehr Gespächsstoff als die Niederlage. Donnerstag starb Ernst Ogris mit erst 49 Jahren. Rätselhafter Virus, Spitalskeim, es bringt nichts mehr, nachzukarten.
Ja, Ernst Ogris hätte öfters für solche Schlagzeilen wie in Odense sorgen können. Das Talent dazu war vorhanden. Viele sahen in ihm sogar den besseren Fußballer als Andi, der mit kurzen Unterbrechungen für Einsatz total und Aggressivität in Violett stand. Eine Saison lang gehörten sie bei Austria gemeinsam zum Kader. 1987/88 war das, zunächst unter Karl Stotz, dann unter seinem Nachfolger Ferry Janotka. Auf elf gemeinsame Einsätze über 654 Minuten kamen die Gebrüder Ogris damals, ein Tor gelang Ernst dabei. Er stand immer im Schatten des Bruders, der jetzt Austrias Amateure trainiert, konnte aber damit leben.Vielleicht hinderte seine Devise leben und leben lassen ihn daran, die große Karriere zu machen. Zu einem Länderspiel mit Andi und Ernst Ogris kam es nie. Nach der Saison bei Austria nach St. Pölten, wo er an der Seite von Argenitnien-Star Mario Kempes seien beste Zeit hatte, wo es Trainer Thomas Parits gelang, den Bruder Leichtfuß richtig anzupacken. Danach zur Admira, dort 1992 im Cupfinale gegen Austria eingewechselt, in letzter Sekunde 0:1 verloren.
Nach der Admira-Zeit versuchte er es ein Jahr lang in Deutschland. In Berlin bei Hertha BSC, damals in der zweiten Liga. In einer Mannschaft mit Niko Kovac, später bei Bayer München Doublegewinner, Weltpokalsieger, dann Legionär in Salzburg, nach der aktiven Karriere kroatischer Teamchef, jetzt Trainer bei Eintracht Frankfurt. Das wurde keine Erfolgsstory, nur Platz elf. Die Mär sagt, dass sich Trainer Karsten Heine sogar bedroht fühlte, als Ogris in der Halbzeitpause auf eine für ihn nicht nachvollziehbare Trainerkritik in der Kabine mit deftigen Wienerischen Ausdrücken antwortete. Auf den Mund gefallen war er nie, der Schmähbrüder. Einer, der sich nichts pfiff. Bis 40 blieb er aktiv, ehe er in Niederösterreich bei Stripfing die Spielerlaufbahn beendete. Als Trainer blieb er bei unterklassigen Klubs, zuletzt in Eichgraben, dem Fußball verbunden. Er hätte mehr aus sich machen können. Dennoch sind es Typen, wie Ernst Ogris eine war, die dem Fußball heute abgehen.