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Das wichtigste passiert für Rapid erst nach dem Schlusspfiff! Austria bei erstem Sieg doch etwas anders

Als Klassiker der Gegensätze titulierte Rapid den Sonntag-Schlager beim überlegenen Meister und Tabellenführer Red Bull Salzburg. Bei 16 Punkten Rückstand auf Platz eins kann man vom Vierten keine großen Kampfansagen gegen den Ersten erwarten. Da beschränkt man sich lieber auf kleine Sticheleien. Wie Sportchef Fredy Bickel, der die Problematik der  Salzburger Leihspieler bei sechs der zehn Bundesligaklubs ansprach. Nur Sturm Graz, Admira und Rapid haben keinen. Bickel erblickte in der Salzburger Verleihungspraxis eine mögliche Wettbewerbsverzerrung, vor allem künftig in der Zwölferliga mit der Teilung nach 22 Runden in obere und untere Play-off. Die Vorwürfe werden in Salzburg aber nicht sehr irritieren. Eine der Salzburg-Leihgaben zeichnete Samstag dafür verantwortlich, dass Rapid mit einem Unentschieden in Salzburg wieder Platz drei von Admira zurückholen kann. Denn Mattersburg bezwang durch die Saisontore acht, neun und zehn des Bosniers Smail Prevljak, einer Salzburg-Leihgabe, die Admira 3:2 (2:1). Bei Sturm Graz atmete Trainer Heiko Vogel nach dem ersten Dreipunkter seiner Ära in der Bundesliga dem 2:0 (1:0) beim LASK in Pasching, tief durch. Platz zwei ist abgesichert: „Es gibt keinen Ersatz für Siege“, stellte er fest.

Rapid war in der 24 Runden nur in einem Belangen besser als Salzburg: Nur in zwei Spielen kein Tor erzielt, der Tabellenführer  hingegen in vier.  Dessen Torhüter Alexander Walke spielte zehnmal zu null, Richard Strebinger einmal weniger. Aber was zählt: Salzburg ist seit nunmehr 18 Bundesligarunden ungeschlagen, verlor gegen Rapid keines der letzten zehn Duelle inklusive des Klagenfurter Cupfinales im letzten Jahr. Am nächsten daran, die Serie zu beenden war Rapid im ersten Aufeinandertreffen dieser Saison am 10. September: Mit zehn Mann bis zur 92. Minute 2:1 geführt, ehe Munas Dabbur der Ausgleich gelang. So liegt der letzte Rapid-Sieg über Salzburg schon zweieinhalb Jahre zurück: Am 1.August 2015 gewann Rapid in Wals-Siezenheim 2:1. Die Trainer hießen damals Zoran Barisic und Peter Zeidler, für Salzburg spielte damals in der ersten Hälfte Marco Djuricin, der Sohn des heutigen Rapid-Trainers. Und vom Kader für den Sonntag-Schlager Walke, Andreas Ulmer, Valon Berisha, Takumi Minamino und Christoph Leitgeb. Bei Rapid Mario Sonnleitner, Stephan Auer, Thanos Petsos, Philipp Schobesberger und Louis Schaub, sofern  er nach seiner Verletzung erstmals wieder zur Verfügung steht.

„Wir dürfen Salzburg nicht ins Pressing kommen lassen“, wusste Goran Djuricin Rapids Rezept. Sein Salzburger Kollege Marco Rose wollte nichts von der Generalprobe für die Europa League bei Borussia Dortmund, möglicherweise vor den Augen von Peter Stöger, hören: „Für uns ist nur Rapid das große Thema. Alles, was nachher kommt, ist jetzt egal.“ Er attestierte Rapid in den vier Runden dieses Jahres eine gute Spielanlage, auch wenn die Ergebnisse zu wünschen ließen, sah es als große Herausforderung, dass jetzt die Stürmer wie Joelinton (Bild oben) und Giorgi Kvilitaia anfangen, zu treffen. Die Gelb-Sperren von Innenverteidiger Duje Caleta-Car und Fredrik Gulbrandsen wird  Salzburg bei seinem Kader verkraften. Auch den möglichen Ausfall von Diadie Samessekou wegen einer Knöchelverletzung.

Rapid hat in Salzburg sogar de leichtere Ausgangsposition als eine Runde zuvor daheim gegen den LASK oder am letzten Mittwoch im Cupviertelfinale gegen Ried. In beiden Partien war Rapid zum Siegen verurteilt, in Salzburg wäre schon ein Unentschieden in Erfolg. Das wichtigste für Rapid passiert aber an diesem Sonntag erst nach dem Schlusspfiff in Salzburg, Und nicht dort, sondern im ORF-Studio am Wiener Küniglberg beim „Sport am Sonntag“. In der Sendung wird nämlich das  Semifinale im Cup ausgelost. Rapid,  Sturm und Mattersburg verbindet wohl ein Wusch: Ein Heimspiel und das nicht gegen Titelverteidiger Salzburg. Studiogast ist Franz Wohlfahrt. Sollte er die Kugeln aus dem Topf ziehen, wäre das eine absolute Premiere: Austrias Sportdirektor entscheidet, auf wen der Erzrivale im Kampf um den Aufstieg ins Cupendspiel  trifft.

Wohlfahrt konnte  Samstag ähnlich durchatmen wie Vogel. Auch für Austria galt der Satz, wonach es keinen Ersatz für Siege gibt. Für den ersten dieses Jahres, dem 2:0 (1:0) über Wolfsberg bei der Premiere des neuen Trainers Thomas Letsch, bei der Austria 2018 erstmals mehr als ein Tor erzielte. Unter Letsch spielte Austria schon etwas anders als in den letzten Wochen speilte. Letsch nahm vier Änderungen vor: Wieder Patrick Pentz im Tor, den Letsch noch aus der Salzburg-Akademie kennt, mit dem 18jährigen Aleksandr Borkovic im Abwehrzentrum neben Michael Madl, mit Dominik Prokop und Christoph Monschein von Beginn. Eine Kombination der beiden sorgte für den 2:0-Endstand durch Prokop. Eine Aktion, für die der Letsch-Satz stand: „Vieles, was wir uns vorgenommen haben, konnten wir schon zeigen. Wir kreierten viele torgefährliche Situationen, ließen wenig zu.“ Was sich nicht änderte: Der Kapitän stand im Mittelpunkt, nämlich Raphael Holzhauser. Auch in einer offensiveren Rolle, in einem 4-1-4-1 oder 4-3-3. Je nach dem, wie  man das Letsch-System sehen wollte. Holzhauser sorgte mit seinem sieben Saisontor, mit seinem dritten direkt verwandelten Freistoß für die Führung, traf in der zweiten Hälfte mit einem Freistoß die Stange. Nachher monierte er die respektlose Art, mit der Letsch-Vorgänger Thorsten Fink verabschiedet wurde. Letsch zu Austrias Situation: „Wir haben unser erstes Ziel erreicht, einen Sieg über Wolfsberg. Nicht mehr oder nicht weniger.“

 

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