Fußball

Foda zwischen Robert Koch-Institut und Demir: Doch mit Deutschland-Legionären in Glasgow?

Auch das deutsche Robert Koch-Institut entscheidet, welche Bundesliga-Legionäre nächsten Donnerstag zu Österreichs Team beim Auftakt in die WM-Qualifikation gegen Schottland in Glasgow gehören. Durch eine neue Einstufung der Mutationsgebiete und damit auch eine Veränderung der Quarantänevorschriften. Die sollte es am Freitag geben. Daher verlegte der  ÖFB die Pressekonferenz mit Teamchef Franco Foda und Geschäftsführer Bernhard Neuhold zweimal nach hinten, ohne dass es dann am Nachmittag neue Erkenntnisse gab. Die Ausnahmegenehmigung eines Gesundheitsamts in Nordrhein-Westfalen, fünf deutsche England-Legionäre zur WM-Qualifikation ins Land zu lassen, ohne sie in Einzelquarantäne zu schicken, da sie in der „Team-Blase“ ohnehin ständig getestet werden, machte Foda und Neuhold Hoffnung, dass dies auch für die österreichischen Teamlegionäre bei den Klubs in Nordrhein-Westfalen gelten könnte. Für Stefan Lainer und Valentino Lazaro (Borussia Mönchengladbach), Aleksandar Dragovic (Leverkusen) und Alessandro Schöpf (Schalke). Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Entscheidung für die deutschen Teamspieler traf das Gesundheitsamt in Duisburg, wo das deutsche Team zusammengezogen wird. Aber das ist nicht für Leverkusen, Mönchengladbach und Gelsenkirchen zuständig. Das heißt, es gibt nicht einmal für ein Bundesland einheitliche Regelungen. Das betrifft auch das zweite Spiel im Happel-Stadion gegen Dänemark am 31. März: Für das steht aus Baden Württemberg Philipp Lienhart nicht zur Verfügung, Sasa Kalajdzic, Christoph Baumgartner und Stefan Posch dürften nach derzeitigem Stand aber kommen. In Freiburg muss man nach der Rückkehr aus Wien in Quarantäne gehen, in Stuttgart und Hoffenheim hingegen nicht.

Die Kontakte zu den diversen deutschen Gesundheitsämtern liefen über die Vereine der Legionäre, die der ÖFB genau über das bereit im Herbst erfolgreich praktizierte  Hygienekonzept beim Team informierte. Daraus den Vorwurf zu konstruieren, der ÖFB habe nicht alles unternommen, um seine Legionäre zur Verfügung zu haben, ist absurd. Mit rund 20 verschiedenen deutschen Gesundheitsämtern über Ausnahmegenehmigungen zu verhandeln, zu glauben, dabei auf offene Ohren zu stoßen, das geht an der Realität vorbei. Ein deutsches Gesundheitsamt wird doch stets eher für die deutsche Nationalmannschaft eine Ausnahme machen als für die eines östlichen Nachbarn.  Genauso wenig nachvollziehbar ist der Glaube, ein Platzwahltausch mit Schottland wäre die bessere Lösung gewesen als ohne Deutschland-Legionäre in Glasgow zu spielen. Zum Zeitpunkt, zu dem dies fixiert hätte werden müssen, bestand  noch ein Landeverbot für Flugzeuge von der britischen Insel in Wien. Das heißt, die schottische Mannschaft hätten einen Umweg über die Slowakei nehmen müssen. Wer glaubt wirklich daran, dass Schottlands Verband dazu die Zustimmung gegeben hätte?

Die Lösung, für die sich Foda und Neuhold entschieden: Der Teamchef wird erst Sonntag Abend den 43 Mann-Kader um 20 auf die 23 reduzieren, die sich Montag in Wien treffen und Mittwoch nach Glasgow fliegen. Die andern kommen erst Mittwoch nach Wien, werden zwei Tage trainieren, bis die Mannschaft Freitag aus Schottland zurückkommt. Dann wird Foda entscheiden, wer von der Glasgow-Besetzung dabei bleibt und wer nicht. Er verwahrte sich dagegen, von einem Rumpfteam zu sprechen: „Damit wäre ich vorsichtig. Jeder der 43, die wir nominierten, genießt unser Vertrauen! Für jeden, der im Hampden Park spielt, bedeutet dies auch eine Riesen-Chance, sich für die Europameisterschaft zu empfehlen!“ Das Konzept, wie gegen Schottland gespielt werden soll, das stehe bereits. Nur die personelle Besetzung nicht. Seit Freitag Mittag weiß  Foda fix, dass Lorient-Stürmer Adrian Grbic nur für die Spiele in Wien zur Verfügung steht und Martin Hinteregger möglicherweise wegen seiner Oberschenkelprobleme ausfällt. Der Kärntner fehlt  auch Samstag  Eintracht Frankfurt daheim gegen Union Berlin.

Foda begründete auch die Auswahl der Torhüter. Es gebe einen Pool von zehn, die Tormanntrainer Robert Almer ständig beobachte und analysieren. Dazu gehören außer Alexander Schlager, Heinz Lindner, Pavao Pervan, Neuling Daniel Bachmann, Jörg Siebenhandl, Cican Stankovic und Richard Strebinger noch der Austrianer Patrick Pentz sowie die Legionäre Dejan Stojanovic (St. Pauli) und Martin Fraisl (Ado Den Haag). Diesmal habe man sich für Schlager, Lindner, Pervan, Bachmann und Siebenhandl entschieden. Ob sich Foda schon wie geplant nach den März-Spielen eine klare Nummer eins bei der  Europameisterschaft festlegen wird, das ließ er auf Grund der neuen Situation offen. Klartext sprach er über die erste Chance für den 17 jährigen Yusuf Demir in einer heiklen Situation: „Okay, er ist noch kein Stammspieler bei Rapid. Aber ich sehe bei ihm ein außergewöhnlich großes Potenzial. Vor allem hat er fast immer, wenn er eingewechselt wurde, das Spiel beeinflusst und neue Impulse gesetzt!“

Am Freitag Abend kam die Wende durch das Robert Koch-Institut. Es stufte die britische Insel nicht mehr als Virusvariantengebiet, sondern nur noch als eines mit erhöhtem Coronavirus-Infektionsrisiko ein. Der gleiche Status wie Wien. Das heißt: Keine Quarantäne mehr nach der Rückkehr von der Insel notwendig. Was das bedeutet? Samstag wird der ÖFB wieder mit Bayern München (wegen David Alaba), VfB Stuttgart (Sasa Kalajdzic), Eintracht Frankfurt (Stefan Ilsanker), Hoffenheim (Christoph Baumgartner, Florian Grillitsch), Mönchengladbach (Lainer, Lazaro), Leverkusen (Dragovic), Freiburg (Lienhart), Union Berlin (Christopher Trimmel), RB Leipzig (Marcel Sabitzer, der Freitag Abend das goldene Tor zum 1:0 in Bielefeld erzielte),  Mainz (Karim Onisiwo), Werder Bremen (Marco Friedl), Wolfsburg (Xaver Schlager, Pervan), Schalke (Alessandro Schöpf) und Augsburg (Michael Gregoritsch) Kontakt aufnehmen, um zu sehen, ob durch die neue Situation doch ihre „Ösis“ nach Glasgow dürfen. Das Spielen auf Zeit könnte sich ausgezahlt haben.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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