Fußball

Das 250. Spiel von Peter Pacult: Gut, dass es Trainer wie ihn gibt

In Hartberg wird er Sonntag zum 250. mal als Trainer in der Bundesliga agieren. Das schafften vor Peter Pacult nur neun andere. Spitzenreiter ist mit dem verstorbenen Otto Baric einer, den Pacult von 1984 bis 1986 als Rapid-Spieler kennengelernt hatte. Um ihn zu erreichen, bräuchte der 63 jährige Pacult noch 216 Partien mehr. Ob er sich das noch antun wird? Ablaufdatum hat der Ur-Wiener jedenfalls keines. Auch unter der Nummer zwei der Trainer-Rangliste, Felix Latzke, hat Pacult trainiert. Nach seiner Rapid-Zeit beim FC Tirol. Zwischen beiden gab es einige Differenzen. Bei Pacult hat sich auch in den Jahrzehnten danach wenig geändert: Er ist ein ehrlicher Typ, der zu seiner Meinung steht. Auch wenn er dies inzwischen diplomatischer tun mag.

Auf mehr Spiele als Pacult kamen noch Ernst Dokupil, Franco Foda, Hans Krankl, Gustl Starek, Didi Kühbauer, Mattersburgs Langzeittrainer Franz Lederer und Ivica Osim. Für Pacult ist Austria Klagenfurt seine 13. Station als Trainer, die dritte in der Bundesliga nach dem FC Kärnten (2004/05, 59 Spiele/Punkteschnitt 1,54) und Rapid, seiner erfolgreichsten Zeit zwischen 2006 und 2011. Mit dem bisher letzten grün-weißen Meistertitel vor 15 Jahren, der auf das legendäre 7:0 bei Red Bull Salzburg am Ostersonntag gefolgt war. 209 Spiele war er Rapid-Trainer, das muss einer erstmals schaffen. Auch der Punktschnitt (1,78) kann sich sehen lassen. Als er elf Jahre später bei Austria Klagenfurt in der zweiten Liga anfing, gab es mehr kritische Stimmen gegen einen sogenannten „Old Style“-Trainer statt Zustimmung. Er hat alle in inzwischen 95 Spielen (Punkteschnitt1,52) eines Besseren belehrt, den Traditionsklub in die Bundesliga zurückgeführt und dort zweimal die Meisterrunde erreicht. Mit einem der kleinsten Budgets der Liga. Derzeit scheint es eher, als hätten die deutsch-kroatischen Gesellschafter des Klubs trotz des sportlichen Erfolgs das Interesse an den Kärntner Violetten verloren. Wegen des Defizits, das sie bisher nach jeder Saison übernehmen mussten. Pacult hat dies sicher registriert, arbeitet aber unbeirrt weiter. Klagenfurt zählt zu den vier Klubs, die in den ersten vier Runden ungeschlagen blieben.

Es ist gut, dass es auch Trainer wie ihn gibt. Der mehr auf ihre Erfahrung und Überzeugung setzen als auf Statistiken, die nicht ihren Spielern mit dem I-Pad zeigen, wohin sie laufen sollen. Der sich nicht verstellt und daher durchaus authentisch rüberkommt. Auch wenn er Schiedsrichterentscheidungen mitunter heftig kritisiert, falls er überzeugt ist, dass sie seine Mannschaft benachteiligten, oder wenn er auf Ungereimtheiten beim Video Assistant Referee hinweist. Er war einer der ersten der Liga, der sich vom VAR „verfolgt“ fühlte. Das war mehrmals  verständlich. Zu seinem Jubiläum gastiert er mit Austria Klagenfurt in Hartberg. Gegen die Steirer bezog Klagenfurt in der Bundesliga bisher keine Niederlage. Jetzt will Pacults Kollege Markus Schopp im 16. Duell von Hartberg gegen eine der drei Austrias in der Liga endlich den ersten Sieg.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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