Der größte „Hit“ im ersten Kader von Österreichs Teamchef Ralf Rangnick ist zweifelsohne das Comeback von einem der 13 Legionäre aus der deutschen Bundesliga: Von Rechtsverteidiger Stefan Lainer (Bild). Er ist nächste Woche bei den fünf Trainingstagen in Marbella bei Sonne und Temperaturen über 20 Grad dabei, danach bei den Spielen gegen die Slowakei in Bratislava und gegen die Türkei im Wiener Happel-Stadion. Der 31 jährige „Stevie“ darf auf seine zweite Europameisterschaft hoffen. Bei der ersten erzielte er 2021 beim 3:1 gegen Nordmazedonien in Bukarest den Führungstreffer zum 1:0. So viel Biss und Energie wie damals hat er jetzt wieder. Auch Rangnick fand es bemerkenswert, wie Lainer letzten Juli mit der erhaltenen Krebsdiagnose umging, innerhalb von sechs Monate den Weg zurück schaffte: „Das hat er mir immer prophezeit!“ Jetzt gehört er erstmals seit September 2022, als mit der 1:3-Heimniederlage gegen Kroatien der Abstieg aus der Nations League A passierte, zum Team, steht vor seinem 39. Länderspiel. Rangnicks Assistent Lars Kornetka saß letzten Samstag beim 3:3 von Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln auf der Tribüne, danach war das Comeback von Lainer, der Dienstag mit Mönchengladbach im Pokalviertelfinale auf Bayern-Bezwinger Saarbrücken (Achter der dritten Liga) trifft, klar. Ebenso die Pause für Kölns Kapitän Florian Kainz. Er steht ebenso auf der Abrufliste wie Dejan Ljubicic, der andere Köln-Legionär. Rangnick informierte beide davon am Montag telefonisch. Die Rapidler Niklas Hedl, Guido Burgstaller und Marco Grüll erfuhren von ihrer Nicht-Nominierung wegen des verbalen Ausrutschers nach dem Derby erst durch die Bekanntgebe des Kaders: „Ich toleriere so etwas bei meinen Mannschaften nicht“, behauptete Rangnick. Das soll vorerst nur für diesen Lehrgang gelten.
Bei dem 13 Legionäre aus der deutschen Bundesliga dabei sind. Außer Lainer noch sein Klubkollege Max Wöber, Philipp Lienhart, der nach Leistenoperation im Jänner inzwischen bei Freiburg wieder voll im Mannschaftstraining steht und voll belastbar ist, Philipp Mwene von Mainz, Florian Grillitsch von Hoffenheim, Nicolas Seiwald, Christoph Baumgartner und Xaver Schlager von RB Leipzig, Konrad Laimer von Bayern, Marcel Sabitzer von Borussia Dortmund, Romano Schmid von Werder Bremen, Patrick Wimmer von Wolfsburg, der nach Syndesmosebandoperation im November seit Wochen voll trainiert, drei Kurzeinsätze hatte und Freiburg-Torjäger Michael Gregoritsch. Seiwald und Baumgartner haben beim Teamchef nichts an Wertschätzung eingebüßt, obwohl sie bei Leipzig wenig Spielzeiten bekommen. Zwei Legionäre kommen aus Frankreich (Kevin Danso von Lens, Muhammed Cham von Schlusslicht Clermont-Foot), je einer aus Dänemark (Patrick Pentz, die Nummer eins im Tor von Bröndby Kopenhagen, den Zweiten der Superligaen), Italien (Bologna-Verteidiger Stefan Posch) und England, der 31 jährige Andreas Weimann von West Bromwich, dem Fünften der Championship (zweite Liga). Er trug letztmals am 16. November 2022 beim 1:0 gegen Andorra im ersten Marbella-Trainingslager den Teamdress.
Acht der 26 Spieler kommen aus Österreichs Bundesliga. Die meisten von Rapid. Alle drei, Leopold Querfeld, Matthias Seidl und Neuling Christoph Lang fielen Rangnick beim ersten Perspektivlehrgang im Herbst 2022 in Pula erstmals positiv auf. Seidl spielte damals noch in der zweiten Liga, Lang war Reservist bei Sturm Graz. Seine Entwicklung im letzten Jahr über Ried, Hartberg zu Rapid findet Rangnick beachtlich. Daher gehört Lang mit 22 Jahren erstmals zum Teamkader, bekommt noch die Chance, sich für die Europameisterschaft zu empfehlen. Seidl trug schon dreimal den Teamdress, Querfeld war im Kader, wartet noch auf das Debüt. Zwei Spieler kommen von Meister Red Bull Salzburg (Alexander Schlager, Flavius Daniliuc), je einer von Sturm (Alexander Prass), LASK (Tobias Lawal) und Hartberg (Max Entrup).
Am 7. Juni wird Rangnick 20 Feldspieler und drei Torhüter für die EM nominieren. Sicher nicht dabei kann Sasa Kalajdzic sein, bei Kapitän David Alaba hofft Rangnick auf ein Wunder: „Wenn es einer schafft, dann David!“ Er ist mit ihm ständig in Kontakt, ebenso zwei Vorarlberger aus dem Betreuerstab des Teams (Reha-Trainer Martin Hämmerle, Ernährungsexperte Martin Rinderer). Die Reha verläuft gut, wahrscheinlich kommt Alaba zum Türkei-Spiel, für das 30.000 Karten verkauft sind, nach Wien. Beim am Knöchel operierten Manprit Sarkaria sieht Rangnick noch eine kleine EM-Chance, wegen Marko Arnautovic hatte der Teamchef Montag ein Gespräch mit Inters Sportdirektor Piero Ausilio, bei dem ein „Arnautovic-Gipfel“ in Mailand, zu dem auch Hämmerle kommen wird, vereinbart wurde. Da gilt es eine Vorsorge dafür zu treffen, dass Arnautovic nach der Ausheilung des zweien Muskelfaserrisses innerhalb von fünf Monaten bis zur Europameisterschaft nichts mehr passiert. Rangnick sah die Aktion, die letzten Samstag zur Verletzung im rechten Oberschenkel von Arnautovic gegen seine Ex-Klub Bologna führte, im Fernsehen: „Er hat dabei wahrscheinlich defensiv so gut gearbeitet wie zuvor noch nie!“ Pech.
Nicht ganz nachvollziehbar, dass Kevin Stöger trotz guter Leistungen bei Bochum wieder keine Chance bekam, nur auf der Abrufliste aufscheint. Auf der erstmals auch David Affengruber, Innenverteidiger von Sturm Graz, Nikolas Sattlberger von Rapid und Ex-Rapidler Thomas Murg, Legionär bei Paok Saloniki, stehen.
Foto: UEFA.