Rund 1,5 Millionen Euro ließ es sich vor drei Jahren Bayer Leverkusen kosten, um Roger Schmidt aus seinem Vertrag bei RB Salzurg herauszukaufen. Das vorzeitige Ende von Schmidts Ära kommt jetzt um ein vielfaches teurer: Zehn Millionen muss Leverkusen in die Hand nehmen, um Schmidts bis 2019 laufenden Vertrag aufzulösen, auch seinen Stab auszuzahlen. Dazu gehörte auch ein erst im Winter installierter Trainermanager, eine Art Mediator zwischen Schmidt und dem Klub.
Bei Neuzugängen um 42,6 Millionen Euro, darunter mit Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Rambo Özcan drei Österreicher, sind elf Niederlagen in der Meisterschaft, Platz zehn mit 26 Punkten Rückstand auf Bayern, viel zu viel. Die schlechteste Saison seit 14 Jahren. Dazu schon im Herbst das blamable Ausscheiden im Pokal gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte, das Ende im Achtelfinale der Champions League und die schroffe Art von Schmidt, der sich mit Gott und der Welt anlegte. Damit auch viele Spieler vor den Kopf stieß. Nur noch sein Schützling aus Salzburg-Zeiten, Kevin Kampl, stand bedingungslos zu Schmidt, der noch Öl ins Feuer goss, weil er nach dem2:6 in Dortmund meinte, er könne sich mit der Leistung identifizieren.
„Wir mussten das tun, um nicht vollends unsere Ziele aus den Augen zu verlieren“ meinte Sportchef Rudi Völler, der zuvor Schmidt gegen alle Angriffe mit Hinweis auf die zwei erfolgreichen Saisonen davor in Schutz genommen hatte. Der Nachfolger bis Saisonende soll in 13 Runden noch einen Europacupplatz schaffen: Der 42jährige Türke Tayfun Korkut, im Dezember bei Zweitligist Kaiserslautern zurückgetreten, zuvor von Jänner 2014 bis April 2015 bei Hannover 96. Holte dort in 48 Spielen im Schnitt nur 1,17 Punkte pro Partie. Der Abstieg zeichnete sich bereits ab, als er gehen musste. Installiert hatte ihn in Hannover Sportdirektor Dirk Dufner, der drei Monate nach Korkut den Hut nahm. Letztes Jahr sich in Wien um den Job bei Rapid bewarb, aber selbst aus dem Rennen nahm, als er erfuhr, dass ein Persönlichkeitsbild von ihm erarbeitet werden sollte.
Schmidt scheiterte auch an seinem bedingungslosen Offensivkonzept, das für 38 Verlusttore und eine negative Tordifferenz sorgte. Die Abstimmung zwischen Abwehr und zentralem Mittelfeld passte nicht, worunter auch Innenverteidiger Dragovic und Abräumer Baumgartlinger litten. Speziell zu Österreichs Teamkapitän fand Schmidt nicht den richtigen Draht, weshalb man sich fragen musste, warum ihn Leverkusen um Millionen aus Mainz holte. Die herausragende Partie Baumgartlingers in Wembley beim 1:0 im Gruppenspiel der Champions League gegen Tottenham änderte nichts daran. Für Baumgartlinger und Dragovic ist´s ein Neubeginn, Özcan bleibt in der Torhüterhierarchie weiter die Nummer zwei. Auf jeden Fall freuen sich Dragovic und Baumgartlinger bereits auf Österreichs Team. Zuvor kommen noch die Spiele gegen Werder Bremen, Atletico Madrid und Hoffenheim.
Eine neuen Chef bekam auch ein anderer rot-weiß-roter Teamspieler: Martin Harnik in der zweiten Liga bei Hannover 96. Dort musste nach dem 0:2 beim Vorletzten Karlsruhe und dem Rückfall auf Platz drei hinter Union Berlin aber nicht der Trainer gehen, sondern Sportvorstand Martin Bader und sein Assistent Christian Möckel, die Harnik im letzten Sommer aus Stuttgart geholt hatten. Der neue starke Mann, den Hannoveer-Boss Martin Kind und Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder als Aufsichtsratchef einsetzten: Der 47jährige Ex-Internationale Horst Heldt, letzte Saison noch bei Schalke, als Spieler mit Toni Polster beim 1.FC Köln, 2001/02 auch bei Sturm Graz in der Ära von Ivica Osim. Möglich, dass Heldt seinen Kärntner Assistenten aus Schalke-Zeiten, Gerhard Zuber, mitnimmt. Viele erwarten als Heldts erste Amtshandlung die Beurlaubung von Trainer Daniel Stendel. Als Favorit gilt der im Winter bei Mönchengladbach beurlaubte Andre Schubert, der den Traditionsklub in der Saison davor aus dem Tabellenkeller in die Champions League geführt hatte. Der Aufstieg gilt bei Hannover als alternativlos.