Fußball

Am Beispiel Schmid: Ist es gut, dass Salzburg fast alle Supertalente bekommt?

Die Erfolge von Doublegewinner Red Bull Salzburg haben auch mit dem besten Scouting aller österreichischen Klubs zu tun. Für das investieren die Salzburger auch mehr Geld als jeder andere österreichische Verein, damit reüssieren sie auch quer durch Europa, in Afrika und Asien. Sonst wäre auch der Triumph in der Youth League nicht möglich gewesen. Ein Beispiel für das starke Scouting: Hannes Wolf! Mit 15 Jahren aus Graz in die Akademie geholt, jetzt mit 18 in der Kampfmannschaft. Letzten Samstag Goldschütze beim 1:0 in Altach, Donnerstag beim 3:1 in Constanta beim 3:1 gegen Rumäniens Meister Viitorul, womit Salzburg praktisch wieder in der Gruppenphase der Europa League steht, zum 2:1 getroffen, ein Teamspieler von morgen. Vielleicht ist das mit ein Grund, dass jetzt  Österreichs größtes Talent, Romano Schmid, mit 17 auf  Grund einer Ausstiegsklausel von Sturm Graz nach Salzburg wechselt. Davon ließ er sich nicht abbringen.

Es gibt nur wenige, die den Angeboten aus Salzburg widerstehen können. Bei Rapid spielen zwei:  Louis  Schaub, der dem  intensiven Werben des früheren Sportchefs Ralf Rangnick eine Absage erteilte. Ebenso wie später Kelvin Arase nach Rücksprache mit seinen  Berater  Rob Groener und Walter Künzel. Bei Schaub stellt sich inzwischen die Frage, ob er mit seinen 22 Jahren nicht bisher schon zu viele Absagen erteilt hat. Die bekamen in den letzten Jahren auch Peter Stögers 1.FC Köln und der Hamburger SV.  Jetzt erhielt er selbst eine von Eintracht Frankfurt. Sportdirektor Bruno Hübner versicherte zwar, man behalte ihn im Blickpunkt, aber aktuell habe man andere Lösungen gebraucht. Den 25jährigen französischen Innenverteidiger Simon Falette von FC Metz sowie einen Kumpel von Trainer Niko Kovac aus gemeinsamen Berliner Zeiten, Kevin Prince Boateng.  Ein gestandener Routinier, allerdings auch umstritten. Bei Schalke galt er vor zwei Jahren schon als zu schwach, danach spielte er bei Las Palmas. Jetzt kommt der 30jährige ablösefrei, Schaub hätte eine Ablöse gekostet.

Zurück zu Salzburg und Schmid. Salzburgs Sportchef Christoph Freund deklariert schon seit längerer Zeit , dass er versucht,die besten jungen Spieler zu bekommen. Im zweiten Anlauf ist´s beim 17jährigen Steirer gelungen. Günter Kreissl, der Kollege bei Sturm, erwies sich als fairer Verlierer. Als er vor einem Jahr in Graz begann, erfuhr er bald von Schmids damaligem Berater (Christian Sand), dass  der Vertrag Schmids juristisch nicht haltbar ist, es großes Interesse mehrerer Klubs an ihm gibt, darunter von Salzburg. Kreissl ließ den Vertrag prüfen, Juristen kamen zur gleichen Ansicht.  Daher musste ein neuer her, blieb  Kreissl nichts anderes übrig, als die von Schmid und seinem Berater geforderte  Ausstiegsklausel zu akzeptieren. Die nützt Schmid jetzt, obwohl ihn sein neuer Berater  (Thomas Böhm) nicht dazu drängte. Er ließ sich auch von Sturms Präsidenten Christian Jauk, Kreissl, Trainer Franco Foda und Mitspielern nicht davon  abbringen: „Man kann einen 17jährigen nicht mehr fördern, als es bei uns zuletzt geschah“, gab sich Kreissl überzeugt. Vor zwei Runden erzielte Schmid als erster 17jähriger ein Tor in der Bundesliga, beim 3:2 gegen die Austria im Happel-Stadion. Auch die in Aussicht gestellte maßvolle Gehaltserhöhung reizte Schmid nicht. Kreissl lehnte ab, für ihn die ganze  Gehaltshierarchie auf den Kopf zu stellen. Und punkto Finanzen und Angebote kann in Österreich bekanntlich keiner mit Salzburg mithalten.

Kreissl machte auch Freund  keine Vorwürfe. Weil der Schmid reinen Wein einschenkte, sich über die Filiale Liefering in der Ersten Liga hochdienen zu müssen. Genau genommen wechselt also Schmid vom Tabellenführer der Bundesliga vorerst in die Erste Liga. Der 17jährige Supertechniker mit der Spezialität Tempodribbling  ist aber sicher, bald Liefering hinter sich zu lassen und bei Salzburg-Trainer Marco Rose ein ernstes Thema zu sein. Zeugt von Selbstvertrauen. Sturm kassiert einen sechsstelligen Betrag über 600.000 Euro, den in Österreich auch nicht jeder für einen 17jährigen bezahlen würde und will noch eine Gewinnbeteiligung beim Weiterverkauf aushandeln. Freitag  soll das über die Bühne gehen.

Wenn auch alles korrekt abgewickelt wird, muss doch eine Frage erlaubt sein: Ist es gut, dass Salzburg die besten Talente Österreichs bekommt? Die Ausbildung in der Akademie ist sicher  hervorragend, aber  bei anderen Klubs würden einige sicher früher und mehr Spielpraxis in der Bundesliga bekommen. Sich vielleicht sogar besser entwickeln können. Gegen die Theorie sprechen allerdings die Beispiele des bereits nach Leipzig verkauften Konrad Laimer, von Xaver Schlager sowie Wolf. Allerdings ist in dieser Konstellation absehbar, dass sich in der Bundesliga auf viele Jahre hinaus nichts am Solo für Salzburg ändern wird. Und ob das gut ist, darf zumindest in Zweifel gestellt werden. Es gibt auch Beispiele, dass es nicht funktioniert. Etwa Stefan Stangl: Zwar der beste Vertrag seiner Karriere, aber seine Entwicklung ging nicht weiter. Ganz im Gegenteil.

Kein Solo für Salzburg bedeutet  aus österreichischer Sicht zum Glück das Play-off zur Europa League: Auch die Austria gewann auswärts. Auf Grund der personellen Probleme kam das 2:1 (1:1) bei Eindhoven-Bezwinger Osijek  mit dem ersten Austria-Treffer von Christoph Monschein und eines verwandelten Freistoss des neuen Kapitäns Raphael Holzhauser etwas überraschend. Auch bei Violett sieht es wieder nach Gruppenphase aus.  Jetzt ist Sportchef Franz Wohlfahrt gefordert, dafür personell aufzurüsten. Speziell für das Abwehrzentrum. Geld musste ja nach dem fixierten Verkauf von Larry Kayode vorhanden sein.

 

 

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