Dienstagabend geht es um die letzte Titelchance für Bayern in dieser Saison. Selbst wenn ein Sieg gegen Lazio Rom mit zwei Toren Differenz und der Aufstieg ins Viertelfinale gelingt, dann muss man her davon ausgehen, dass es die erste titellose Saison des deutschen Rekordmeisters seit zwölf Jahren wird. Das wäre auch für den neuen Vorstandschef Jan Christian Dreesen sowie für Sportdirektor Christoph Freund fast wie ein „Rucksack“ für die Zukunft, wenn ihr erstes Jahr so endet. Sehr clever war es nicht, schon vor zwei Wochen die Trennung von Trainer Thomas Tuchel per Saisonende offiziell zu machen. Jetzt ist er, wie man so sagt, eine „lame duck“, eine lahme Ente, musste sich Montag beim Medientermin zum Lazio-Spiel die Frage gefallen lassen, ob seine Mannschaft noch auf ihn hört. Für ihn steht dies außer Diskussion, obwohl ihn letzten Freitag beim 2:2 in Freiburg die ersten 30 Minuten an Harakiri erinnerten, er daher die Mannschaft in aller Öffentlickeit hart kritisierte, was ihm einige zum Vorwurf machten. Er hätte sich vor sie stellen müssen. Tuchel verwies auf die Leistung in der zweiten Hälfte, die er gelten ließ.
Freitag begann die Diskussion, ob Tuchel gleich gehen muss, wenn der Aufstieg nicht gelingt, das Duell gegen Lazio für ihn ein Endspiel ist. Ein Interimstrainer nach ihm bietet sich nicht an. Alle Assistenten sind aus dem „Tuchel-Lager“, kamen mit ihm zu Bayern. Auch im Nachwuchs findet sich keiner, der statt Tuchel übernehmen könnte. Welcher erfahrene Trainer wäre bereit, einen Job für drei Monate ohne Chance auf einen Titel zu übernehmen? Tuchel gab sich Montag kämpferisch, forderte Mut und Leidenschaft, meinte zu seiner Situation: „Ich mag es nicht, zu verlieren, den Einfluss nicht zu haben. Jedes Spiel ist eine Lehrstunde. Die letzten Wochen ist es schwierig, auf die positiven Seiten meines Jobs zu schauen, aber ich werde daran von Tag zu Tag wachsen. Natürlich ist es eine große Herausforderung!“ Eine Konsequenz aus den letzten zwei Spielen gegen RB Leipzig und Freiburg müsste sein, dass Konny Laimer erstmals nach seiner Wadenverletzung zur Startelf gehört. Mit seiner Einwechslung wurde Bayern jeweils stärker, weil der Salzburger als Rechtsverteidiger solider und besser spielte als Joshua Kimmich, dessen gestörtes Verhältnis zu Tuchel seit Wochen ein Thema ist.
Auch bei Lazio, den Neunten der Serie A, herrscht dicke Luft: Trainer Maurizio Sarri kritisierte die Klubbosse wegen misslungener Transferpolitik, man habe seine Wünsche ignoriert. Freitag bei der 0:1-Heimniederlage gegen Milan sahen die Abwehrspieler Luca Pellegrini und Adam Marusic sowie der Franzose Matteo Guendouzi die rote Karte. In München können sie spielen. Der Schiedsrichter sorgt sicher bei Bayern für schlechte Erinnerungen: Weil der Slowene Slavko Vincic auch der Referee war, als Bayern im Frühjahr 2022 unter Julian Nagelsmann im Viertelfinale daheim gegen Villarreal ausschied. Letzten November schloss Vincic im Wiener Happel-Stadion Leroy Sane, der in Freiburg fehlte, gegen Lazio aber spielen wird, bei Deutschlands 0:2 gegen Österreich wegen einer Tätlichkeit gegen Verteidiger Philipp Mwene aus. Schlechte Vorzeichen für Bayern?
Zu sehen ist das Spiel live bei Sky Austria. Als Experten sind Ex-Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Peter Stöger im Einsatz. Das zweite Achtelfinale am Dienstag bestreiten Salzburg-Bezwinger Real Sociedad und Paris St. Germain. Frankreichs Meister gewann das Heimspiel 2:0. Mittwoch versucht Xaver Schlager mit RB Leipzig, nach der 0:1-Heimniederlage gegen Real Madrid im Bernabeu-Stadion ein Wunder zu schaffen. Diese Partie überträgt auch ServusTV. Für Titelverteidiger Manchester City wird das Heimspiel gegen den FC Kopenhagen nach dem 3:1 in der dänischen Hauptstadt nur eine Formsache sein.
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