Fußball

Mit „Wunderwuzzi“ Arnautovic von Beginn – aber in welcher Rolle?

Wenn es Montag Abend im National Stadion von Bukarest gegen die Ukraine um Platz zwei und den ersten Aufstieg ins EM-Achtelfinale geht, dann spielt Österreich in seinem dritten Match erstmals in den rot-weiß-roten Heimdressen und erstmals mit der Nummer sieben von Beginn an. Mit Marko Arnautovic. Das gab Teamchef Franco Foda entgegen seinen Gewohnheiten bereits einen Tag vorher bekannt. Was er damit bezwecken wollte? Für Aufbruchsstimmung sorgen? Fakt bleibt, dass  Arnautovic in den 15 Spielen seit September 2020 elfmal fehlte, dreimal eingetauscht wurde und nur einmal zur Startelf gehörte. Das war am 18. November 2020 beim 1:1 im Happel-Stadion gegen Norwegen, als der Gruppensieg in der Nations League schon feststand. Sich an den „Wunderwuzzi“ Arnautovic zu klammern, könnte mit einem bösen Erwachen ändern. Auch wenn Arnautovic beim bisher letzten Duell gegen die Ukraine, beim 3:2 in Innsbruck am 1. Juni 2012, das 2:1 und 3:2 in vorletzter Minute erzielte.

Zumal Arnautovic, realistisch betrachtet, in seinem siebenten Spiel seit November nicht die Fitness für 90 Minuten haben kann. Er muss also seine Kraft für 30 Minuten sozusagen aufteilen. Also setzt Foda darauf, dass eine Aktion von Arnautovic entscheiden sein kann. Also auf die „Wunderwuzzi“-Rolle. Außerdem verriet Foda nicht, welche Rolle er für Arnautovic  im 3-4-2-1-System vorgesehen hat. Ganz vorne als Spitze, womit Sasa Kalajdzic wie beim 0:2 gegen Holland auf der Bank beginne würde. Oder mit Marcel Sabitzer auf den zwei Offensivpositionen hinter der Spitze. Dann würde Christoph Baumgartner erstmals nicht in der Startelf stehen. Sonstige  Fragezeichen in der Aufstellung? Florian Grillitsch ließ einmal kurz verlauten, mit der Reservistenrolle schlecht leben zu können. Alles andere wäre ein schlechtes Zeichen. Er wäre eine Alternative zu Konrad Laimer oder Xaver Schlager.

David Alaba, auch 2012 beim 3:2 schon ebenso dabei wie Julian Baumgartlinger, weiß seit Sonntag aus deutschen Medien, das Vorbild für Robin Gosens, dem besten Spieler Deutschlands  beim 4:2 gegen Europameister Portugal zu sein: „Er ist nur zwei Jahre älter als ich, hatte seinen Durchbruch als ich noch beim Dorfverein gespielt habe.“ Gosens beneidet Alaba um seine Vielseitigkeit. Aber Österreichs Kapitän wird auch gegen Ukraine wie gegen Nordmazedonien und Holland wieder einer der drei Innenverteidiger sein. Foda wird nicht alles umkrempeln, auch wenn er dies Sonntag nicht ausschloss. Aber dies in einem Match, das man durchaus aus Duell auf Augenhöhe bezeichnen kann, zu tun, wäre keine gute Idee. Die Ukraine lieg in der Weltrangliste nur Nationalteams auf Platz 24, nur einen hinter Österreich.  Stützt sich vor allem auf vier Legionäre: Im Mittelfeld  auf Oleksandr Zinchenko von Englands Meister Manchester City, in der Offensivabteilung auf Andriy Yarmolenko von West Ham, Roman Yaremchuk von Gent und  Ruslan Malinovskyi von Atalanta Bergamo. Yarmolenko spielte zu einer besten Zeit bei Dynamo Kiew mit Aleksandar Dragovic, bei West Ham mit Arnautovic. Bei der EM erzielte er bisher zwei Tore, was nach einer schwachen Saison bei West Ham nicht so zu erwarten war. Er spielt eine ähnliche Rolle wie früher Arjen Robben bei Holland und Bayern. Mit seinem starken linken Fuß über die rechte Seite: „Wenn es uns gelingt, seinen linken Fuß zu neutralisieren, ist das die halbe Miete“, prophezeite Dragovic.

Der große Star bei der Ukraine ist aber der Teamchef: Andrij Shevchenko, mit 111 Länderspielen und 58 Toren der Rekordteamspieler, ein ehemaliger Weltklassestürmer, der mit Milan 2003 die Champions League gewann, viel von Trainerstar Carlo Ancelotti lernte. Spielkontrolle durch Ballbesitz steht beim 44 jährigen im Vordergrund. Sollte Österreich den Aufstieg verpassen, ist es nicht schwer, zu prophezeien, was bald einsetzen wird: Die Diskussion um die Frage, ob Franco Foda für die WM-Qualifikation, die im September weiter geht, Teamchef bleiben soll. Einen Vertrag hat er auf jeden Fall. Aber es bewährte sich schon vor fünf Jahren nicht, mit einem bei der Europameisterschaft gescheiterten Teamchef um das WM-Ticket zu kämpfen. Das wurde mit Marcel Koller gegen Serben, Wales und Irland verpasst.

Foto: FotobyHofer/Diener/Philipp Schalber.

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