Fußball

Klagenfurt sorgte für Führungswechsel: Sturm überholte Salzburg

Der Kärntner Sonntag brachte tatsächlich in der zehnten Runde der Bundesliga einen Führungswechsel: Zunächst verwandelte Sturm Graz in Wolfsberg einen 0:1-Pausenrückstand in einen 2:1-Sieg, womit Red Bull Salzburg danach in Klagenfurt ohne den erkranken Trainer Gerhard Struber gewinnen musste, um auf Platz eins zu bleiben. Das schien auch zu gelingen, denn nach 29 Minuten führten die Salzburger unter violetter Mithilfe durch Tore von Roko Simic nach perfekter Vorarbeit von Karim Konate und Amankwah Forson, der die „Vorlage“ von Klagenfurts Mittelfeldspieler Rico Benatelli bekam, 2:0. Doch die korrekte rote Karte für den serbischen Innenverteidiger Strahinja Pavlovic nach 38 Minuten drehte das Spiel. Endstand vor 4892 Zuschauern 2:2, womit Sturm mit einem Punkt Vorsprung auf Salzburg in die Länderspielpause geht. Zuletzt war Sturm vor sechs Jahren nach zehn Runden Tabellenführer. Für Meister Salzburg ist es ein ungewohntes Gefühl, als Zweiter in die Länderspielpause zu gehen.

„Wir haben uns auch einen Teil zuzuschreiben, dass es dazu gekommen ist“, meinte Sportchef Bernhard Seonbuchner. Torhüter Alexander Schlager, der nach der Pause mit einem Schuhwechsel von blau auf weiß für eine ungewohnte Szene sorgte, vermutete, man habe das Match nach der schnellen Führung möglicherweise zu locker genommen. Der roten Karte ging ein Fehler von Lucas Gourna-Douath voraus. Das Foul von Pavlovic an Sinan Karweina vor der Strafraumgrenze war überdies unnötig.  Dadurch mussten Strubers Assistenten Florens Koch und Alexander Hauser, die wie beim 2:0-Startsieg in Altach die Mannschaft coachten (damals wurde einen Tag vor dem Spiel der Wechsel von Matthias Jaissle nach Saudiarabien perfekt, war Struber noch nicht im Amt), umstellen. Sie „opferten“ Offensivspieler Oscar Gloukh für Innenverteidiger Kamil Piatkowski .

Der Pole sah schon beim Anschlusstors Klagenfurt in der Nachspielzeit der ersten Hälfte schlecht als, als er nach einem Freistoß von Andy Irving das Luftduell gegen Nicolas Wimmer verlor, der per Kopf traf (Bild). Beim Ausgleich ließ sich Piatkowski von Joker Florian Jaritz nach 74 Minuten ausspielen. Den hatte Trainer Peter Pacult sechs Minuten zuvor für den griechischen Abwehrspieler Kosmas Gzekos gebracht. Zufrieden war Pacult nachher aber nicht. Die Schweißflecken auf seinem T-Shirt bewiesen, wie sehr er mit seinen Emotionen in der Coaching Zone mitspielte: „Zum Glück war in der Pause niemand in unserer Kabine“, gestand er. Die Ansprache muss ziemlich heftig gewesen sein: „In den ersten 30 Minuten passte nichts. Keine Bereitschaft, keine Aggressivität!“ Möglicherweise weckten auch die zwei aberkannten „knappen“Abseitstore vor der Pause die Klagenfurter auch etwas auf.

Von einem Weckruf war auch in Wolfsberg die Rede. Den brauchte Sturm mit dem Eigentor von Amadou Dante knapp vor der Pause. In der Aktion verlor Sturm vier Zweikämpfe, war Wolfsbergs Mo Bamba unabsichtlich mit der Hand auf den Ball gefallen. Weder Referee Walter Altmann noch  VAR Gerhard Grobelnik sahen darin einen Grund, das Tor nicht gelten zu lassen. Zwischen der 54. und 59. Minute schaffte Sturm den Umschwung: Zunächst mit einem spektakulären, aber nicht unhaltbaren Freistoß von Sarkaria, dann traf Otar Kiteishvili nach Flanke von Dante. In der Aktion hatte William Böving den Ball auf der Hand. Der Ball war vom Boden auf den Oberschenkel des Dänen und vor an die Hand gesprungen. Altmann und Grobelnik griffen erneut nicht ein: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, versicherte Aktmann nach dem Spiel. Im „Sky“-Studio stellte Experte Peter Stöger fest, dass die Handsregel in früheren Zeiten einfacher war. Altmann stimmte ihm definitiv zu.

Sturm verdankt Platz eins auch der Stärke bei Standardsituationen: 11 der 18 erzielten Treffer fielen durch oder nach Freistößen und Eckbällen. Daher empfängt Sturm in der nächsten Runde als Tabellenführer den Sensationsvierten Hartberg zum steirischen Derby, Salzburg als Zweiter den Dritten LASK. Salzburg hatte auch letzte Saison nach zehn Runden 23 Punkte, Sturm hatte damals zwei weniger. Rapid überholte die Sonntags-Verlierer Altach und Wolfsberg, schaffte den Sprung von Platz acht auf sechs, wäre derzeit der einzige Wiener Klub in der Meisterrunde.

 

Foto: Red Bull Salzburg.

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