Zwei Teamchefs sassen Sonntag Abend beim 2:0 des LASK bei Sturm auf der leeren Tribüne der Grazer Merkur-Arena. Franco Foda suchte Kandidaten für die Nationalmannschaft, Werner Gregoritsch für die U 21. LASK-Torschütze Marko Raguz, noch für die U 21 einsatzberechtigt, obwohl er am 10.Juni seinen 22. Geburtstag feierte, wusste im „Sky“-Interview keine Antwort auf die Frage, ob er eher einen Anruf von Foda oder von Gregoritsch erwarte. Für Foda zeichnet sich auch bei seinem Ex-Klub VfB Stuttgart eine neue Alternative für den Angriff ab: Mit Sasa Kalajdzic, der letzte Saison sechsmal unter Gregoritsch gespielt hatte. Auch bei der Europameisterschaft in Italien, danach von der Admira um kolportierte 2,5 Millionen Euro Ablöse in die zweite deutsche Liga zum VfB Stuttgart gewechselt war. Zwei Wochen nach der Unterschrift war im Vorarlberger Montafon bei einem Test gegen Freiburg in Schruns das Kreuzband im linken Knie gerissen. Die Leidenszeit ging Sonntag mit dem praktisch fixierten Aufstieg der Schwaben zu Ende. Kaladjzic profitierte von der Corona-Pause. Eigentlich war geplant, dass er erst in der Vorbereitung zur neuen Saison wieder voll einsteigen soll. So kam er noch zu fünf Einsätzen oder 154 Minuten am Weg zum Aufstieg.
Erstmals zwölf, als gegen den Hamburger SV in der Nachspielzeit das Siegestor zum 3:2 gelang. Dann eine beim 2:0 in Dresden, 15 beim 0:0 gegen Osnabrück. Dann erster Einsatz in der Startelf und 70 Minuten beim 5:1 gegen Sandhausen und Sonntag 56 beim 6:0 in Nürnberg mit je einem Tor und Assist. Seine ersten im Stuttgart-Dress.mit der Nummer neun. Damit wird die Lite der Österreicher länger, die in der Bundesliga für Stuttgart spielen. Die Vorgänger hießen „Buffy“ Ettmayer, Roland Hattenberger und Martin Harnik: „Bei allem Glück und Zufriedenheit hätte ich es doch lieber gehabt, das alles auf dieser Welt normal geblieben wäre“, spielte Kalajdzic in seiner bescheidenen Art auf die „Corona-Hilfe“ am Weg zurück an.
Schon zu Admira-Zeiten, in denen er mit dem aktuellen Sportdirektor Ernst Baumeister als Trainer einen großen Förderer hatte, stoppte den Zweimeter-Riesen schwere Verletzungen. Zuerst ein Mittelfußbruch, dann ein Syndesmoseriss. Mit dem schwer verletzten linken Knie dauerte der Weg zurück am längsten. Noch im März hatte ihm Kniespezialist Ulrich Boenisch, der ihn operiert hatte, einen Dämpfer versetzt, als er nach einer Magnetresonanz das Kreuzband noch nicht für so stabil hielt, um voll belastbar zu sein. Erst am 21. April durfte Kalajdzic ins Mannschaftstraining, so weit das damals möglich war, einsteigen. Als auch Zweikämpfe wieder erlaubt waren, „bin ich ohne groß nachzudenken zweimal hineingerutscht. Beim zweiten Mal blieb ich mit dem linken Fuß im Rasen hängen. Als nichts passierte, wusste ich, dass er wieder bergauf geht!“
Das zeigt sich auch Sonntag in Nürnberg. Bei allem Jubel findet Kalajdzic die derzeitige Situation zum Teil auch irgendwie komisch: „Ich reiß mir neun Monate den Arsch auf, um vor 60.000 Zuschauern im Saison zu spielen. Aber derzeit geht das nur vor leeren Tribünen“. Selbst das kann für Zufriedenheit sorgen. Es gibt keinen, der sich nicht mit ihm über den Aufstieg freuen würde. Auch in der Südstadt. Wahrscheinlich dachte Baumeister letzten Samstag in Altach auch an Kalajdzic, als er meinte: „Mit etwas mehr Qualität und Ruhe im Sturm würden wir wahrscheinlich nicht so weit hinten stehen.“ Geschäftsführer Thomas Drabek will zwar nichts über Vertragsdetails vom Transfer im letzten Sommer verraten, sagt aber doch: „Wir sind mit den Inhalten sehr zufrieden!“ Eine betrifft die fällige „Nachzahlung“ für den Fall des Stuttgarter Rückkehr in die Bundesliga. Ähnliche Klauseln sind inzwischen branchenüblich. Das heißt: Der Aufstieg von Kalajdzic mit Stuttgart bringt Admira Geld. Eine sechsstellige Summe, die in Corona-Zeiten nicht nur Admira gut brauchen kann.
Auch Rapid. Darum wäre Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic sicher verhandlungsbereit, wenn es stimmt, was Montag der „Kicker“ berichtete. Danach plant Stuttgarts Transferchef Sven Mislintat, zu den Angriefern aus Marokko (Hamadi al Ghaddiou), Argentinien (Nicolas Gonzalez), dem Kongo (Silas Wamangituka) und Österreich (den von Trainer Pellegrino Matarazzo, einem US-Italiener, sehr geschätzten Kalajdzic) einen Griechen hinzuzufügen: Rapids bester Torschütze, Taxirchis Fountas, soll der Nachfolger des inzwischen 34 jährigen, ehemaligen Bayern-Torjägers Mario Gomez, der Stuttgart verläßt, werden. Von drei Millionen Euro Ablöse ist die Rede.