Fußball

Legendär als Trainer und Lästermaul: Erinnerungen an Max Merkel

Vor zehn Jahren, am 28.November  2006, verstarb Max Merkel im Alter von 87 Jahren. Einer, der bei  Rapid zwischen 1946 und 1954 mit Ernst Happel ein legendäres Verteidigerpaar bildete, viermal Meister wurde, aber später  als erfolgreicher Trainer bei Rapid (1956 bis 1958), 1860 München (Aufstieg in Bundesliga, Meister, Cupsieger, Finalist im Europacup der Cupsieger) , dem 1. FC Nürnberg (mit Landmann Robert Körner als Assistent und Gustl Starek als Spieler Meister), dem FC Sevilla , den er als salonfähig machte, und Atletico Madrid (Meister, Cupsieger) die größeren Schlagzeilen lieferte. Sein Markenzeichen hieß auch mit Zuckerbrot und Peitsche, zudem profilierte er sich als Lästermaul, vor dem keiner sicher war. Keiner lästerte so schön wie er. Was Merkel  wohl jetzt zur Situation Rapids einfallen würde? Als er  in den Sechzigerjahren ein Heimspiel auf der Pfarrwiese besuchte,  meinte er  nachher spöttisch   „schlafen kann i´daheim auch“. Was in der damaligen Chefetage mit Heinz Holzbach und Fritz Grassi zu einem Sturm der Entrüstung geführt hatte. Rapid war damals  unantastbare Nummer eins in Österreich.

Zu seinen Landsleuten hatte  Merkel immer  besondere Sprüche auf Lager. 1977 holte ihn  der damalige ÖFB-Präsident Karl Sekanina als Sportdirektor, weil er glaubte, vor der Qualifikation zur WM 1978 Teamchef Helmut Senekowitsch und den Spielern Dampf machen zu müssen. Zuvor hatte Merkel einmal  konstatiert, dass die Mittagspause das einzige sei, das im ÖFB funktionierte. Nach dem WM-Erfolg, der vielleicht auch deshalb entstand, weil es Senekowitsch und die Spieler dem Feindbild Merkel zeigen wollten,  war das Kapitel  wieder erledigt. Die Mentalität der Österreicher war dem durchaus geselligen Merkel stets ein Dorn im Auge: „Der Österreicher glaubt mit 18, er sei Pele. Mit 20 glaubt er, er sei Beckenbauer. Und mit 24 merkt er, dass  er Österreicher ist.“ Aber auch die Spanier bekamen ihr Fett ab: „In Spanien gibt´s für eine Niederlage drei Gründe. Entweder war der Wind zu stark oder die Sonne zu heiß- oder die gestifteten Kerzen in der Kirche waren zu kurz.“ Selbst bei den Klubs, bei denen er gerade arbeitete, hielt er sich nicht zurück. In seiner Schalke-Zeit bemerkte er zynisch, das Schönste an Gelsenkirchen sei die Autobahn nach München. Von  Funktionären hielt er nie etwas: „Die wissen nicht einmal, dass im Ball Luft ist. Die glauben doch, der springt, weil ein Frosch drin ist.“

Ein Jahr nach dem Abschied vom  ÖFB gab ihm der damalige Bayern München-Präsident Wilhelm Neudecker im Alleingang einen Zweijahresvertrag. Ein Spieleraufstand folgte  Merkel nahm den Job nie an, bekam aber  zwei Jahre lang das Bayern-Gehalt. Auch legendär.  Danach nahm er sich als „Bild“-Kolumnist alle aufs Korn. Auch wenn sie Erfolge hatten, Merkel fiel immer etwas zum Lästern. Es gab Ausnahmen wie bei Diego Maradona , dem er zutraute, aus 50 Metern  Entfernung mit dem Ball eine Telefonnummer wählen zu können.  Bei  Trainern stellte er mitunter fest, das intelligenteste an ihnen sei der Weisheitszahn. Selbst  Otto Rehhagel war während seiner sensationellen Ära bei Werder Bremen Zielpunkt des Merkel-Lästerns: „Früher hatte Otto Rehhagel Mühe, Omelett von Hamlet zu unterscheiden. Da hat er geflucht, du  bist eine Arschgeige. Heute sagt König Otto: Sie sind eine Analvioline.“

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