Die verbale Abrechnung von Marcel Koller mit Ex-Teamspieler Paul Scharner nach dessen unqualifizierten Attacken auf ihn und David Alaba am Tag vor der WM-Qualifikation gegen Moldawien fand auch im Schweizer „Blick“ Beachtung. Das Massenblatt titelte „Koller legt sich mit Ex-Nati-Spieler an“. Mit seinen Antworten lag der Teamchef zwar hundertprozentig richtig, trotzdem bleibt die Frage, ob er Scharner damit nicht zuviel der Ehre zukommen ließ. Denn damit erreichte der bisher einzige Österreicher, der englischer Cupsieger wurde, sein Ziel, nach längerer Zeit wieder einigermaßen in den Medien vorzukommen. In Hamburg reagierte man auf Scharners Abrechnung über seine Zeit in der Hansestadt, in der sich nicht durchsetzen konnte, mit der Devise „nicht einmal ignorieren“. Die Zielscheiben der kaum registrierten Scharner-Angriffe: Der damalige HSV-Trainer Thorsten Fink, jetzt bei Austria, der damalige Sportchef mit Sturm-Vergangenheit, Oliver Kreuzer (jetzt bei Karlsruhe) sowie der damalige Kapitän Heiko Westermann, jetzt Reservist bei Ajax Amsterdam.
Im „Blick“ kam Österreichs Teamchef aber nicht nur wegen Scharner vor. Sondern bereits zuvor auch wegen der noch offenen Trainerfrage beim Schweizer Meister FC Basel. Kollers Berater Dino Lamberti hat ja einen guten Draht zum“Blick“-Fussballchef Andreas Böni. Der nannte immer Koller als richtigen Trainer für die Basler, stellte ihn daher auch auf die Kandidatenliste für eine Internet-Umfrage bei den Lesern, wer denn nächste Saison die Basler trainieren sollte. In zwei Stunden gaben 10.000 ihre Stimme ab. Und siehe da, Koller ging als Sieger hervor. Mit 1832 Stimmen. Der derzeitige Trainer Urs Fischer, dem man fehlende internationale Erfolge vorhält, kam mit 1657 Stimmen auf Rang drei. Fink, in Basel auf Grund seiner Erfolge von 2009 bis 2011 noch immer populär, landete mit 1548 auf Rang fünf. 460 forderten einen Österreicher. Den ehemaligen Salzburg-Dubletrainer Adi Hütter. Sein Vertrag bei Young Boys Bern läuft bis 2018.
Man kann zwar durchaus kombinieren, dass der clevere Lamberti für Koller eine Alternative vorbereitet, falls er mit Österreich in der WM-Qualifikation scheitert. Aber darüber herrscht durch das 2:0 gegen Moldawien frühestens nach dem Match gegen Irland am 11. Juni in Dublin Klarheit. Aber so lange, bis nach Meisterschaftsende, wird Basel mit seiner Trainerentscheidung sicher nicht warten. Und ob der Wunsch der „Blick“-Leser für die neue Basel-Führung um den designierten Präsidenten Bernhard Burgener und Sportchef Marco Streller Befehl sein wird, Koller zum Ausstieg aus dem Vertrag als Teamchef bis zum Ende der WM-Qualifikation zu bewegen? Nur schwer vorstellbar.