Fußball

Lainer redete erstmals über Kampf gegen Krebs! Rangnick reservierte goldene Hände

Vor zweieinhalb Wochen gelang Stefan Lainer beim 2:0 gegen die Slowakei in Bratislava vor den Augen seines Vaters Leo ein erfolgreiches Comeback im Teamdress, er hofft noch auf seine zweite Europameisterschaft. Jetzt redete der 31 jährige erstmals über seinen erfolgreichen Kampf gegen den Lymphdrüsenkrebs. Mittwoch in „SportBild“. Da bezeichnete er die Rückkehr in den roten Teamdress als perfekten Höhepunkt einer schwierigen Geschichte. Das erste Symptom über acht Wochen war ein Bauchstechen. Daher machte der Salzburger eine Magenspiegelung, nach der von einem Geschwür ausgegangen wurde. Dann folgte eine zweite unter Narkose, die Diagnose bekam er am 17. Juli unter der Dusche, am ersten Trainingstag mit Borussia Mönchengladbach. Der erste Gedanke hieß: Das war´s jetzt mit dem Fußball! Gut für ihn, dass er in dem Moment enge Freunde um sich hatte. Dazu zählt Hannes Wolf, mit dem er schon bei Salzburg zusammenspielte, inzwischen bei New York City gelandet ist.

Die erste Woche nach der Diagnose war schlimm. Aber ihm wurde schnell klar: „Es gibt nur einen Weg, ich muss da jetzt durch!“ Er bekam von Doktor Ludger Sellman, einem Spezialisten, einen klaren Plan. Mit sechs Antikörpergaben und vier Chemo-Blöcken von je drei Wochen. Die erste Chemo begann drei Wochen nach der Diagnose. Nach der ersten Antikörpergabe war das Bauchstechen schon weg, kam nie wieder. Daher hatte er die positive Grundeinstellung. Während der Chemo-Blocks trainiert er völlig unbemerkt auf dem Gladbach-Gelände, obwohl es ihm von Chemo-Block zu Chemo-Block schlechter ging. Beim vierten bekam er einen Infekt, musste fünf Tage mit hohem Fieber im Krankenhaus bleiben, bekam anfangs jede Stunde eine Infusion. Das fühlte sich für den Kämpfer schlechter als die Chemie davor an. Nach der letzten Antikörpergabe erhielt er die Mitteilung, geheilt zu sein. Körperlich fühlte er sich aber richtig platt.

Eigentlich wollte er schon im Dezember wieder spielen, übertrieb es aber. Daher eine Muskelverletzung, So feierte er am 21. Jänner, 188 Tage nach der Diagnose, sein Comeback. Mit dem Gedanken: Geh raus und genieß es. Als sich auf dem Rasen nichts mehr schwerfällig anfühlte, wusste er:  Ich werde bald wieder ganz der Alte: „Ich habe gelernt. dass nicht alles selbstverständlich ist. Und es im Leben jederzeit abwärts gehen kann!“ Einen neuen „Mitleidsvertrag“ lehnte er ab, jetzt macht er sich Gedanken über seine Wichtigkeit in Gladbachs Mannschaft: „Ich bin dem Verein immens dankbar, dass er mich nie fallen gelassen hat!“ Dankbar ist er auch, wie fürsorglich ihn Teamchef Ralf Rangnick durch die Krankheit begleitete: „Er hat mich nicht alibimäßig angerufen, mich immer spüren lassen, ein Teil des Nationalteams zu sein. Ein gutes Gefühl!“ Lainer gibt zu, dass ihn Rangnick als Trainer positiv überrascht habe. Mit Dingen, die er nicht unbedingt erwartet hätte.

Rangnick sorgte auch jetzt für eine überraschende Aktion: Er engagierte die goldenen Hände von Leipzig auf Abruf für die Europameisterschaft. Alexander Sekora, der von 2012 bis 2020 Physiotherapeut bei RB Leipzig, woher ihn Rangnick gut kennt und schätzt, würde, wenn Bedarf besteht, ins Teamquartier, ins Schlosshotel Grunewald nach Berlin kommen. Sekora betonte jedoch, er hoffe, dass dies nicht nötig sein wird. Die Leipziger Volkszeitung schrieb trotzdem: „Leipzigs goldene Hände sollen Rangnicks Österreicher zum EM-Titel verhefen!“ Schon etwas hochgegriffen. Zum gewohnten Betreuerstab gehören mit dem Tiroler Michael Vetorazzi, Chris Ogris und Stefan Podar drei Physiotherapeuten, dazu mit Michael Zeischka ein Masseur.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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